256 Bei dem Modell ſind 1300 ℳ geſtrichen worden. Es entſprach ja einem Wunſche der Stadtverordneten⸗ verſammlung, daß überhaupt bei ſolchen Baulichkeiten Modelle angefertigt werden ſollen, und wir können froh ſein, daß dieſem Wunſche der Stadtverordneten⸗ verſammlung ſo konſequent Rechnung getragen wird. Dieſe Modelle werden aufbewahrt und immer wieder dem Hochbauamt zur Zierde gereichen können. Es fragt ſich nun, ob die Laubengänge aufrecht⸗ erhalten werden ſollen. Man kann ſich auch hier auf den Standpunkt ſtellen: zur unbedingten zweckmäßi⸗ gen Einrichtung des Krankenhauſes gehören ſie nicht; aber wenn ſie zu Promenadengängen oder zu Sitz⸗ 1.. für Kranke gemacht werden können, und ie Rekonvaleszenten haben dadurch die Möglichkeit, eher an die friſche Luft kommen zu können, und wenn man zu gleicher Zeit mit dieſen Zweckmäßigkeits⸗ gründen auch noch architektoniſche Schönheitsgründe verbindet, ſo würde ich auch für die Laubengänge ſein. Nun komme ich zur Turmfrage. Der Turm würde, wenn wir ihn nicht errichten, 20 500 ℳ an Erſparniſſen einbringen. Es wird ja Herren geben, die da ſagen: 20 500 ℳ bei einem Objekt von 610 000 ℳzu ſparen iſt immerhin eine ganz annehm⸗ bare Sache. Da möchte ich aber doch im großen und, ganzen an das anſchließen, was Herr Stadtbaurat Seeling ſchon ausgeführt hat. Vergegenwärtigen Sie ſich doch einmal, meine Herren, daß Sie erſt vor ver⸗ hältnismäßig kurzer Zeit ein Ortsſtatut geſchaffen haben, auf grund deſſen das Stadtbild verſchönert werden ſoll. Sie wollen auf Grund des Ortsſtatuts eventuell private Bauunternehmer nötigen, das Stadtbild nicht zu verſchandeln. Jetzt ſetzen Sie einen ziemlich umfangreichen Bau an eine weithin ſichtbare Stelle, oben auf Weſtend hin, und kommen nun und ſagen: ja, für uns exiſtiert das Ortsſtatut nicht, das wir für andere gemacht haben. Was wollen Sie denn den Privatarchitekten entgegenhalten, die auf das Ortsſtatut pfeifen und ſagen: wenn wir ſparen können, verhunzen wir unſere Faſſade? Nun kommt hinzu, daß Sie einen reinen Zweck⸗ mäßigkeitsbau haben wollen; Sie bauen alſo Kaſer⸗ nen. Ob ſich die Kranken darin wohl fühlen, möchte ich dahingeſtellt ſein laſſen, und ob die geſunden Leute, die dort vorüberlaufen und ſich vergegenwärtigen, daß einmal einer ihrer Angehörigen dort als Kranker liegen könnte, angenehme Empfindungen dabei haben, iſt eine zweite Frage. Ich appelliere daher an den guten Geſchmack der Architekten, die hier im Hauſe ſind, aber nicht nur an dieſe, ſondern auch an die Mitglieder der Verſammlung, die ein bischen Kunſt⸗ ſinn und Kunſtverſtändnis haben. Sie werden der Ueberzeugung ſein, daß 20 500 ℳ, für ein ſolches Bauwerk mehr aufgewendet, nicht zu viel ſind. Meine Freunde ſtimmen dafür. Stadtv. Panſchow: Um mit den letzten Aus⸗ ührungen des Stadtv. Zietſch zu beginnen, ſo⸗ läßt] ch ja über den guten Geſchmack und über das, was eine Verſchandelung eines Bauwerks bedeutet, ſtreiten, und zwar ſehr erheblich ſtreiten. Ich würde zu aller⸗ erſt daran auszuſetzen haben, daß das Bauwerk als ſolches nicht in den Rahmen des Beſtehenden hinein⸗ paßt. Ich hätte es lieber geſehen — und ich weiß mich da mit einer Anzahl namhafter Architekten eines Sinnes, die ſagen, daß ein ſolches Bauwerk in die jetzige Anlage nicht hineingehört —, wenn es in der Sitzung vom 28. Mai 1913 gleichen Weiſe wie die beſtehenden Gebäude aufge⸗ führt werden würde. Ob die beſtehenden Gebäude ſchön ſind oder nicht, iſt eine Frage des Geſchmacks; ſie wird von einem Architekten ſo beantwortet, von dem andern ſo. Der eine Herr ſagt: es iſt geſchmacklos, in eine beſtehende Anlage einen Klex hineinzuſetzen, und ein anderer ſagt: es iſt durchaus eine Notwendig⸗ keit, an dieſer Stelle in die Einförmigkeit der Bau⸗ weiſe eine Abwechſelung hineinzubringen. Alſo über den Geſchmack, Herr Zietſch, darf man an dieſer Stelle nicht ſtreiten; man darf dieſes Moment nicht in die Debatte werfen. (Stadtv. Zietſch: Ich habe nur an die appelliert, die Geſchmack haben!) — Sie dürfen aber überzeugt ſein, daß auch die Leute Geſchmack haben, an die Sie nicht appellieren. Sie nehmen den guten Geſchmack nicht für ſich allein in Anſpruch, und ich auch nicht. Dann hat Herr Kollege Zietſch von den Lauben⸗ gängen geſprochen. Ich gebe zu, daß Sie ſich in der Jahreszeit, in der wir uns jetzt befinden, veranlaßt ſehen können, für Laubengänge einzutreten; man kann dort ſehr gut promenieren. Aber daß vom Standpunkt der Krankenhausverwaltung eine der⸗ artige Anlage gut und wünſchenswert iſt, möchte ich doch entſchieden beſtreiten. Gelegentlich einer Be⸗ ſichtigung des Krankenhauſes, die ein Kollege und ich unternahmen, um uns über die Grundlagen der Vor⸗ lage zu informieren, erklärte mir der Direktor, er wäre gezwungen, die Lauben, die ſich dort befinden, zuzunageln; denn er ſei nicht in der Lage, an jedem Abend bei jeder Laube einen Wärter aufzuſtellen, der darauf ſieht, daß dort nicht irgend etwas paſſiert. Er ſagte, ſie ſeien an ſich wohl etwas ſehr Schönes. Aber, meine Herren, der Garten des Klaſſenpavillons iſt nicht etwas in ſich Abgeſchloſſenes, ſondern ebenſo zugänglich wie jeder öffentliche Raum, und in einem ſolchen Inſtitut hat man es bisher immer vermieden, Lauben und Gänge in dieſer Weiſe anzubringen, ſon⸗ dern die Anlagen möglichſt überſichtlich geſtaltet. Aus dieſen Gründen iſt der Ausſchuß dazu gekom⸗ men, die Gänge zu ſtreichen. (Stadtv. Zietſch: Alſo aus Sittlichkeitsgründen!) — — Auch noch aus einem anderen Grunde. Die Lauben⸗ gänge waren mit 3000 und ſo und ſo viel Mark ein⸗ geſetzt. Das Modell, das wir zur Anſicht bekamen, enthielt überhaupt keine Laubengänge, ſondern ein⸗ zelne Lauben, und für dieſe 3000 ℳ auszugeben, hielten wir für etwas ſtark. Der Anſchlag, der ge⸗ macht worden iſt, hat Laubengänge vorgeſehen; das aber, was uns am Modell gezeigt wurde, waren Lauben. Aus dieſen Gründen haben wir uns veran⸗ laßt geſehen, die Koſten für die Laubengänge zu ſtreichen. Dann hat Herr Kollege Zietſch von dem Modell geſprochen. Ich hätte gewünſcht, daß Herr Zietſch ieſe Frage, die im Ausſchuß zu umfangreichen De⸗ batten Veranlaſſung gegeben hat, nicht mehr aufge⸗ rührt hätte. In dem Anſchlag des Magiſtrats ſtehen für das Modell 2500 ℳ. Dieſe 2500 ℳ an und für ſich ſind im Ausſchuß bemängelt worden, und man hat gefragt, was denn an dieſem Modell 2500 ℳ koſte. Wir haben als Auskunfr erhalten, daß das Modell als ſolches 850 koſte und die weitere Ausgeſtaltung, das Umkleiden des Modells mit einem Glaskaſten, im Höchſtfalle eine Aus⸗