Sitzung vom 28. Mai 1913 daß die Bauverwaltung eine Aenderung vornimmt, die ſie ſchließlich, auch ohne uns zu fragen, vor⸗ nehmen kann. Ich bin der Anſicht, daß wir dieſe 20 500 ℳ. erſparen können, und bitte Sie deshalb, meinem Antrag zuzuſtimmen. Stadtbaurat Seeling: Der Herr Vorredner hat den Turm mit der Pulſtonslüftung verquickt und ge⸗ ſagt: wenn wir das eine machen, machen wir das andere nicht. Die Pulſionslüftung iſt eine Frage, über die ſich ja die Herren Aerzte wohl nachher des näheren auslaſſen werden; ich werde zunächſt nur zur Turmanlage ſelbſt ſprechen. Meine Herren, die Turmanlage hat ſich rein aus praktiſchen Gründen heraus entwickelt. Sie ſehen, daß der Turm in der linken äußerſten Ecke des Baues liegt. Er umfaßt das Treppenhaus und vor allen Dingen auch den großen Fahrſtuhl, in dem man die Kranken in den Betten herauf⸗ und herunterfahren muß, und zwar bis ins Dachgeſchoß hinauf. Schon in der Höhe der Manſarde muß ein Bauklotz geſchaffen werden, der vertikal aufgeführt wird und nicht in den Formen des Daches aufgehen kann. Er muß darüber hinausgehen, da wir ſelbſtverſtändlich für die Maſchi⸗ nerie etwas Raum brauchen. Schmeißen Sie mir den Turm, ſo muß ich das ganze Projekt, alſo nicht nur den Aufbau, ſondern auch den Grundriß, umgeſtalten und für die Einrichtungen, die dort getroffen ſind, einen anderen Weg ſuchen. Das würde uns nochmals aufhalten, nachdem ſich das Projekt ſchon ſo lange verzögert hat. Wie ich bereits bei dem Vorprojekt betonte, halte ich den Turm auf dieſem Bauplatz für eine architekto⸗ niſche Notwendigkeit. (Sehr richtig!) Es iſt notwendig, daß gegenüber den zuſammen⸗ ſtoßenden Dachformen eine Betonung der Vertikale durchgeführt wird. Es iſt mir von einzelnen Herren aus der Verſammlung geſagt worden: lieber Gott, der Turm hat ja gar keine ſtädtebauliche Bedeutung, man ſieht ihn ja gar nicht, höchſtens von der Straße aus. Es iſt mir vollſtändig klar, daß man ihn nicht von der Berliner Straße oder weiß Gott, von wo ſonſt her, zu ſehen bekommt; aber jeder größere Zu⸗ ſammenfluß, wie er dort an der Spandauer Straße mit den anderen Straßenzügen beſteht, bildet ein hinreichendes ſtädtebauliches Moment, und dafür muß eine Stadt wie Charlottenburg, alſo keine kleine Stadt an der ruſſiſchen Grenze, ein paar Pfennige übrig haben. (Sehr richtig!) Draußen im Vorraum ſteht das Modell. Wenn Sie einen Blick darauf werfen, werden Sie ſehen, wie ſich die Dächermaſſen gegeneinander ſchieben, ſo daß eine Vertikale notwendig iſt. Wenn wir wie auf dem Dorfe bauen wollen, können wir den Turm weglaſſen. Aber Sie werden mir das Zeugnis ausſtellen müſſen, daß Ornamentik an dem ganzen Bau vermieden iſt, daß es ſich um einen aus der Zweckbeſtimmung der Räume entſtandenen einfachen Aufbau handelt, der nur durch den Rhythmus der Fenſteröffnungen und Wandflächen wirkt, in die der Turm die noch erfor⸗ derliche Note hineinbringt. 255 Wenn die Stadt Charlottenburg für einen öffent⸗ lichen Bau zu dieſem Zweck an einer ſolchen Stelle keine 20 000 ℳ mehr zur Verfügung haben ſollte, dann wäre es ſchlimm um unſere Stadt beſtellt. Ich möchte Sie bitten, ſich das dreimal zu überlegen, ehe Sie mich zwingen, das Projekt vollſtändig umzu⸗ arbeiten; denn ſo, d. h. mit einfachem Abſtrich des Turmes, kann ich es nicht bauen. Ich möchte Sie weiter bitten, daß Sie gerade an dieſer ſo ſtark an⸗ ſteigenden Stelle die 20 000 %ℳ für Repräſentations⸗ zwecke keine Rolle ſpielen laſſen. Stadtv. Zietſch: Im allgemeinen habe ich mich gewundert, daß der Ausſchuß bei dieſer Vorlage nur mit verhältnismäßig geringfügigen Streichungen an das Plenum zurückkommt. Es iſt ja richtig, daß man bei einem Krankenhaus die Frage aufwerfen kann: ſoll es nur Zweckmäßigkeitsgründen oder auch noch anderen Zwecken dienen, und je nach der Be⸗ antwortung dieſer beiden Fragen kann man ſeine Stellung einrichten. Meine Freunde waren über⸗ haupt gegen die Einrichtung eines Pavillons II. Klaſſe aus prinzipiellen Gründen, weil wir weder für zweitklaſſige noch für erſtklaſſige, ſondern nur für drittklaſſige Krankenhäuſer ſind, die aber erſt⸗ klaſſig ſein ſollen. Deshalb haben wir die Vorlage abgelehnt und werden ſie auch wieder ablehnen. Aber wenn gebaut wird, fragen wir uns: wie wird am zweckmäßigſten und auch am ſchönſten ge⸗ baut? Und da muß ich mir vergegenwärtigen, was der Ausſchuß zu ſtreichen beantragt hat. Es ſind 3 Poſitionen abgeſtrichen: einmal beim Modell, dann die Laubengänge und ſchließlich der Turm. (Zuruf!) — Ia, ich weiß: 14 000 ℳ bei einem Projekt von 610 000 ℳ. Es ſind alſo verhältnismäßig gering⸗ fügige Abſtriche, zu denen der Ausſchuß kommt. Aber dieſe Abſtriche werden noch durch die An⸗ träge des Stadtv. Bergmann erweitert, die Pulſions⸗ lüftungsanlage zu ſtreichen und den Turm fortzu⸗ nehmen. 4 (Zuruf des Stadtv. Bergmann.) — Dann habe ich Sie mißverſtanden; Ihre Ausfüh⸗ rungen ließen aber das Mißverſtändnis aufkommen, weil Sie ausgeführt hatten, daß den Wünſchen der dirigierenden Aerzte Gutachten anderer Sachverſtän⸗ digen entgegenſtünden. Jedenfalls würde ich bei der knappen Mehrheit, die die Anlage der Lüftung im Ausſchuß gefunden hat, doch mit aller Entſchieden⸗ heit dafür eintreten. Wenn von den dirigierenden Aerzten verlangt und als richtig anerkannt wird, daß die Lüftungsanlage hineinkommt, dann ſoll man ſie auch anlegen. Ich meine, man ſoll den Herren, die nachher die Leitung im Krankenhaus haben, nicht den billigen Vorwand geben, eventuell ſpäter auftretende Mißſtände bei der Entlüftung des neuen Gebäudes auf den ablehnenden Standpunkt der Stadtverord⸗ netenverſammlung zurückführen zu können. Die Pulſionslüftungsanlage Auſerdert 8000 ℳ; das iſt wahrhaftig bei einem Objekt von 610 000 ℳ nicht welterſchütternd, wenn man davon die ſchnellere Geſundung der Kranken durch eine beſſere Auslüf⸗ tung der Räume, die für ihren Aufenthalt beſtimmt ſind, abhängig macht.