Sitzung vom 28. Mai 1913 Dem Antrage des Herrn Kollegen Rieſenberg kann ich deshalb nicht zuſtimmen, weil dann in die Hand des Herrn Baurat Seeling eine zu große Macht gelegt würde. (Hört! hört! Lachen und Unruhe.) — Ja, es heißt in dem Antrage, etwas von dem Be⸗ trage ſoll auf die Ausſchmückung des Wilhelmplatzes und Luiſenplatzes kommen. Herrn Baurat Seeling wäre dadurch die Möglichkeit gegeben, am Wilhelm⸗ platz und Luiſenplatz zwei Maſten aufzuſtellen und Fahnen daran zu machen und den Betrag für die Aus⸗ ſchmückung am Sophie⸗Charlotte⸗Platz und der Kaiſerdammbrücke vielleicht um 150 ℳ zu kürzen. Ich möchte deshalb den Antrag näher präziſieren. Ich bin der Ueberzeugung, daß die Kaiſerdammbrücke vollſtändig fehlen könnte. Die Kaiſerdammbrücke ſtellt ein monumentales Bauwerk dar, und es wird gerade für den Fremden, der die Gegend um dieſe Zeit paſſiert, ein Vergnügen ſein, nach rechts und links einen freien Ausblick zu haben und die ganze Sache zu überſehen. Ich würde in dieſer ſogenannten Ausſchmückung ſogar eine Verſchandelung erblicken. Ich will aber Herrn Baurat Seeling frei Hand darin laſſen und ſtelle infolgedeſſen den Antrag, daß für Punkt 3 und Punkt 4 zuſammen 4000 %ℳ aufge⸗ wandt werden, alſo für die Kaiſerdammbrücke und für den Sophie⸗Charlotte⸗Platz, und daß die frei wer⸗ denden 7800 ℳ zur Ausſchmückung des Wilhelm⸗ platzes und des Luiſenplatzes verwandt werden. Ich bin der feſten Ueberzeugnug, daß der erſte Weg Seiner Majeſtät vom Berliner Schloß aus nach dem Mauſoleum ſein wird. Die Ehrung wird alſo, wenn ich darauf zurückkomme, was Herr Stadtrat Seydel geſagt hat, demjenigen, für den ſie geſchaffen iſt, hier zuerſt ins Auge fallen. Stadtbaurat Seeling: Meine Herren! Ich möchte nur betonen, daß die Charlottenburger Brücke und das Knie meines Erachtens doch wohl zu Alt⸗ charlottenburg gehören. Es ſind alſo gerade die beiden hervorragendſten Punkte der Ausſchmückung, die in Altcharlottenburg errichtet werden ſollen. Außerdem iſt es nicht richtig, daß die Linden in Berlin nicht ausgeſchmückt werden; gerade die Linden werden ausgeſchmückt. (Stadtv. Zander: Die Mittelpromenade nicht!) — Jawohl, das geſchieht doch. Dann möchte ich darauf hinweiſen, daß damals der Wilhelmplatz gerade der Mittelpunkt des ganzen Feſtes war und daß für die Ausſchmückung dieſes einen Punktes allein 12 000 ℳ ausgegeben ſind. Wir fordern jetzt eine Geſamtſumme von 15 000 ℳ. Ich habe ſchon vorhin erwähnt, daß ich die Kaiſerdammbrücke vereinfachen will, um die große Säule am Knie etwas mächtiger zu geſtalten, als es urſprünglich im Anſchlag vorgeſehen war. Die Säule, die Sie im Entwurf ſehen, iſt mindeſtens ein Drittel geußer⸗ als ich ſie früher angenommen hatte. Von den für die Kaiſerdammbrücke in Ausſicht genomme⸗ nen Koſten muß ich jetzt für das Knie weſentlich mehr aufwenden. Wieviel das ſein wird, das kann ich bei einer derartigen Anlage von vornherein nicht ſagen. Jedenfalls brauche ich mehr Geld für das Knie auf Koſten der Anlage an der Kaiſerdammbrücke. 249 Vorſteher Dr. Frentzel: Meine Herren! Ehe ich weiter das Wort gebe, möchte ich Herrn Kollegen Zander bitten, ſeinen Antrag ſchriftlich einzureichen. Bei mehreren Anträgen iſt es mir unmöglich, alle im Kopfe zu behalten. Stadtv. Jaſtrow: Meine Herren! Ich halte auch die Verteilung des Beitrages der Stadt für die Ausſchmückung der vier in Vorſchlag gebrachten Plätze für ſehr merkwürdig. Wir haben eine wunderſchöne Brücke, die Charlottenburger Brücke, die ſoll für 1300 ℳ ausgeſchmückt werden, dagegen die Kaiſer⸗ dammbrücke für 9500 ℳ. Ich hatte immer geglaubt, was in dieſem Falle der einen Brücke recht iſt, müßte der andern billig ſein, — billig iſt die Sache bei der Kaiſerdammbrücke tatſächlich nicht. Die Herren, die für die Ausſchmückung von Altcharlotten⸗ burg geſprochen haben, haben doch ſehr recht. Ich bin der Meinung, daß die Ausſchmückung nicht allein aus dem Grunde geſchieht, weil der Kaiſer vorausſichtlich dieſe Straßen paſſieren wird, ſondern ſie iſt auch für die Bevölkerung da, und die Bevölkerung kommt nicht in dem Umfange nach der Kaiſerdammbrücke hinaus, wie ſie ſich im Herzen von Charlottenburg aufhalten würde, um ihren patriotiſchen Empfindungen Rech⸗ nung zu tragen. Schon mit Rückſicht auf die Char⸗ lottenburger Bevölkerung müßte man alſo dieſem Teile der Stadt, wenn man überhaupt eine Aus⸗ ſchmückung macht, eine ſolche angedeihen laſſen (Sehr richtig!) und nicht bis an die Grenzen der Stadt gehen, weil dort die Möglichkeit vorhanden iſt, daß Majeſtät durchfahren wird. Die Ausſchmückung muß in erſter Reihe von der Charlottenburger Brücke ausgehend nach dem Knie und dem Rathauſe hingehen. Ich halte die Vorſchläge, die Kollege Zander gemacht hat, für ſehr vernünftig. Auf die Ausſchmückung der Kaiſer⸗ dammbrücke kommt es mir nicht an, die Brücke iſt zwar wunderhübſch, es werden ſich aber doch nicht viele entſchließen, dorthin zu gehen. Ich wiederhole: wenn man überhaupt ausſchmücken will, dann iſt es im Herzen von Charlottenburg viel notwendiger als an der Peripherie. Stadtv. Zietſch: Meine Herren! Sie werden es verſtehen, daß wir uns in die Einzelheiten der ge⸗ planten Ausſchmückung nicht hineinmiſchen. Wir lehnen die Summe für den Zweck, für den ſie an⸗ gefordert iſt, überhaupt ab. Aber ich muß geſtehen, nachdem ich die vielen Reden der Herren gehört habe, daß ich mir über den eigentlichen Grund der Aus⸗ ſchmückung der Straßen nicht klar geworden bin. Von der einen Seite lautete es, daß wir die Straßen ausſchmücken müßten des Jubilars wegen, andere wieder behaupteten, der Fremden wegen, und von dritter Seite wurde geſagt, der Bevölkerung wegen. Ich bin der Meinung: ſehen wird von der ganzen Ge⸗ ſchichte höchſtens etwas die Bevölkerung. Der Jubi⸗ lar wird wohl ausbleiben, und die erwarteten Frem⸗ den werden auch nicht kommen. Ich vertiefe mich aber nicht in dieſe Eventualitäten allzu ſehr, das überlaſſe ich Ihnen; aber ich glaube auch, daß für den Zweck, daß vielleicht der Jubilar einmal durch Char⸗ lottenburg fährt, namentlich durch Altcharlotten⸗ burg, nicht 15 000 %ℳ ausgegeben werden ſollten.