254 nun, daß die ganze äußere Geſtaltung des Kranken⸗ hauſes in der Form, wie ſie vom Magiſtrat vorge⸗ ſchlagen worden war, genehmigt wurde, ſomit auch der Turm, der neben ſeiner praktiſchen Ausnutzung auch noch dazu beſtimmt ſein ſoll, vom ſtädtebaulichen Standpunkt aus betrachtet, das Stadtbild zu ver⸗ ſchönern. Vorſteher Dr Frentzel (unterbrechend): Meine Herren! Ich muß bitten, etwas größere Ruhe zu bewahren; es iſt unmöglich, den Herrn Referenten zu verſtehen. Berichterſtatter Stadtv. Wenzke (fortfahrend): Es wurde nun die zweite Sitzung des Ausſchuſſes anberaumt. Der Magiſtrat brachte zunächſt den An⸗ trag ein, nochmals die Pulſionslüftungsanlage zu be⸗ raten. Es wurde von ihm als dringender Wunſch bezeichnet, diefe Lüftungsanlage durchzuführen. Eine Abſtimmung ergab, daß 5 Stimmen dafür und 5 Stimmen gegen die Pulſionslüftung waren. In dieſem Falle gab der Vorſitzende des Ausſchuſſes, Herr Kollege Dr Borchardt, den Ausſchlag, ſodaß die Pulſionslüftung, da er dafür ſtimmte, nunmehr wieder angenommen war. Der Unterausſchuß hat in einer eingehenden Sitzung ſich zunächſt einmal die Poſten des Inven⸗ tars vorgenommen und dort Abſtriche in Höhe von 4400 %ℳ gemacht. Ebenſo hat er bei den chirurgiſchen Inſtrumenten mit Zuſtimmung der Herren Magi⸗ ſtratsvertreter noch einige Abſtriche gemacht, ſodaß im ganzen etwa 14 400 %ℳ von der ganzen Summe abgeſetzt werden konnten. In der zweiten Sitzung war außerdem noch ein Poſten von 2160 % zu ſtreichen, der ſich auf die Einrichtung der Lauben⸗ gänge bezog. Die große Mehrzahl der Mitglieder des Ausſchuſſes war der Anſicht, daß ſelbſt in einem Krankenhauſe Laubengänge nicht zu den unbedingten Erforderniſſen gehören. Deswegen wurden von der Geſamtſumme von 3160 ℳ 2160 %ℳ abgeſtrichen, ſodaß noch 1000 für die Anlegung von Sitzgelegen⸗ heiten übrig bleiben. Es wurde ferner die Summe für das Haus⸗ modell im Koſtenanſchlag gerügt, wofür 2500 ℳ vorgeſehen waren, die jedoch um 1200 ℳ ermäßigt wurden. Ich bitte Sie, meine Herren, entſprechend den Vorſchlägen des Ausſchuſſes beſchließen zu wollen. Stadtv. Bergmann: Meine Herren! Ueber die Abſtriche, die von dem Ausſchuß an den Forderungen für die innere Einrichtung gemacht worden ſind, glaube ich hinweggehen zu können, weil ich Grund zu der Annahme habe, daß die übergroße Mehrheit der Verſammlung dieſen Abſtrichen zuſtimmen wird, zumal ſich auch der Magiſtrat damit einverſtanden erklärt hat. Aber etwas anderes iſt es, ob wir die weiteren Forderungen, die ſehr ſtrittig ſind, hier ge⸗ nehmigen wollen. Es handelt ſich da in erſter Reihe um die Pul⸗ ſtonslüftungsanlage, über die wir nicht allein im Ausſchuß, ſondern wahrſcheinlich auch in der Ver⸗ ſammlung verſchiedener Meinung ſein können. Alls uns ſeinerzeit das Projekt vorgelegt wurde, wurde die Errichtung des Turmes damit begründet, daß es einesteils architektoniſch wichtig wäre, ihn zu errichten, und daß er zweitens erforderlich wäre, weil die Luftabſaugung im Turm untergebracht werden würde. Ich gehe darüber hinweg, weil es nicht un⸗ Sitzung vom 28. Mai 1913 bedingt nötig iſt, daß auch der Aufzug im Turm untergebracht iſt; man könnte ihn überall hinlegen. Es handelt ſich alſo darum: wollen wir die Pulſions⸗ lüftungsanlage, die erſt nachträglich gefordert wurde, bewilligen? Meine Herren, die Herren Vertreter des Ma⸗ giſtrats und insbeſondere unſere Herren dirigierenden Aerzte treten ſehr warm für dieſe Neuforderung ein. Es läßt ſich vieles dafür und auch manches dagegen einwenden. Die Herren ſind ſachverſtändig genng, um uns zu ſagen, ob ſie unbedingt notwendig iſt. Aber es gibt auch Sachverſtändige ſowohl in ärztlichen Kreiſen wie auch unter den Architekten, die da meinen, daß dieſe Pulſionslüftungsanlage unnötig wäre, und ich möchte mir geſtatten, hier ein Urteil anzuführen, das Sie gewiß gelten laſſen werden und das ich loyalerweiſe ſchon im Ausſchuß angeführt hätte, wenn ich es nicht erſt vorgeſtern gehört hätte. Es handelt ſich um ein Urteil unſeres verſtorbenen Direktors Prof. Dr. Grawitz, der ſagte, daß durch eine Pulſtonslüftungsanlage die ſchlechte Luft aus den Zimmern geradezu in die Korridore hinein⸗ gepreßt werden würde. (Zurufe.) — Ja, meine Herren, das iſt mir von authentiſcher Seite geſagt worden. Ich bin ſehr gern bereit, Ihnen nachher den Namen zu nennen. Aber ich ſage: man kann darüber verſchiedener Meinung ſein; Sie wer⸗ den mir jedoch zugeben, daß es ſachverſtändige Kreiſe ſind, die dieſe Auffaſſung vertreten. Es kommt hinzu, daß für Krankenhäuſer mit großen Räumen jedenfalls das zutrifft, was unſere dirigierenden Aerzte wünſchen. Hier handelt es ſich in allererſter Reihe um Zimmer, die aller Wahr⸗ ſcheinlichkeit nach mit höchſtens zwei Kranken belegt werden, und weder in Sanatorien, noch in öffent⸗ lichen Privatkliniken, wo ich mich erkundigt habe — ich ſehe davon ab, auf unſere Häuslichkeit zu exempli⸗ fizieren — iſt es Sitte, derartige Anlagen einzu⸗ richten. Aber immerhin bin ich für meine Perſon und ein großer Teil meiner Freunde jedenfalls dafür zu haben, daß die Pulſionslüftungsanlage angelegt wird, wenn wir dafür auf der anderen Seite etwas erſparen, und das iſt nach meinem Dafürhalten die Anlage des Turmes. Ich ſagte vorhin ſchon, daß die Anlegung des Turmes abgeſehen von den Entlüftungszwecken auch aus architektoniſchen Gründen gefordert wurde. Ich gebe zu, daß eine Abſaugung außerdem noch ſtatt⸗ finden muß; aber ſie läßt ſich anderweitig unter⸗ bringen. Da jedoch dieſe Pulſionslüftungsanlage für ſo wichtig gehalten wird, dieſer Grund aber für die Erbauung des Turmes wegfällt, ſo bin ich der An⸗ ſicht, daß der Turm unbedingt geſtrichen werden muß. Ich habe mir geſtattet, einen derartigen Antrag ein⸗ zubringen, den ich Ihnen verleſen möchte; er lautet: Fortfall des projektierten Turms des Kran⸗ kenhauspavillons II. Klaſſe und eine hierdurch bedingte Aenderung des Baues. Mit dem Fortfall des Turms würden wir 20 500 ℳ erſparen können. Ich ſehe nicht ein, warum wir nicht in einer Zeit, wo unſere Finanzen ſo daniederliegen, 20 500 %ℳ erſparen ſollten. Allerdings denke ich mir den Fortfall des Turms nicht ſo, daß man ihn einfach glatt wegraſiert — das habe ich in meinem Antrage nicht zum Ausdruck gebracht —, ſondern