Sitzung vom 28. Mai 1913 4 einen längeren Zeitraum in Anſpruch genommen, weil es ja, wie der Herr Referent vorhin ausgeführt hat, ſelbſtverſtändlich war, daß alle die Verkehrs⸗ bedenken, die erhoben werden konnten, gründlich unterſucht werden mußten, weil insbeſondere auch die Platzfrage nicht ganz einfach zu löſen war. Ich möchte den Herren mitteilen, daß es z. B. die Tief⸗ bau⸗ und Verkehrsdeputation der Stadt Berlin ab⸗ gelehnt hat, derartige Wartehallen in den Straßen Berlins aufzuſtellen. Vorſteher Dr. Frentzel: Das Wort wird nicht weiter verlangt; ich ſchließe die Ausſprache über dieſe Anfrage. Wir kommen zu Punkt 26: Anfrage der Stadtv. Rieſenberg und Gen. betr. Freiluftbad. — Druckſache 160. Die Anfrage lautet: Welche Schritte gedenkt der Magiſtrat zu unternehmen, um unſeren Mitbürgern Ge⸗ legenheit zum Baden und Schwimmen im Freien zu verſchaffen? Frageſteller Stadtv. Rieſenberg: Meine Herren! Ich halte es für überflüſſig, in dieſem Saale über die Notwendigkeit und Nützlichkeit des Badens und Schwimmens im Freien zu reden. Wir ſind alle einmütig der Meinung, daß eine notwendigere und nützlichere Uebung von unſeren Schülern und Mit⸗ bürgern wohl kaum gemacht werden kann. Wer in den wenigen heißen Tagen dieſes Monats Gelegen⸗ heit hatte, die Verhältniſſe in der Badeanſtalt in der Krummen Straße zu beobachten, wird mit mir zu dem Reſultat gekommen ſein: ſo kann die Sache nicht weitergehen. Eine derartige Ueberfülle, wie wir ſie dort hatten, worunter Jung und Alt zu leiden hatte, hat man in Charlottenburg noch an keiner Stelle wahrgenommen. Einmütig war man der Meinung: hier muß Wandel geſchaffen werden. Nun liegt Charlottenburg an der Spree; das will ſagen: wir haben dauernd fließendes Waſſer zur Verfügung. Es iſt aber bei der lebhaften Schiff⸗ fahrt unmöglich, die Spree zum Baden und Schwimmen zu benutzen. Andererſeits ſteht feſt, daß Charlottenburg Ländereien an den Ufern des Fluſſes hat, und da entſteht die Frage, ob es bei dem heutigen Stande der Technik nicht möglich iſt, tun⸗ lichſt ſchnell eine Badeanſtalt im Freien zu eröffnen. Wenn man die großen gewaltigen Stauwerke ſieht, 267 wenn man die neuen Waſſerſtraßen befährt, die ge⸗ baut worden ſind, wenn man die neuen Kläranlagen beobachtet, die hier und da geſchaffen ſind, ſo kommt man unwillkürlich zu der Annahme: es iſt möglich, eine einwandfreie Badeanſtalt im Freien zu er⸗ richten. Ich glaube, es iſt keiner in dieſem Saale, der die Mittel für dieſen Zweck verweigern würde. Ich bin mir bewußt, daß wir ganz erhebliche Mittel aufwenden müſſen; aber ich bin mir auch deſſen be⸗ wußt, daß dieſe Mittel ſo am allerbeſten für unſere Mitbürger zur Verwendung gelangen würden. Aus dieſem Grunde habe ich die Anfrage geſtellt. Ich glaube auch, daß der? Nagiſtrar ſ ſchon entſprechende Schritte unternommen hat, bin jedoch begierig, zu erfahren, wie weit dieſe Schritte gediehen ſind. Stadtrat Dr. Gottſtein: Meine Herren! Mit dem Herrn Vorredner iſt der Magiſtrat darin einig, daß es bei der Ueberfüllung der Badeanſtalt in der Krummen Straße ſo nicht mehr weitergehen ſoll. Der Ausſchuß, den der Magiſtrat zur Prüfung dieſer Angelegenheit eingeſetzt hat, hat auch die techniſche Seite der Frage geprüft. Es hat ſich ergeben, daß die Errichtung eines Bades, mit Grundwaſſer ge⸗ füllt, auf ſtädtiſchem Grund und Boden möglich iſt. Die Koſtenanſchläge liegen uns vor, und Anträge zur Bereitſtellung der erforderlichen Mittel werden Ihnen in allernächſter Zeit zugehen. Nebenbei will ich anfügen, daß der Ausſchuß auch die Möglichkeit der Errichtung eines Bades außerhalb Charlottenburgs, aber in deſſen Nähe ge⸗ prüft und daß ſich dieſer Plan als nicht durchführ⸗ bar erwieſen hat, weil teils der Grund und Boden zu teuer war, teils geſundheitlich ungeeignet, teils von den zuſtändigen Behörden eine Ablehnung er⸗ folgte. Schließlich haben wir uns wieder an das Eliſabeth⸗Regiment gewandt, und dieſes hat uns in bereitwilliger Weiſe und für einen längeren Zeit⸗ raum als im Vorjahre für unſere Schwimmvereine die Mitbenutzung des Freibades in Ruhleben be⸗ willigt. Vorſteher Dr Frentzel: Ein Antrag auf Be⸗ ſprechung der Anfrage iſt nicht geſtellt worden; da⸗ mit iſt die Anfrage erledigt. Auch die Tagesordnung iſt damit erledigt. Ich habe nur noch zu bemerken, daß gegen die Vorſchläge des Wahlausſchuſſes Ein⸗ wendungen nicht erhoben worden ſind. Eine nicht öffentliche Sitzung findet daher nicht mehr ſtatt. Ich ſchließe die öffentliche Sitzung. (Schluß 10 Uhr 6 Minuten.)