Sitzung vom 23. April 1913 gebracht, die neue Pflaſterungen vorſehen, und heute überſehen wir genauer — wenn auch immer noch nicht ganz genau —, welche Mengen und welche Materialarten bei den Fuhrenleiſtungen in Frage kommen. Wenn wir nun nach dem heutigen Stande die Koſtenſummen unter Zugrundelegung der An⸗ gebote berechnen, dann kommen wir zu folgendem Ergebnis: Fricke 27 882 ℳ, Hertling 28 213 . Sie ſehen nach dieſer Berechnung, die die größere Wahrſcheinlichkeit für ſich hat als die zuerſt vorge⸗ nommene, daß Hertling hier auch um 400 ℳ teurer iſt, während er vorher um 400 ℳ billiger war. Was wir bei der Zuſchlagserteilung voraus⸗ geſehen hatten, trifft alſo tatſächlich zu, nämlich: die Angebote von Fricke und Hertling ſind gleich, und von einem Mindeſtfordernden kann man nicht ſprechen. (Auf Antrag des Stadtv. Zander beſchließt die Verſammlung die Beſprechung dieſer Anfrage.) Stadtv. Gebert: Meine Herren! Nach den Er⸗ klärungen des Herrn Stadtbaurats glaube ich wohl, daß die Angelegenheit ſehr leicht erledigt werden könnte. Dennoch ſehe ich mich veranlaßt, kurz darauf einzugehen, weil ich hier darauf hinweiſen möchte, daß das billigſte Angebot für uns nicht immer das beſte und billigſte zu ſein braucht. Wir haben auf dieſem Gebiete ſchon genug Erfahrungen geſammelt, und ich weiß mich zu entſinnen, daß beiſpielsweiſe bei der Vergebung der Fuhrenleiſtungen an die Firma Hennicke der Unterſchied ganz gewaltig war. Wir haben ja denn auch geſehen, daß der Fuhrunter⸗ nehmer Hennicke für einen derartigen Preis ſein An⸗ gebot nicht wieder abgeben konnte. Zwiſchen den Angeboten von Hertling und Fricke beſteht eigentlich kein Unterſchied. Ich möchte aber hierbei betonen, daß die Firma Hertling ſowohl wie die Firma Fricke das Beſtreben zeigen, ihren Ar⸗ beitern einen den Verhältniſſen entſprechenden Lohn zu zahlen. Beide Firmen ſind tariflich mit den Arbeiterorganiſationen verbunden, und ich verſtehe deshalb auch, daß ein Unterſchied zwiſchen den An⸗ geboten der beiden Firmen tatſächlich nicht vorhan⸗ den iſt. Ege aber für die Erteilung des Zuſchlags an Herrn Fricke maßgebend geweſen ſein, daß er ſich bei der Pachtung des Stätteplatzes verkalkuliert hat, ſo bin ich doch der Anſicht, daß man ſich von ſolchen Gefühlen hierbei nicht leiten laſſen ſollte. Aus den Ausführungen des Herrn Stadtbaurats iſt ja zu ent⸗ nehmen, daß das nicht ausſchließlich Trumpf war, (Stadtv. Zander: Nicht ausſchließlich!) ſondern man hat hier die goldene Mittellinie ge⸗ nommen und den Bewerber mit dem zweitniedrig⸗ ſten Angebot bevorzugt. Tatſächlich iſt ja die Summe derartig gering, daß man darüber kaum Worte zu verlieren brauchte; aber auch hier ſtellen ſich unlieb⸗ ſame Verhältniſſe heraus. Bei der Frage der eigenen Regie wären dieſe Differenzen nicht entſtanden, und wir würden auch ohne weiteres dabei zu unſerem Rechte kommen. Wir ſtehen auf dem Standpunkt, daß, wenn nicht weitere Argumente vorliegen als die, die bisher vorgebracht worden ſind, wir über dieſe Angelegenheit nicht viel zu ſagen hätten. 217 Stadtv. Zander: Herr Kollege Gebert hat den Herrn Stadtbaurat wohl vollſtändig falſch verſtanden; denn er hat einzig und allein geſagt, Trumpf hierbei ſei geweſen, daß Herr Fricke ſich bei der Verpachtung des Stätteplatzes verkalkuliert habe. Meine Herren, wir ſind Herrn Fricke in weitgehendem Maße ent⸗ gegengekommen; denn wir haben ihm faſt ein Drittel ſeiner Pacht geſtrichen. Einem anderen Kaufmann, der ſich verkalkuliert hat, wird nicht in der Weiſe ent⸗ gegengekommen, wie wir es hier getan haben. Wenn wir berückſichtigen, daß Herr Hertling Charlotten⸗ burger iſt, daß er ſo und ſo lange in unſerer Stadt ſeinen Betrieb unterhält, daß er vorher die Fuhr⸗ leiſtung gehabt und ſich direkt darauf eingerichtet hat, ſo iſt es eine koloſſale Härte, wenn ihm jetzt der Zu⸗ ſchlag nicht erteilt iſt, beſonders, da der Herr Stadt⸗ baurat uns ſoeben geſagt hat, daß bei der Submiſſion alle Angebote gleichwertig geweſen ſeien. Ich behaupte aber, daß die Angebote nicht gleich⸗ wertig geweſen ſind, ſondern daß Herr Hertling bil⸗ liger war. Denn die Methode, die der Herr Stadt⸗ baurat für die Berechnung angeſtellt hat, gibt ihm die Möglichkeit, die Sache ſo, aber auch ſo zu machen. Denn es braucht nur etwas ausgeſchaltet zu werden, wie es hier bei dem Spandauer Berg geſchehen iſt, und es kommt dann etwas ganz anderes heraus. Die Preiſe ſind hier durchſchnittlich nach Kubikmetern be⸗ rechnet, und zwar nach Kubikmetern unter Zugrunde⸗ legung der Abfuhrſtelle. Nun iſt der Mann zufällig bei dem Spandauer Berg teurer geweſen und bei der ſpäteren Berechnung, die auf veränderten Grundlagen angeſtellt wurde, die aber der Herr Stadtbaurat un⸗ möglich vorher gekannt haben kann, hat ſich dann ein Vierteljahr nachher herausgeſtellt, daß er billiger ge⸗ weſen wäre. Alle Achtung vor Ihrer Größe, Herr Stadtbaurat! Aber ich glaube nicht, daß Sie das vorausgeſehen haben und vorausſehen konnten; das kann keiner vorherſehen. Es kann abſolut nicht vor⸗ her berechnet werden, wieviel Fuhren z. B. bei dem Spandauer Berg gemacht werden müſſen; es beruht alles auf Schätzung, und daß man bei 400 ℳ nach oben und 400 ℳ nach unten in Kubikmetern nicht ſchätzen kann, werden Sie ohne weiteres zugeben. Das haben Sie ja auch zugegeben, indem Sie geſagt haben: wir haben dem Fricke ein Benefizium dafür geben wollen, daß er ſich verrechnet hat. Ich behaupte, daß in einer Stadtverwaltung ſo etwas nicht geſchehen darf, und zwar deshalb nicht, weil wir damit für Herrn Fricke auf 10 Jahre quasi ein Privileg geſchaffen haben; denn dieſer Vertrag läuft auf ſo lange Zeit, und wenn Sie einmal A geſagt haben, müſſen Sie nachher auch B ſagen, und es iſt von einer Deputation nicht richtig, wenn ſie ſich von ſolchen Kalkulationen leiten läßt. Ein Kaufmann muß das, was er ſich eingebrockt hat, vertreten; das müſſen wir alle. Wenn es ſich in einem Falle, in dem die Differenz nur 400 ℳ beträgt, um einen Charlottenburger und einen Berliner handelt, ſo halte ich es nicht für richtig, wenn man einem Berliner den Zuſchlag erteilt. Denn dieſe 400 ℳ würden dem Stadtſäckel auf andere Weiſe wieder zugutekommen. Es iſt aber bei uns in Charlottenburg eine allgemeine Klage unter den Handwerkern, daß überall ſo ver⸗ fahren wird. Stadtbaurat Bredtſchneider: Die allgemeine Klage der Charlottenburger wird ſich — das nehme ich ohne weiteres an ſicherlich nicht auf die Tief⸗ Ibau⸗ und Kanaliſationsverwaltung beziehen; denn