Sitzung vom 28. Mai 1913 gabe von 350 ℳ verurſachen könne. Das ſind im ganzen 1200 ℳ. Aus dieſem Grunde haben wir 1300 ℳ geſtrichen; alſo nicht, um an und für ſich an dem Modell etwas zu nörgeln, ſondern allein aus der Erwägung heraus, daß dieſe Summe einfach nicht nötig iſt. Was nun die Pulſionslüftung angeht, ſo bin ich perſönlich gegen eine ſolche, und zwar aus der einfachen Erwägung heraus, daß eine Einrichtung, die für große Räume nach dem Urteil namhafter Techniker gut ſein kann, für kleine Räume direkt eine Gefahr bedeutet. Eine Pulſionslüftung wirkt nicht bei allen Luftſtrömungen, bei allen Temperaturen und Witterungsverhältniſſen gleichmäßig. Während die Preſſion der Luft aus der Zuführungsſtelle regel⸗ mäßig arbeitet, iſt die Wirkung der äußeren Tempe⸗ raturen ſehr unbeſtändig. Windſtöße und dergleichen, ein Luftdruck, der plötzlich einſetzt, drücken auf die äußere Abſtrömung, und es iſt nicht möglich, dem ſofort zu begegnen. In ſolchen Momenten wirken dieſe kleinen Räume direkt als pneumati“ Kam⸗ mern. Wenn Sie jetzt alſo mit Gewalt eine derartige Einrichtung für die Patienten ſchaffen wollen, trägt natürlich in erſter Linie derjenige die Verantwor⸗ tung, der die Behandlung der Klaſſenpatienten über⸗ nommen hat, und ich bin mit dem Herrn Kollegen Zietſch der Anſicht, daß man den Herren nicht den billigen Vorwand geben ſollte, eventuelle Mißſtände auf dieſe Einrichtung zurückzuführen. Wir haben das, was wir für notwendig erkannt haben, ange⸗ nommen; die Verantwortung dafür überlaſſe ich den maßgebenden Perſonen. Aber etwas anderes kommt dabei in Frage. Wenn ich die Pulſionslüftung als ſolche ſchon an⸗ nehme und bewillige, ſo muß ich mich doch gegen das wenden, was geeignet iſt, bei ihrer Ausführung weitere Mängel hervorzurufen, und die liegen ent⸗ ſchieden in dem Turm. Je höher Sie dieſe Pulſions⸗ lüftung hinaufführen, um ſo ſchärfer wirkt die äußere Temperatur und um ſo ſchärfer werden die Strömun⸗ gen der äußeren Luftſchichten ihre Wirkung ausüben. Es iſt nicht nötig, aus Rückſicht auf die Ventilation einen Turm aufzuführen, in den nach dem Projekt des Herrn Stadtbaurats die Entlüftungsröhren hin⸗ einführen, ſondern Sie können ſie in genau derſel⸗ ben Weiſe in einen Dachreiter ausmünden laſſen. Die bisherigen Anlagen des Krankenhauſes haben nach dem einſtimmigen Urteil der Profeſſoren zu Mißſtänden keinen Anlaß gegeben; im Gegenteil, ſie haben einſtimmig erklärt, daß die Pulſionslüftung als ſolche bisher ihren Zweck erfüllt hat. Wir brauchen alſo deswegen keinen Turm dorthin zu ſetzen. 5 Nun iſt geſagt worden: wenn wir uns das Modell anſehen, das von der Hochbauverwaltung angefertigt worden iſt, dann würden wir ſchon ohne weiteres für den Turm ſtimmen. Nein, meine Herren, dann können Sie nicht für dieſen Turm ſtimmen, denn das Modell gibt keine erſchöpfende Darſtellung der gan⸗ zen Verhältniſſe. Wenn Sie nach dem Spandauer Berg hinaufgehen und ſich die Gegend anſehen, wer⸗ den Sie ſich davon überzeugen, daß Sie den Turm überhaupt nicht zu Geſicht bekommen. Sie müſſen erſt bis zur Ecke des Fürſtenbrunner Weges gehen, wenn Sie den Turm ſehen wollen; denn er iſt ſo⸗ weit zurückgebaut, daß er von der Achſe des Span⸗ dauer Berges aus nicht zu erblicken iſt. Wir müſſen ungefähr bis zum achten Haus des Spandauer Berges auf der linken Seite gehen, um überhaupt erſt den 257 Turm zu Ceſicht zu bekommen. Es iſt das etwas, was einem bei der Betrachtung der Zeichnung und des Modells nicht ohne weiteres auffällt. Der Turm ſteht nicht in der Achſe des Spandauer Berges, er hält ſich nicht in der Häuſerrichtung der rechten Seite dieſer Straße, von hier aus gerechnet, ſondern es würde das neu zu erbauende orthopädiſche Inſtitut in die Fluchtlinie fallen. Sie haben eine volle Haus⸗ oreite von 15 bis 20 m zu überwinden, um den Turm überhaupt zu ſehen. Gehen Sie den Fürſtenbrunner Weg bis zum Schweſternhaus herunter, dann ſehen Sie ihn wieder nicht, da er durch das Schweſternhaus verdeckt wird. Wird das neue Inſtitut gebaut, das nach dem Modell projektiert iſt, ſo ſehen Sie auch vom Spandauer Berg her, ſofern Sie an der Mauer des Krankenhauſes entlang gehen, überhaupt nichts mehr von dem Turm. Alſo aus architektoniſchen Gründen, um das Städtebild zu beeinfluſſen, iſt der Turm auch nicht erforderlich, und ich beſtreite, daß eine Notwendigkeit vorliegt, einen Turm zu errichten, der nur von einer Straßenecke aus beſichtigt werden kann. Nun hat der Herr Stadtbaurat geſagt, er müßte wegen des Fahrſtuhls den ganzen Bau umſchmeißen, ſo daß eine vollſtändige Umkrempelung der Vorlage notwendig ſein würde. Wie ſind denn aber derartige Anlagen in all den großen Häuſern, die in der letz⸗ ten Zeit gebaut ſind, die bis in das ſechſte Geſchoß und noch weiter den Fahrſtuhl hinaufführen, um das Betreten der Dachgärten zu ermöglichen? Ich könnte dem Herrn Stadtbaurat eine ganze Anzahl von Häuſern nennen, in denen derartige Anlagen untergebracht ſind, ohne daß dadurch ein Turm not⸗ wendig iſt. Man kann eine ſolche Fahrſtuhlanlage ſehr gut kaſchieren, und das wird auch dem Herrn Stadtbaurat bei ſeiner großen Erfahrung wohl mög⸗ lich ſein. Ich bitte deshalb, dem Antrage des Herrn Stadv. Bergmann Folge zu geben und die 20 500 Mark für den Turm zu ſtreichen. Stadtv. Wöllmer: Auf Einzelheiten laſſe ich mich nicht ein; ich wollte nur eine kurze Bemerkung machen, um die Stellung meiner Freunde zu dieſer Vorlage zu präziſieren, weil die Ausführungen des Herrn Kollegen Bergmann falſch verſtanden werden könnten. Er iſt von dem Herrn Stadtv. Zietſch be⸗ reits falſch verſtanden worden. Herr Stadtv. Bergmann hat für eine Pulſions⸗ lüftungsanlage plädiert, ſich aber für ſeine Perſon dahin geäußert, daß er dann wenigſtens den Turm geſtrichen haben möchte. Dieſe Stellung hat unſere Fraktion nicht eingenommen, ſondern in ihrer großen Mehrheit den Beſchluß gefaßt, den Ausſchußanträgen zuzuſtimmen, damit alſo auch der Pulſionslüftungs⸗ anlage, für die auch Herr Stadtv. Bergmann iſt, be⸗ ſonders mit Rückſicht auf die Wünſche der Herren dirigierenden Aerzte. Auch haben wir nicht den Beſchluß gefaßt, an dem Turm zu rütteln. Die Ausführungen des Herrn Stadtbaurats Seeling waren auch heute überzeugend. Der Betrag von 20 000 ℳ iſt an ſich gewiß eine reſpektable Summe; aber ſie kann gegenüber den bedeutenden Koſten von 600 000 ℳ nicht in Betracht kommen. Der Turm würde nicht nur aus architek⸗ toniſchen Gründen nötig oder wünſchenswert ſein, ſondern er iſt durch den ganzen konſtruktiven Auf⸗ bau bedingt, und es würde, wie ſchon hervorgehoben worden iſt, bei ſeinem Fortfall eine Umarbeitung der