7 Suzung vom 28. Mai 1913 251 treter des richtigen Patriotismus bezeichnet, ſo lag die Ironie in dieſen Ausführungen ſo klar zutage, (Sehr richtig!) daß es mir mein Gefühl verbietet, darauf einzugehen. Ich glaube, daß wir uns mit den Herren über dieſen Punkt niemals verſtändigen werden. Meine Herren, ich faſſe mich dahin zuſammen, daß ich Sie dringend bitte — auch den Herrn Kol⸗ legen Jaſtrow, der einen Seitenſprung gemacht hat, der mich perſönlich ſehr überraſcht hat —, der Ma⸗ giſtratsvorlage, wie ſie uns vorliegt, unverändert zuzuſtimmen, den Magiſtrat aber zu bitten, feſtzu⸗ ſtellen, welchen Weg der Kaiſer nimmt, und danach die Ausſchmückung der Straßenzüge einzurichten. Stadtrat Seydel: Ich glaube, daß der Ma⸗ giſtrat den Vorwurf, den Herr Stadtv. Otto gegen ihn erhoben hat, daß er die Sache hätte früher brin⸗ gen können, nicht verdient. Gerade wegen des Zu⸗ ſammenhanges von Charlottenburg mit Berlin, auf den auch Herr Stadtv. Otto hinwies, haben wir geglaubt, dieſe Frage nicht eher zur Entſcheidung bringen zu können und zu ſollen, als bis wir Klar⸗ heit hatten über das, was Berlin hinſichtlich der Aus⸗ ſchmückung der Straßen zu tun gedachte; denn wenn Berlin keine Ausſchmückung vorgenommen hätte, hätten wir auch nicht ausgeſchmückt, wir hätten dann einen zwingenden Grund dafür jedenfalls nicht ge⸗ habt. In Berlin haben ſich aber die Verhandlungen, ob und wie ausgeſchmückt werden ſollte, in der Tat ſehr lange hingezogen. Wir haben dann ſofort, als wir das Nähere darübey erfahren hatten, die Sache im Magiſtrat vorgetragen, und das war leider bereits zu einem Zeitpunkt, wo eine frühere Vorlage nicht mehr möglich war. Die Angelegenheit iſt dann aufs äußerſte beſchleunigt worden. Im übrigen möchte ich mitteilen, daß ſich der Magiſtrat mit dem Ober⸗Hofmarſchallamt in Ver⸗ bindung geſetzt hat und daß wir ſchon jetzt wiſſen, daß vorausſichtlich am 13. der Kaiſer den Kaiſerdamm durchfahren wird. Darauf gründet ſich u. a. auch un⸗ ſer Antrag, dieſe Straße mit auszuſchmücken. (Auf Antrag des Stadtv. Dr Crüger wird die Beratung geſchloſſen.) Stadtv. Ruß (perſönliche Bemerkung): Es tut mir wirklich ſehr leid, daß der Kollege Zietſch der An⸗ ſicht iſt, ich glaubte, die Ausſchmückung der Straßen, von der ich ſprach, werde nur deshalb gemacht, damit der K. A. C. und ſeine Kartellklubs dort am 13. Juni durchfahren könnten. Ich muß mich doch falſch oder nicht deutlich ausgedrückt haben, wenn er zu dieſer Anſicht gekommen iſt. So war es ſelbſtverſtänd⸗ lich nicht gemeint. Ich habe nur ſagen wollen, daß Tauſende von Automobilen ſich dort an der Huldi⸗ gungsfahrt beteiligen werden, und daß Seine Ma⸗ jeſtät dieſe ausgeſchmückten Straßenzüge ſicher durch⸗ fahren wird. Stadtv. Zander (perſönliche Bemerkung): Ich muß perſönlich bemerken, daß ich nicht der Ueber⸗ zeugung bin, daß der Magiſtrat in der Lage iſt, zu erfahren, welche Straßen Seine Majeſtät durchfahren wird, (Zurufe und Heiterkeit) und daß die ganze Bemerkung des Herrn Kollegen Otto nur darauf zugeſtutzt ſein konnte, (Rufe: Das iſt nicht perſönlich!) die in ſeiner Fraktion gefaßten Beſchlüſſe hier wieder zur Geltung zu bringen. (Wiederholte Zurufe: Das iſt nicht perſönlich!) Das ſah man auch daraus, daß er Herrn Jaſtrow wegen des Seitenſprunges ermahnte. (Heiterkeit.) Vorſteher Dr. Frentzel: Zu einer perſönlichen Bemerkung hat Herr Kollege Stadthagen das Wort. Ich möchte aber Herrn Kollegen Stadthagen bitten, dieſer Bemerkung auch einen rein perſönlichen Cha⸗ rakter zu geben und nicht über den Rahmen hinaus⸗ zugehen, wie es die beiden Vorredner getan haben. Stadtv. Dr. Stadthagen: Ich möchte bitten, daß mir derſelbe Spielraum gelaſſen wird wie den anderen Herren, die perſönlich geſprochen haben. Zunächſt gebe ich meinem Bedauern Ausdruck, daß es mir durch den Schluß der Debatte unmüglich geworden iſt, im Namen meiner Fraktion die Vor⸗ würfe als unſubſtantiiert zurückzuweiſen, die eben von der linken Seite in Bezug auf den Geſchäftspatriotis⸗ mus erhoben worden ſind. Weiteres zu ſagen, wäre allerdings nicht nötig geweſen. Was die Sache ſelber betrifft, ſo bin ich durch den Schluß der Debatte auch verhindert worden, darauf hinzuweiſen, daß die Auffaſſung des Kollegen Otto doch nicht alles, was hier vorgebracht worden iſt, umfaßt. (Zurufe: Nicht perſönlich!) Ich bitte alſo, dem Antrage Rieſenberg zuzuſtimmen. Stadtv. Jaſtrow (perſönliche Bemerkung): Ich möchte nur den Kollegen Zander bitten, die Ausein⸗ anderſetzungen, die ich mit dem Kollegen Otto habe, mir zu überlaſſen. Ich möchte ſeine Hilfe dabei nicht haben. Stadtv. Zander: (perſönliche Bemerkung): Es freut mich ja ſehr, daß Herr Kollege Jaſtrow meine Hilfe bei derartigen Angelegenheiten, die ſich inner⸗ halb ſeiner Fraktion abſpielen, nicht braucht. Ich hielt es aber für meine Pflicht, hier feſtzunageln, daß der , doch noch etwas weiter zu gehen eint. (Heiterkeit.) Vorſteher Dr Frentzel: Die Debatte iſt ge⸗ ſchloſſen. Wir kommen zur Abſtimmung. Es liegen zwei Anträge vor, einer von Herrn Kollegen Rieſen⸗ berg und einer von den Herren Kollegen Zander und Jaſtrow, die ſich im weſentlichen eigentlich decken. Ich werde ſie noch einmal verleſen. Der Antrag Rieſenberg lautet: Annahme der Magiſtratsvorlage mit der Maßgabe: die beabſichtigte Ausſchmückung zu 3 und 4 iſt derartig einzuſchränken, daß aus