206 Wir können Herrn Stadtv. Bergmann in einem Punkte folgen: Wir haben den feſten Willen, in der Sache etwas zu tun, aber wir wiſſen noch nicht, welches der richtige Weg iſt. Sie ſagen: Wo ein Wille iſt, da iſt auch ein Weg. Ja, meine Herren, wenn man den Willen hat, auf ein Ziel loszugehen, muß man zunächſt den richtigen Weg ſuchen, damit man nicht auf Abwege gerät. Damit kann Ihnen nicht gedient ſein, ein Inſtitut vorgeſchlagen zu er⸗ halten, wie es in Schöneberg beſteht, um nachher feſtzuſtellen, daß es doch nicht die Vorteile bietet, die Sie erhoffen. Alſo, meine Herren, Sie können überzeugt ſein, daß unſere Stellungnahme, die der verſtorbene Ober⸗ bürgermeiſter Schuſtehrus hier gekennzeichnet hat, ſich in keiner Weiſe geändert hat, und daß wir genau wie Sie die Mißſtände auf dem Huypothekenmarkt kennen. Ich perſönlich habe genaue Erfahrungen auf dieſem Gebiete und weiß, wo die Hausbeſitzer der Schuh drückt. Ich bin mit dem Magiſtrat ernſtlich beſtrebt, in der Sache etwas ordentliches zu ſchaffen. Stadtv. Zietſch: Mein Herren! Die Ungeduld der Hausbeſitzer, auf dieſem Gebiete etwas, und zwar recht bald etwas geſchaffen zu ſehen, kann ich be⸗ greifen. Ich habe bedingt zuſtimmende Ausführun⸗ gen zu dem Antrag in der Sitzung vom 22. Ja⸗ nuar gemacht. Dabei habe ich mich ja auch der Ge⸗ fahr ausgeſetzt, in den Verdacht zu kommen, auf der Seite des Grundbefitzes zu ſtehen. (Heiterkeit.) Was darüber und insbeſondere inbezug auf die Ausführungen des Herrn Dr Crüger, den ich jetzt nicht auf ſeinem Platze ſehe, zu ſagen iſt, werde ich nachholen, wenn uns die Vorlage des Magiſtrats unterbreitet iſt. Deswegen will ich auch ſachlich auf das Thema nicht zurückkommen. Ich glaube aber — und auch die Ausführungen des Herrn Bürger⸗ meiſters haben das beſtätigt —, daß Herr Kollege Bergmann aus den Ausführungen des Herrn Stadt⸗ kämmerers doch das Gegenteil von dem herausge⸗ hört hat, was geſagt worden iſt. Ich meine, man kann dem Magiſtrat nach den früheren und heutigen entgegenkommenden Erklärungen gegenüber dieſem Antrage und gegenüber dem Be⸗ ſchluß der Mehrheit der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung nicht den Vorwurf der Gleichgültigkeit oder der dilatoriſchen Behandlung dieſer Sache machen. Der Herr Kämmerer hat ausdrücklich erklärt: Wir haben uns im Schoße des Magiſtrats, ſchon ehe die An⸗ regung dazu von der Verſammlung gegeben war, mit der Angelegenheit beſchäftigt; wir konnten bisher nur zu keinem Ergebnis kommen, weil die Behandlung dieſer Materie ungeheuer ſchwierig iſt. Und wenn ich mir den Antrag durchleſe, der am 22. Januar von Ihnen angenommen worden iſt, ſo finde ich, daß es darin auch heißt: Magiſtrat wird erſucht, in baldige Erwägungen darüber einzutreten, welche ſtädtiſchen Ein⸗ nichtungen getroffen werden können uſw. Sie ſehen, Sie haben ſelbſt die Schwierigkeit der Löſung dieſer Frage bei der Formulierung dieſes Antrages und — wie ich auch mit Recht annehmen darf — bei Ihrer Beſchlußfaſfung keinen Augenblick verkannt. Sie ſind ſich ſelbſt im Zweifel geweſen, welcher Weg mit Nutzen und Erfolg beſchritten Sitzung vom 23. April 1913 werden könnte, und nun verlangen Sie nach einer verhältnismäßig kurzen Zeit, in der doch immerhin entſchuldbare Verhältniſſe im Magiſtrat vorhanden waren, die eine Verzögerung der Löſung dieſes Pro⸗ blems mit ſich gebracht haben, vom Magiſtrat die Klärung dieſer ſchwierigen Frage. Wenn der Herr Bürgermeiſter erklärt, daß man ſich im Schoße des Magiſtrats darüber einig ſei, dem Beſchluß vom 22. Januar nachzukommen, und be⸗ müht iſt, den richtigen Weg zu ſuchen, ſo kann man loyalerweiſe dazu nichts weiter ſagen, als daß wir warten müſſen. (Zuruf.) — Ja, Herr Kollege Bergmann, wenn auch der Grundbeſitz ſeit Jahren gewartet und in den letzten 10 Jahren ſchwere Zeiten durchgemacht haben mag, dann liegt es, glaube ich, gerade im Intereſſe einer gründlichen Sanierung der Hypothekenmarktverhält⸗ niſſe durch das Eingreifen der Stadt, wenn man nun ſchließlich ein paar Monate länger wartet. In den nächſten paar Monaten wird ſich ja die Lage für den großen und kleinen Grundbeſitz nicht ſo um⸗ ſtürzend geſtalten, daß von dem vielleicht 2 oder 3 Wochen früher oder ſpäter kommenden Beſchluß des das Heil der Grundbeſitzer abhängen ann. Wie ſchwer der Weg zu beſchreiten iſt und wie ungemein weit die Anſchauungen über eine derartige ſtädtiſche Hypothekenanſtalt auch innerhalb der Stadtverordnetenverſammlung differieren und ſchon bei der Beratung dieſes Antrages auseinandergingen, dafür weiſe ich nur darauf hin, daß Herr Kollege Neumann jetzt von der Einrichtung einer ſtädtiſchen Hypothekenbank für die Gewährung zweiter Hy⸗ potheken ſprach. Die zweiten Hypotheken waren aber in dem Antrag nicht ausdrücklich genannt; es handelte ſich nur um die Gewährung von Hypo⸗ thekengeldern, und ich entſinne mich der Ausführun⸗ gen des Herrn Dr. Crüger, der in die Möglichkeit der Vergebung zweiter Hypotheken durch die Stadt nur äußerſt geringe Hoffnungen legte. Sie ſehen daraus, wie auch über den materiellen Inhalt des Antrages heute noch die Auffaſſungen auseinandergehen. Des⸗ halb iſt es nötig, daß der Magiſtrat dieſe Frage mit aller Ruhe und gründlich und erfolgreich behandelt. Stadtv. Panſchow: Meine Herren! Mit großer Freude haben wir davon Kenntnis genommen, daß der Herr Bürgermeiſter erklärt hat, die Sache ſolle nun endlich vorwärts gehen und das Problem in An⸗ gerh genommen werden. Aber wir dürfen uns nicht verhehlen, daß es doch wirklich recht lange gedauert hat, bis. ſich dieſe Meinung beim Magiſtrat Geltung verſchafft hat. In den Kreiſen der Haus⸗ und Grundbeſitzer hat ſich tatſächlich die Anſicht heraus⸗ gebildet, daß der Magiſtrat nichts tun, ſondern ge⸗ wiſſermaßen mit verſchränkten Armen zuſehen wolle, und das enen der Tatſache, daß eine große Reihe von Gemeinden um Berlin herum ſchon Hy⸗ pothekenanſtalten geſchaffen haben. Ich erinnere daran, daß Neukölln auf dieſem Gebiete bereits vorgegangen iſt und ganz erhebliche Erfolge erzielt hat. Ich verweiſe darauf, daß Schöne⸗ berg erſt vor ganz kurzer Zeit eine Hypothekenan⸗ ſtalt eingerichtet hat, und wenn ſie auch nicht allen Wünſchen entſpricht, die nach dieſer Richtung hin gel⸗ tend gemacht werden, ſo hat ſie doch dazu beigetragen,