226 Stadtv Laskau: Meine Herren! Wenn geſagt wird, es ſoll von der Neu⸗Weſtend⸗Geſellſchaft oder irgend einer andern Geſellſchaft etwas zugegeben wer⸗ den, ſo müſſen Sie bedenken, daß früher die Zeiten für die geſchäftlichen Aktionen von Terrains vorteil⸗ hafter waren. Heute handelt es ſich um ein Terrain, das nur roh iſt, von dem man nur ſagen kann, daß es nicht mehr ein Reit⸗ oder Ererzierplatz iſt, wo aber Straßen noch gar nicht vorgeſehen ſind. Da kann man nur weiter kommen und die Sache för⸗ dern, wenn man etwas gibt. Ich möchte daher bitten, von einer Ausſchußberatung abzuſehen und die Vor⸗ lage anzunehmen. Stadtv. Wöllmer: Meine Herren! Es war eigentlich wohl nicht ganz nett, daß Herr Kollege Stadthagen in dieſer Weiſe auf uns einen, wenn ich mich ſo ausdrücken ſoll, leiſen Druck ausüben wollte. Allerdings liegt der Fall hier etwas anders als bei dem vorigen Gegenſtande der Tagesordnung, zu dem ebenfalls von drüben ein Ausſchuß beantragt wurde. Hier liegen die Verhältniſſe vielleicht ſo, daß es zweck⸗ mäßig ſein würde, noch manches zu beſprechen, um Aufklärung zu geben oder ſich zu verſchaffen, die von jener Seite für nötig gehalten wird. Wir unſererſeits — darin ſtimme ich mit dem Vorredner überein — halten einen Ausſchuß nicht mehr für nötig und ſind auch überzeugt, daß nichts anderes herauskommen wird. Wenn aber eine große Fraktion mit ſoviel Temperament, wie es in dieſem Falle Herr Kollege Stadthagen entwickelt hat, um die Einſetzung eines Ausſchuſſes bittet, ſo wollen wir nicht dagegen ſein. Berichterſtattter Stadtv. Harniſch (Schlußwort): Ich möchte Herrn Kollegen Stadthagen bloß auf einiges aufmerkſam machen, worin er nicht ganz unterrichtet iſt. Sie begründen Ihren Antrag auf Ausſchußberatung damit, daß Sie ſagen, es wäre über alles mögliche noch zu beraten, z. B. über Fluchtlinien uſw. Das iſt ein Irrtum. Die Fluchtlinien liegen feſt, die Bauordnung liegt feſt, auch die Frage der Vor⸗ gärten und die Art der Bebauung iſt geregelt. Andere Adjazenten als wir kommen überhaupt nicht in Frage. Das ganze Gebiet, das zu regulieren iſt, ge⸗ hört ausnahmslos nur uns, nicht etwa der Neu⸗ Weſtend⸗Geſellſchaft. Nur wir allein kommen in Frage. Trotzdem iſt verſucht worden, die Neu⸗ Weſtend⸗Geſellſchaft noch heranzuziehen, als es ſich um die Regulierung ihres Blocks handelte, der nach dem Kaiſerdamm geht. Da haben wir von der Neu⸗ Weſtend⸗Geſellſchaft ſoviel herausgeſchlagen, daß ſie die 65 000 ℳ zahlte, die zu der Brückenanlage vom Bahnhof herauf nach Weſtend erforderlich ſind, wo⸗ zu ſie gar nicht verpflichtet war. Das hat ſie gezahlt, aber dann geſagt: nun nicht mehr, wenn ihr noch etwas wollt, verzichten wir auf den ganzen Krempel, er kann liegen und ſchmoren. Alſo von der Neu⸗ Weſtend⸗Geſellſchaft war nichts mehr zu holen, wir ſind ſoweit gegangen, wie es nur irgendwie erreich⸗ bar war. Es fehlt uns auch die moraliſche Hand⸗ habe, nun noch etwas von der Neu⸗Weſtend⸗Geſell⸗ ſchaft zu verlangen, nachdem wir zuvor mit ihr einig eworden ſind. Vor allem fehlt uns jeder juriſtiſche nknüpfungspunkt. Wie ich ſchon mehrmals ſagte und noch einmal betonen möchte, kommt als alleiniger Adjazent die Stadt Charlottenburg in Betracht. Sonſt iſt nichts da, und wo nichts iſt, hat bekanntlich der Kaiſer ſein Recht verloren. Wie ſollen wir die Sitzung vom 23. April 1913 Weſtend⸗Geſellſchaft bekommen, wo wir ſie nirgends faſſen können! Das nur zur tatſächlichen Richtig⸗ ſtellung. Stadtv. Dr Stadthagen (perſönliche Bemerkung): Meine Herren! Es hat mir durchaus ferngelegen — ich bin wohl hier mißverſtanden worden —, eine Drohung auszuſprechen. (Ruf: Na, nal) Meine Aeußerung von der eventuellen Anfechtung der Beſchlußfähigkeit hatte als Grundlage nur, daß dann für meine Freunde Zeit gewonnen wäre, ſich mit der Sache intenſiv zu beſchäftigen. Wir haben zum erſten⸗ mal geſtern von einem unſerer Freunde Bedenken äußern hören. Alſo nur in dieſem Sinne bitte ich das aufzufaſſen. Es ſollte durchaus keine Einwirkung ſein. Im übrigen habe ich mich vorhin verſprochen. Eine Aenderung der Baufluchtlinien iſt nicht vorge⸗ ſehen, aber eine Aenderung der Straßenregulierung⸗ (Die Verſammlung beſchließt die Ueberweiſung der Vorlage an einen Ausſchuß von 11 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtv. Bollmann, Harniſch, Imberg, Klick, Laskau, Panſchow, Dr Stadthagen, Vogel, Wenzke, Wolffen⸗ ſtein und Wöllmer.) Vorſteher Dr Frentzel: Der Herr Stadtbaurat bittet, daß wir Punkt 19 der Tagesordnung vorweg⸗ nehmen möchten. Berichterſtatter iſt Herr Kollege Laskau. Wenn Sie damit einverſtanden ſind, werde ich ſo verfahren. — Wir kommen dann zu Punkt 19: Vorlage betr. Erweiterung des Rieſelfeldes. Druckſache 116. Berichterſtatter Stadtv. Laskau: Meine Herren! Generell möchte ich Sie bitten, da wir ſo in der Be⸗ willigungslaune ſind, wenn auch immer von der einen Seite Anträge auf Ausſchußberatung geſtellt werden, dieſe Vorlage, welche Koſten in Höhe von 892 500 ℳ erfordert, ohne Ausſchuß annehmen zu wollen. Ich komme auf die Sache ſelbſt zurück. Das Rieſelfeld iſt in zwei Teile geteilt. Der öſtliche Teil, den wir bis jetzt aptiert haben, iſt voll erſchöpft. Wir kommen dudurch in die Lage, einen Teil der weſtlichen Hälfte in Anſpruch zu nehmen. Hierzu iſt es not⸗ wendig, einen großen Abfanggraben zu bauen, der 234 500 ℳ koſtet. Ferner haben wir Abſitzbecken und Schlammbecken anzulegen. Die Koſten verteilen ſich wie folgt: für die Druckrohrverteilungsleitung 9800, die Abſitzbecken 77 500, für die Aptierung dieſes Teils einſchließlich des Entwäſſerungsgrabens 290 700 ℳ, für die Verlängerung des füdlichen Abfanggrabens 234 500 ℳ, für die Erweiterung des ſüdlichen Ab⸗ fanggrabens zwiſchen Havel und Potsdam⸗Spandauer Chauſſee 280 000 ℳ. Das ſind in Summa 892 500 Mark, die ich Sie zu bewilligen bitte. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: 1. Die Erweiterung der Aptierung auf dem Rieſel⸗ felde mit den dazu gehörigen Zufluß⸗ und Ab⸗ flußleitungen, ſowie die Erweiterung und Ver⸗ tiefung des ſüdlichen Abfangegrabens nach Maßgabe des vorgelegten Entwurfs wird ge⸗ nehmigt.