Sitzung vom 23. April 1913 Stadto. Vogel (fortfahrend): Ich habe ja ſchon geſagt, daß ich auf das Bauprojekt gar nicht ein⸗ gehen werde. Vorſteher Dr Frentzel (unterbrechend): Ja, Herr Kollege Vogel, dazu haben Sie aber nur das Wort bekommen. Stadtv. Vogel (fortfahrend): Zu dem Bau⸗ ꝓrojekt? Nein, zu dem Pavillon I1I. Klaſſe. Vorſteher Dr. Frentzel (unterbrechend): Herr Kollege Vogel, darf ich Sie darauf aufmerkſam machen, daß die Vorlage heißt: Vorlage betr. Bau eines Pavillons II. Klaſſe uſw. Stadtv. Vogel (fortfahrend): Dann kann ich mich dahin reſümieren, daß wir prinzipiell gegen die Er⸗ bauung eines Pavillons II. Klaſſe ſind, da wir die Errichtung einer derartigen Anlage für durchaus verkehrt, weil ganz unſozial, halten. Aus dieſem Grunde ſind wir dagegen. Wir wiſſen ja, daß wir in der Minorität ſind und mit unſerer Anſicht nicht durchdringen werden; aber wir wollen doch konſta⸗ tieren, daß wir auf dieſem Standpunkt ſtehen. Stadtv. Dr Borchardt: Meine Herren! Wenn die Stunde auch ſehr vorgerückt iſt, ſo kann ich nicht einſehen, daß eine Stellungnahme gegen die Errich⸗ tung eines Pavillons II. Klaſſe von der Tagesordnung abweicht. Wir haben es hier mit einer Vorlage zu tun, die den Bau eines Pavillons II. Klaſſe verlangt, und mein Freund Vogel erlaubte ſich, gegen einen ſolchen Bau zu ſprechen. Ich meine, das war durch⸗ aus im Rahmen der Tagesordnung. Auch ich möchte mich ſehr nachdrücklich gegen dieſen Bau erklären und bitten, die ganze Vorlage nicht einem Ausſchuß zu überweiſen, ſondern ohne Ausſchußberatung glatt abzulehnen, und zwar möchte ich Sie darauf aufmerkſam machen, daß der Verlauf dieſer Angelegenheit eben zeigt, wie außerordentlich falſch ſeinerzeit der Beſchluß war, einen Pavillon II. Klaſſe zu errichten. Die ganze Begründung, in der auf die beſondere Wohnlichkeit und Behaglichkeit, die die Räume II. Klaſſe haben ſollen, hingewieſen iſt, zeigt, worauf ſchon einer der Herren Vorredner hingewieſen hat, daß die Koſten für ſolche Pavillons II. Klaſſe eben außerordentlich wachſen, und da in den letzten Monaten bei der Mehrheit der Stadtver⸗ ordnetenverſammlung ein außerordentlich ſtarker Sparſamkeitstrieb zur Geltung gekommen iſt, ſo hoffe ich, daß die Mehrheit jetzt vielleicht geneigt iſt, ihre früheren Beſchlüſſe abzuändern und auf den Bau eines ſolchen Pavillons ganz zu verzichten. Stadtv. Wenzke (Schlußwort): Meine Herren! Ich wollte nur noch mit ein paar kurzen Worten auf die Aeußerungen des Herrn Kollegen Imberg ein⸗ gehen. Er hat mir vorgeworfen, daß ich in meiner Berichterſtattung nicht genügend Einzelheiten ge⸗ bracht hätte. Ich möchte darauf hinweiſen, daß ich von vornherein eine Ausſchußberatung in Ausſicht geſtellt und ſie auch zum Schluß beantragt habe. Es iſt meines Wiſſens nicht üblich, daß man durch Ausführungen hier im Plenum einer Ausſchußbera⸗ tung vorgreift. Im übrigen habe ich mich kurz ge⸗ faßt, um Ihre angeſpannte Arbeitskraft noch mög⸗ lichſt lange friſch zu erhalten. (Bravol) 229 (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Berichterſtatters die Einſetzung eines Ausſchuſſes und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtv. Bergmann, Dr. Borchardt, Braune, Brode, Dr Byt, Erdmannsdörffer, Ur Feilchenfeld, Imberg, Ur. Mommſen, Mattek, Panſchow, Vogel, Weiſe, Wenzke und Wilt. Vorſteher Dr Frentzel: Punkt 18 der Tagesord⸗ ſ nung: Vorlage betr. Herrichtung von Räumen für Schul⸗ zwecke. — Druckſache 115. Berichterſtatter Stadtv. Scharnberg: Meine Herren! Es hat ſich herausgeſtellt, daß wir noch Schulräume für Gemeindeſchulen gebrauchen. Dafür ſind die Grundſtücke in der Spreeſtraße 39/40, wo 20 Klaſſen eingerichtet werden, und Spreeſtraße 22, wo 6 Klaſſen eingerichtet werden können, in Ausſicht genommen. Meine Herren, ich möchte nur erwähnen, daß durch die ſchnelle Entwicklung ſich die Notwendig⸗ keit ergeben hat, in einem ſchnelleren Tempo mit der Einrichtung von Volksſchulklaſſen vorzugehen, als es der Magiſtrat ſeinerzeit vorausgeſehen hat. In der Bismarckſtraße 49/51 ſollte die Sophie⸗Charlotte⸗ Schule eingerichtet werden, und zur Verlegung der dort befindlichen Klaſſen war eine Summe von 65 000 ℳ im Kapitel 111 Abſchnitt 22 des Etats für 1912 eingeſetzt. Glücklicherweiſe ſind wir aber in der Lage, die Klaſſen dort noch belaſſen zu können, weil die dort geplante Schule noch nicht eingerichtet wird. Die Koſten belaufen ſich insgeſamt auf 66 338,90 ℳ. Hiervon ſollen 47 135 ℳ von den 65 000 ℳ genommen werden, die bereits im Jahre 1912 für Verlegung der Klaſſen in der Bismarck⸗ ſtraße bereit geſtellt ſind. 17 848,90 %ℳ ſollen aus den Mitteln genommen werden, die im Jahre 1913 für Errichtung der Schule in der Oranienſtraße be⸗ reit geſtellt worden ſind. Bei dieſer Gelegenheit möchte ich mir die Anfrage an den Magiſtrat er⸗ lauben, ob die Einrichtung der in Ausſicht genom⸗ menen Schule in der Oranienſtraße dadurch nach⸗ teilig beeinträchtigt wird, daß dieſe 17 000 ℳ hieraus entnommen werden. Stadtſchulrat Dr Neufert: Ich glaube nicht, daß irgend eine nachteilige Beeinfluſſung der Schule in der Oranienſtraße dadurch möglich iſt, daß ein Teil der Möbel und anderer Ausrüſtungsgegen⸗ ſtände, die ſpäter in die Oranienſtraße kommen ſollen, jetzt ſchon gebraucht werden. Das einzige wäre viel⸗ leicht, daß die Schulbänke, Katheder, Tafeln uſw. etwas abgebrauchter erſcheinen dürften, wenn ſie nach⸗ her in die neue Schule gebracht werden. Ich glaube aber, daß dadurch der Wert der Schule in keiner Weiſe herabgemindert wird. Wir werden auch Zeit haben, ſpäter zu erwägen, ob die frei gewordenen Räume in der Spreeſtraße mit anderen Möbeln aus⸗ geſtattet werden müſſen. Vielleicht iſt es gar nicht nötig, daß dann noch alle Mietſchulräume weiter ge⸗ braucht werden. Stadtv. Dr Borchardt: Meine Herren! Trotz der ſpäten Stunde bitte ich den Herrn Vorſteher, mir zu geſtatten, eine Anfrage an den Magiſtrat zu rich⸗ ten, die allerdings nicht ganz ſtreng mit dieſer Vor⸗ lage zuſammenhängt. Wir haben vor einiger Zeit für die Errichtung von Schulräumen in der Bis⸗ marckſtraße 21 Mittel nicht ganz unerheblicher Art bewilligt, und es wurde uns damals die poſitive Zu⸗