276 gelangen kann, ſind wir gar nicht mehr imſtande, die Angelegenheit im Intereſſe des Unternehmens zu ordnen, und das Intereſſe des Unternehmens — das möchte ich hier gleichzeitig markieren — deckt ſich ganz genau mit den Intereſſen der Stadtgemeinde. Dadurch, daß Sie heute durch den Vertrag unter Nr. 12 der Stadtgemeinde erweiterte Rechte ſichern, die die Stadtgemeinde von den jeweiligen Schwan⸗ kungen der Aktienmajorität unabhängig machen, kennzeichnet ſich gerade das Entgegenkommen der Geſellſchaftsorgane, und dadurch iſt auch bewieſen, daß ſich beide Faktoren, Stadtgemeinde und Opern⸗ geſellſchaft, in ihren Leiſtungen und gegenſeitigen In⸗ tereſſen identiſch verhalten. Ich bitte Sie alſo im Intereſſe der Förderung des Unternehmens, die An⸗ gelegenheit nicht in einen Ausſchuß zu verweiſen, ſondern die Vorlagen heute im Sinne des Ma⸗ giſtrats zu verabſchieden. Ich möchte bei dieſer Gelegenheit auch Herrn Kollegen Stadthagen bitten, ſeinen Antrag nicht auf⸗ rechtzuhalten oder ihn doch ſo zu modifizieren, daß nur, wenn es möglich ſein wird, dieſe Aenderung getroffen werden ſoll. Der Herr Stadtbaurat hat ja ſchon geſagt, es handle ſich hier nicht um eine bau⸗ polizeiliche Genehmigung allein. Baupolizeilich würde es gar nicht möglich ſein, dieſe Aenderung zu treffen, weil hier immer vier Reihen einen getrennten Eingang haben, und wir können doch für die zwei Reihen, die hinzukämen, keinen beſonderen Eingang ſchaffen. Aber ſelbſt wenn die Sache ſo gemacht würde, daß beide Eingänge benutzt werden könnten, da dem baupolizeilich nichts im Wege ſteht, wäre doch noch die Frage, ob die Geſellſchaft es durchführen könnte, weil große Bedenken dagegen beſtehen, daß die Beſucher verſchiedener Platzarten durch dieſelbe Tür Einlaß bekommen. Das könnte zu großen Un⸗ zuträglichkeiten führen, und die Verwaltung der Ge⸗ ſellſchaft hat deshalb lieber auf dieſe Mehreinnahme verzichtet, um nicht dauernd mit Störungen zu tun zu haben. Denn es würden Inhaber von Billets für das erſte und zweite Parkett, die dieſelbe Tür benutzen, in Kolliſion geraten können, es würden Un⸗ annehmlichkeiten hervorgerufen werden können, und darum verzichtet die Geſellſchaft lieber auf die Mehr⸗ einnahme, um ſolchen Schwierigkeiten für die Zu⸗ kunft aus dem Wege zu gehen. Ich bitte Sie daher, die Sache heute noch zu verabſchieden. Stadtv. Erdmannsdörffer: Ich glaube im Namen meiner Freunde hier im Hauſe zu ſprechen, wenn auch ich meiner freudigen Genugtuung über die günſtige Entwicklung Ausdruck gebe, die das Deutſche Opernhaus in künſtleriſcher und materieller Beziehung genommen hat. Was die Sache ſelbſt betrifft, ſo bitte ich, ebenſo wie Herr Kollege Kaufmann, die Vorlagen ohne Kommiſſionsberatung anzunehmen. Bedenken Sie doch, meine Herren, daß beide Vorlagen in der De⸗ putation reiflich durchberaten worden ſind! Bedenken Sie auch, daß es ſich hier um ein Einverſtändnis zwiſchen Magiſtrat und Geſellſchaft handelt! Eine Verweiſung der Vorlagen in eine Kommiſſion würde Schwierigkeiten nach der Richtung hin ſchaffen, daß die Geſellſchaft verhindert wäre, rechtzeitig mit den neuen Abonnements herauszukommen. Die Sache muß jetzt möglichſt ſchnell geregelt werden, damit die Abonnementsfrage noch vor Beginn der Reiſe⸗ 12n von den einzelnen Abonnenten erledigt werden ann. Sitzung vom 11. Juni 1913 Ich glaube auch, die Bedenken des Herrn Dr. Liepmann find nicht ſo ſchwerwiegend, daß ſie noch im Ausſchuß geprüft werden müßten. Ich halte auch die Frage der Aenderung der Preiſe für im großen und ganzen richtig getroffen. Ich will jetzt nicht näher darauf eingehen, beſonders da ich glaube, daß das alles ſo weit richtig gefaßt iſt. Ich bitte darum, auch den Antrag des Herrn Kollegen Stadthagen nicht anzunehmen, ſondern ſofort zur unveränderten Annahme der Vorlagen zu kommen. (Bravol) Stadtv. Dr Borchardt: Meine Herren, der Ge⸗ nugtuung über die günſtige Entwicklung des Opern⸗ hauſes auch in materieller Beziehung kann ich mich nicht anſchließen; das verſpare ich mir auf die Zeit, in der die richtigen Ergebniſſe vorliegen; wir werden es abwarten müſſen, ob wirklich die vereinbarten Pachtſummen eingehen. Die heutigen genugtuenden Ausſprüche darüber ſcheinen mir etwas reichlich verfrüht. Den Antrag auf Ausſchußberatung bitte ich abzulehnen. Im allgemeinen iſt es ja üblich, wenn von einer Seite ein Ausſchuß gewünſcht wird, dem ſtattzugeben, weil ja auch die Stadtverordnetenver⸗ ſammlung durch ihre eigenen Vertrauensmänner die Sache noch einmal prüfen will. (Stadtv. Dr Liepmann: Sehr richtig!) Aber, meine Herren, es iſt ja richtig, daß die Depu⸗ tation in juriſtiſcher Beziehung ein Organ des Magiſtrats iſt, doch ſind die Deputationen ſo zu⸗ ſammengeſetzt, daß ſie zum Teil auch als Organe der Stadtverordnetenverſammlung gelten können, und die Erfahrung lehrt, daß auf Ausſchußanträge hin wenigſtens zum großen Teil diejenigen Perſonen in den Ausſchuß hineingewählt werden, die auch in den Deputationen ſitzen, weil gerade dieſe die Sache bereits kennen. Und gerade deswegen, weil alſo die Stadtverordnetenverſammlung durch ihre Ver⸗ trauensperſonen hier bereits ausreichend mit zur Beratung herangezogen iſt, ſcheint es mir unnötig, da die Sache auch wirklich drängt, ſie noch einmal in einen Ausſchuß zu verweiſen. Was ſchließlich den Antrag Stadthagen hetrifft, ſo muß ich ſagen: ich bin verwundert, daß ein Antrag hier eingebracht wird, einer Preisermäßigung, mit der die Geſellſchaft einverſtanden iſt, unſererſeits die Zu⸗ ſtimmung nicht zu geben. Wenn es ſich um eine Preisveränderung handelte, die eine Erhöhung ein⸗ ſchlöſſe, die die Geſellſchaft beantragte, dann ließe ſich vielleicht darüber reden, ob wir die Sache hier noch einmal erwägen wollen; aber eine Preisermäßigung, die die Geſellſchaft zubilligen will, von unſerer Seite zu bekämpfen, ſcheint mir doch durchaus unan⸗ gebracht. Ich bitte daher, den Antrag Stadthagen ab⸗ zulehnen. Stadtv. Dr. Liepmann: Meine Herren! Die Beſchleunigung, die notwendig wäre, um die Abon⸗ nementsverhältniſſe zu regeln, hätte ja dadurch herbei⸗ geführt werden können, daß die Opernhausgeſellſchaft frühzeitiger an den Magiſtrat oder dieſer eher an die Stadtverordnetenverſammlung herangetreten wäre. Jedenfalls fällt die betonte Situation nicht uns zur Laſt. Wir müſſen prinzipiell darauf halten, daß wir das Maß unſerer Verantwortung nicht verſchieben,