220 Zuſammenhang mit der Unterführung der Kaiſer⸗ Friedrichſtraße ſteht. Es muß nämlich das jetzige Empfangsgebäude abgeriſſen werden, und das kann nur geſchehen, wenn der neue Bahnhof gebaut iſt. Damals war keine Ausſicht vorhanden, daß der Bahnhof in abſehbarer Zeit gebaut würde; es hat ſich das aber in der Zwiſchenzeit wohl etwas geändert, und ich bitte den Herrn Stadtbaurat für Tiefbau, ſich darüber zu äußern, ob wir in naher Zeit Ausſicht haben, daß dort ein Bahnhof entſteht, der entſchieden der Entwicklung der ganzen Gegend dienen muß, und es würde der Frage jetzt auch wohl in Verbindung mit der beſchloſſenen Elektriſierung der Stadtbahn eher nähergetreten werden können. Jetzt liegt der Eiſenbahnkörper in einer Länge von etwa 800 Metern von der Holtzendorffſtraße bis zur Wilmerdorfer Straße als ein großes Verkehrs⸗ 47 4.. für den ſüdlichen Stadtteil da. Auch ilmersdorf und Schmargendorf werden in ihrer Entwicklung gehindert, und ich glaube, wir ſind ſchon lange von dem Standpunkt abgekommen, daß wir uns gewiſſermaßen mit einer chineſiſchen Mauer zu umgeben haben, um den Fortſchritt der anderen Stadtgebiete zu verhindern. Wir werden in⸗ direkt immer einen Vorteil davon haben, wenn wir unſere Grenzen ö ffnen. Auch der Verkehr nach der Jungfern⸗ heide würde beſſer werden. Von dem oberen Kur⸗ fürſtendamm her war einmal eine Bahn unter der Unterführung der Wilmersdorfer Straße hindurch projektiert, die nach dem Exerzierplatz führen ſollte, um dieſes Terrain auſzuſchließen. Wir ſind von dieſer Idee wieder abgekommen. Es zeigt ſich aber, daß jede Unterführung, die von der Bahn aus gemacht wird, ebenfalls dieſem Richtungszuge dient. Techniſch iſt die Frage, wie Sie aus den dort aufgehängten Zeichnungen ſehen, ſehr intereſſant; ſie iſt andererſeits auch ſchwer zu löſen. Es müſſen gerade in der Zeit zwiſchen dem letzten und dem erſten Zuge die Gleiſe unterſtützt, die Fundamente für die Widerlager ſtreifenweiſe eingebracht werden. Sie werden dann, nachdem die Fundamente betoniert ſind, wieder hinterfüllt, dann werden ſie wieder durch Schwellenlager auf dem Erdboden geſtützt, um die Unterführungsträger einbringen zu können. Bei dem großen Verkehr, der auf dem Charlottenburger Bahn⸗ hof herrſcht, iſt das techniſch eine ſehr intereſſante Löſung. Geſchickt war es von der Verwaltung, den Geh. Baurat Wambsganß zu intereſſteren, da auf dieſe Weiſe eher ein Einverſtändnis mit der Eiſenbahn⸗ direktion von vornherein gegeben war. Auch die Ar⸗ beitsteilung iſt entſchieden geſchickt gelöſt, indem die Eiſenbahn alles das ausführt, was ſie beſſer verſteht, alſo die Verlegung der Gleiſe und alles das, was mit dem Eiſenbahnkörper im Zuſammenhang ſteht, während der reine Brückenbau der Stadt vorbe⸗ halten iſt. Es befindet ſich in der Vorlage des Magiſtrats noch eine etwas dehnbare Summe, die ſich auf die Verwaltungs⸗ und Nebenkoſten und auch auf das An⸗ fahren und Fortſchaffen der Schwellen, worüber ſich die Eiſenbahndirektion noch nicht ganz genau ge⸗ äußert hat, bezieht. Es iſt da eine Summe von etwa 50 000 ℳ von dem Geh. Baurat Wambsganß in den Koſtenanſchlag eingeſetzt worden, und es wird ausgeſprochen, daß dieſe Sume vorausſichtlich nicht Sitzung vom 23. April 1913 weit überſchritten werden wird. Ich glaube, daß man das ſo in der Vorlage ſtehen läßt, da es wohl auch der Eiſenbahndirektion ſehr ſckwer möglich ſein wird, jetzt ſchon feſtzuſtellen, wieviel Schwellen ſie zum Beiſpiel an dieſe Stelle heranſchaffen muß bzw. dann dort hat. Wir werden uns alſo wohl mit der kleinen Dehnbarkeit der Vorlage beſcheiden müſſen. Daß die Verſtärkung der Deckenkonſtruktion der Unterführung auf Grund der vorgeſehenen Erhöhung des Bahnkörpers um etwa 1 Meter ſchon jetzt vor⸗ genommen wird, iſt auch praktiſch, da eine ſpätere Aenderung, wenn der Verkehr erſt durch dieſe Unter⸗ führung fließt, ſchwieriger auszuführen iſt. 0 Nun, meine Herren, muß ich noch auf einen Vorſchlag zurückkommen, den ein Mitglied unſerer Verſammlung an verſchiedene andere Mitglieder und auch ſonſt außerhalb verſchickt hat. Ich möchte das nicht im Schlußwort tun, um dem Herrn auch Ge⸗ legenheit zu geben, darauf eventuell zu antworten. Der Herr möchte gern die Unterführung weiter nach Weſten verſchieben; er behauptet in dieſem Schriftſtück, daß er dadurch 100 000 bis 150 000 ℳ ſparen würde. Er führt dann auch Einzelheiten an, auf die er dieſe Behauptung ſtützt. Zum Beiſpiel, meint er, wäre die ſchräge Lage der Unterführung, wie ſie der Magiſtrat beabfichtigt, teurer. Ich habe aus den Akten feſtſtellen können, daß die Unter⸗ führung den Bahnkörper ſtatt mit 90“ mit 86“ ſchneidet, was, auf die Länge berechnet, etwa 50 em ausmachen würde. Das wird alſo wohl jedenfalls bei der Differenz in ſeiner Koſtenberechnung nicht ins Gewicht fallen. Dann kommt er auf die Unterführung des klei⸗ nen Schaltwerkhäuschens und des anderen kleinen Stellwerkgebäudes, das ſich dort befindet. Ich habe aus dem Koſtenanſchlag feſtſtellen können, daß die Aufwendungen für die ganze Unterſtützung, die dann während des Baues notwendig ſein wird, 25 000 %ℳ betragen werden. Ich glaube, das iſt auch eine Summe, die zu dem Betrage von 700 000 ℳ in keinem Verhältnis ſteht. Wenn er befürchtet, daß die Frage des Bahnhofsbaues in bezug auf den äſthe⸗ tiſchen Standpunkt nicht gut gelöſt werden könnte, ſo können wir uns da, glaube ich, ruhig auf unſere Architekten verlaſſen. Ich glaube, daß es im allgemeinen nicht richtig iſt, die aroße Oeffentlichkeit mit einer ſolchen Frage zu beſchäftigen, namentlich wenn auch die genannten Summen nicht ganz ſtimmen. In dem Schreiben wünſcht das Mitglied, daß ſich die Tiefbaudeputation bzw. unſer Herr Stadtbaurat mit ſeinem Vorſchlage näher hätten befaſſen ſollen. Ich meine, wenn von vornherein die Anſicht beſtanden hat, daß dabei kein Vorteil für uns herausſchaut, dann lag auch keine Notwendigkeit vor, die Sache auszuarbeiten. Außer⸗ dem iſt es immer Aufgabe desjenigen, der etwas be⸗ hauptet, auch die Beweiſe dafür anzuführen. Ich möchte Sie bitten, die Vorlage glatt anzu⸗ nehmen und ſich nicht durch das Rundſchreiben, das wir bekommen haben, beirren zu laſſen. Die Sache eilt, die Gegend wartet darauf, und ich glaube, daß die ganze Frage inzwiſchen ſchon viel beſprochen und reiflich erwogen iſt. Ich bitte um Annahme der Vorlage. (Bravo!)