Sitzung vom 11. Juni 1913 rung nehmen ſollen, und lediglich aus finanziellen Gründen habe ich mich dagegen ausgeſprochen. Ich gebe den Herren zu, daß es vielfach im Intereſſe leich⸗ terer Geſchäftshandhabung liegt, wenn wir die Unfälle in Selbſtverſicherung nehmen; aber die finanziellen Gründe ſind es, die mich dazu beſtimmen, zur Ableh⸗ nung der Vorlage zu kommen. (Die Verſammlung erklärt ſich mit großer Mehr⸗ heit nach dem Antrage des Magiſtrats damit einver⸗ ſtanden, daß die Stadtgemeinde die Verſicherung der in den ſtädtiſchen Eigenbaubetrieben beſchäftigten ver⸗ ſicherungspflichtigen Perſonen (d. h. der Arbeiter des Hochbau⸗ und des Tiefbauamtes) gegen Betriebsun⸗ fälle ſelbſt übernimmt.) Vorſteher Dr Frentzel: Punkt 9: Bericht des Petitionsausſchuſſes über Petitionen.— Druckſache 175. Zunächſt: I. Petition der Firma Gebr. Heyl & C o. und Gen. betr. Regulierung des Salzufers. Kollege Klick iſt noch nicht anweſend; dann gehen wir zunächſt über zu II. Petition des 1. Kaninchenzucht⸗ vereins Charlottenburg betr. Stiftung eines Preiſes. Berichterſtatter Stadtv. Mosgau: Meine Herren! Der I. Kaninchenzuchtverein Charlottenburg iſt im November des vorigen Jahres gegründet und hat zur⸗ zeit 36 Mitglieder. Er hat am 7. März eine Peti⸗ tion an die Stadtverordnetenverſammlung gerichtet und gebeten, daß man ihm einen Preis für eine Aus⸗ ſtellung, die er im Verein mit anderen ähnlichen Ver⸗ einen am 24. März veranſtalten wollte, bewilligen möchte. Er weiſt in dieſem Schreiben darauf hin, daß er dieſelbe Bitte vor kurzer Zeit an den Magiſtrat ge⸗ richtet habe und abſchlägig beſchieden worden ſei. Der Verein führt in ſeinem Schreiben aus, daß er das Beſtreben habe, das Kaninchenfleiſch als Volksnahrung populär zu machen und dazu dringend einer Unter⸗ ſtützung bedürfe, weil er noch ein junger und kleiner Verein wäre. IIn der Sitzung des Petitionsausſchuſſes hat der Herr Magiſtratsvertreter ausgeführt, daß gerade die Jugend dieſes Vereins für den Magiſtrat beſtimmend geweſen wäre, dem Anſuchen des Vereins nicht zu ent⸗ ſprechen, weil man ſich noch gar kein Bild davon machen könne, in welcher Weiſe dieſer Verein zu arbeiten gedächte. Der Petitionsausſchuß empfiehlt Ihnen den Uebergang zur Tagesordnung. In der Beratung des Petitionsausſchuſſes iſt darauf hingewieſen wor⸗ den, daß die Beſtrebungen, Kaninchenfleiſch als Volksnahrungsmittel einzubürgern, ja außerordent⸗ lich anerkennenswert ſeien, und es würde ſich ja auch vielleicht einmal eine Gelegenheit finden, dieſen Be⸗ ſtrebungen irgend welche Unterſtützung angedeihen zu laſſen. Die vorliegende Petition, welche einen Preis für eine Veranſtaltung wünſcht, die am 24. März ſtattgefunaen hat, kann doch aber nur durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt werden. 273 Aus dieſen Gründen habe ich im Namen des Pe⸗ titionsausſchuſſes die Bitte auszuſprechen, über die Petition zur Tagesordnung übergehen zu wollen. (Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit nach dem Antrage des Ausſchuſſes.) Vorſteher Dr. Frentzel: Wir kommen zu III. Petition der Innung der Gas⸗, Waſſerleitungs⸗ und Heizungs⸗ anlagen⸗Fachmänner zu Char⸗ lottenburg betr. a) Arbeiten bei⸗ Gasanlagen, b) Gasanlagevor⸗ ſchriften. Berichterſtatter Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Die Innung beanſtandet eine ganze Reihe von Maßnahmen, die die Stadtverwaltung bisher getroffen hat. Vor allen Dingen glaubt ſie, dadurch geſchädigt zu ſein, daß die Stadt bei ihrem Streben nach einem hohen Gasabſatz die Anlage von Gas⸗ leitungen zum Teil unentgeltlich ausführt und Be⸗ leuchtungskörper, Gaskocher, Plättapparate uſw. umſonſt hergibt. Meine Herren, die ganze Art unſeres Gastarifes können wir natürlich nicht bei Gelegenheit dieſer Pe⸗ tition aufrollen. Wir haben uns ſehr wohl überlegt, wie wir die Tarife ſtellen, welche Teile die Stadt un⸗ entgeltlich liefert, und welche Apparate ſie zur Ver⸗ fügung ſtellt. Wenn die Stadt z. B. einen Gas⸗ automaten unentgeltlich zur Verfügung ſtellt, ſo iſt der Tarif für das Gas höher, als wenn es durch einen anderen Apparat geht. Die Petenten haben durch⸗ aus nicht darin recht, daß ſie dadurch in irgend einer Weiſe geſchädigt werden. Sie beſchweren ſich weiter über die Ausſtellung am Wittenbergplatz, indem ſie darauf hinweiſen, daß in dieſer Ausſtellung nur auswärtige Firmen aus⸗ ſtellten und ſie dadurch benachteiligt wären. Im Pe⸗ titionsausſchuß iſt darauf hingewieſen worden, daß es jedem Einzelnen unbenommen bleibt, in der Aus⸗ ſtellung den Apparat, den er vertreibt, zur Vor⸗ führung zu bringen. Es iſt dieſe Ausſtellung alſo in keiner Weiſe ein Hindernis für die Gewerbe⸗ treibenden, ſondern durch dieſe Ausſtellung wird im Gegenteil Propaganda für den Gasverbrauch, alſo auch für die Anlegung von Leitungen im Intereſſe des Gewerbes gemacht. Weiter beſchweren ſich die Petenten darüber, daß bei den Gaswerken beſchäftigte Rohrleger ſeit Jahren noch nebenbei Arbeiten bei den Gasabnehmern zum Schaden des Gewerbes ausführen. Man kann aus der Petition nicht recht erkennen, ob damit Arbeiten gemeint ſind, die etwa Gasarbeiter in unerlaubter Weiſe ausführen. Sollte das der Fall ſein, ſo muß den Petenten überlaſſen bleiben, ſich unter Nennung von einzunen Fällen an die Verwaltung zu wenden; dann wird da Abhilfe geſchehen. Möglicherweiſe aber wollen die Petenten einen anderen Fall treffen, nämlich den, daß die Verwaltung ſelbſt die In⸗ ſtallationen noch einmal nachſteht. Wir haben hier ja oft Klagen über das Gas gehört. Treten ſolche Klagen auf, ſo wird von der Gasverwaltung den Be⸗ ireffenben der Rat gegeben, ihre Anlagen nachſehen zu laſſen. Das geſchieht natürlich ſo, daß ſich der Betreffende an die Inſtallationsfirma wendet und die Gasleitung in Ordnung bringen läßt. Hören