Sitzung vom 11. Juni 1913 teln eine „Schuſtehrus⸗Stiftung“ für die Hinterbliebenen von ſtädtiſchen Privatdienſt⸗ verpflichteten (durch Privatdienſtvertrag an⸗ genommenen Perſonen) mit einem Kapital von 50 000 ℳ errichtet. Das Kapital iſt aus dem Ausgleichsfonds zu entnehmen. Die Zinſen find zu Unterſtützungen bei nachgewieſener Be⸗ dürftigkeit zu verwenden. Dieſe ſollen im Ein⸗ zelfalle höchſtens 500 ℳ für das Jahr betragen. Zur Verwaltung dieſer Stiftung wird eine De⸗ putation eingeſetzt, beſtehend aus fünf Mit⸗ gliedern, von denen drei Mitglieder des Ma⸗ giſtrats und zwei Stadtwerordnete ſein müſſen. Zu dem gleichen Behufe wird der Fonds der Jubiläums Stiftung vom Jahre 1905 um 20 000 ℳ in der Weiſe erhöht, daß dieſem Fonds jährlich — vom Be⸗ ginn des Etatsjahres 1914 ab — 5000 ℳ aus laufenden Mitteln zugeführt werden.) Vorſteher Dn Frentzel: Meine Herren! Ich möchte Ihnen vorſchlagen, daß wir nunmehr zu Punkt 15 übergehen, da Punkt 14 jedenfalls in der Zeit, die uns noch bis 7½ Uhr zur Verfügung ſteht, ſich auf keinen Fall wird erledigen laſſen, und da es unzweckmäßig wäre, eine ſo wichtige Vorlage durch die Wahl zu ſpalten. Wenn kein Widerſpruch er⸗ folgt — und er erfolgt nicht —, gehen wir zu Punkt 5 über: Vorlage betr. Errichtung einer zweiten Studien⸗ anſtalt. — Druckſache 247. Stadtv. Dr. Damm: Meine Herren! Mit der Errichtung einer neuen Studienanſtalt in Verbin⸗ dung mit dem Lyzeum IV ſind meine Freunde ein⸗ verſtanden. Dagegen können wir uns mit dem Ge⸗ danken, daß dieſe Studienanſtalt erſt am 1. Oktober 1914 eröffnet werden ſoll, durchaus nicht befreunden. Welche Gründe den Magiſtrat zu dieſem Beſchluß, der eine Verzögerung bedeutet, veranlaßt haben, ent⸗ zieht ſich unſerer Kenntnis; die Magiſtratsvorlage ſchweigt darüber, und auch in den Akten habe ich darüber nichts finden können. Ich möchte mir daher zunächſt an den Magiſtrat die Anfrage erlauben, welche Gründe maßgebend geweſen ſind, die Er⸗ öffnung der unterſten Klaſſe für die neue Studien⸗ anſtalt um ein Jahr hinauszuſchieben. Bürgermeiſter Dr. Maier: Meine Herren! Die Einrichtung der unterſten Klaſſe der Studienanſtalt bereits zu Michaelis 1913 ſcheitert daran, daß in der Gemeindeſchule in der Sybelſtraße, in welcher die Anſtalt untergebracht iſt, nicht genügend Raum da⸗ für vorhanden iſt. Wir können zwar in dieſer Ge⸗ meindeſchule 25/26 einen Raum verfügbar halten, d. h. alſo einen Raum, der hinreicht, um die unterſte Klaſſe aufzunehmen, und zwar zu Michaelis 1914; wir können aber nicht 2 Räume verfügbar halten, um bereits Michaelis 1913 die unterſte Klaſſe auf⸗ zunehmen. Die Möglichkeit, die Klaſſe etwa in einem an⸗ deren Schulgebäude unterzubringen, haben wir auch ventiliert, ſind aber zu dem Ergebnis gekommen, daß das nicht zweckmäßig iſt, und wir haben aus Rück⸗ ſicht auf dieſe räumlichen Fragen die Eröffnung der unterſten Klaſſe der Studienanſtalt auf Michaelis 1914 feſtgeſetzt. 279 Stadtv. Dr. Damm: Meine Herren! Die Gründe, die der Herr Bürgermeiſter angegeben hat, ſcheinen mir nicht ganz durchſchlagend zu ſein. Ich verkenne keineswegs, daß ſich der Magiſtrat in einer ſchwierigen Lage befindet; aber ich meine, daß die Lage nicht ſo ſchwierig iſt, daß ſich nicht ein Ausweg finden laſſe. In der Begründung des Herrn Bürger⸗ meiſters vermiſſe ich vor allem eins: ob der Magiſtrat in Erwägung gezogen hat, Räume in Privathäuſern zu mieten, die in unmittelbarer Nähe der Schule liegen. Ich habe mir geſtern die räumlichen Verhält⸗ niſſe in der Schule und deren Umgebung angeſehen, und ich habe gefunden, daß direkt neben der Schule ein neues Haus gebaut wird, das bereits im Septem⸗ ber bezogen werden kann. Hier wäre Gelegenheit, Räume zu ſchaffen, entweder für die Klaſſe der Studienanſtalt ſelbſt oder für eine andere Klaſſe, die aus der Schule nach dem Nachbarhaus gelegt werden könnte. (Sehr richtig!) Daß die Frage dringend der Erledigung bedarf, dafür bringen die Akten einen einwandfreien Beweis. Der Magiſtrat hat nämlich eine Umfrage an den ver⸗ ſchiedenen Schulen veranſtaltet, welche Schülerinnen beabſichtigen, Michaelis dieſes Jahres in eine Stu⸗ dienanſtalt einzutreten, und danach haben ſich nicht weniger als 51 Schülerinnen gemeldet, davon 47 aus Charlottenburg. Daraufhin hat der Magiſtrat das letzte Zeugnis dieſer Schülerinnen eingefordert, hat alle diejenigen ausgeſchieden, die nach ſeiner Meinung kein Anrecht haben, in eine Studienanſtalt einzu⸗ treten, und es ſind dann immer noch mehr als 30 Schülerinnen übrig geblieben. Nach den miniſte⸗ riellen Beſtimmungen ſoll aber die Höchſtzahl der Schülerinnen in einer Klaſſe der Studienanſtalt über⸗ haupt nur 30 betragen. Ich meine, damit iſt doch nachgewieſen, daß ein dringendes Bedürfnis für die Errichtung der unterſten Klaſſe der neuen Studien⸗ anſtalt bereits für Oktober 1913 vorliegt. Nun wäre ja das Nächſte, daß wir die Vorlage in einen Ausſchuß verwieſen. Da aber der Herr Stadtſchulrat bis nahezu zu den Ferien beurlaubt iſt, und da meine Freunde der Meinung ſind, daß die Vorlage keine Verzögerung verträgt, möchte ich Sie bitten, von einer Ausſchußberatung abzuſehen. Ich erlaube mir aber, im Anſchluß an die Vor⸗ lage eine Reſolution zur Beſchlußfaſſung vorzuſchla⸗ gen. Die Reſolution hat folgenden Wortlaut: Die Stadtverordnetenverſammlung richtet an den Magiſtrat das dringende Erſuchen, noch einmal zu erwägen, ob es nicht möglich iſt, die unterſte Klaſſe der neuen Studien⸗ anſtalt in der Sybelſtraße bereits am 1. Ok⸗ tober 1913 zu eröffnen. Ich bitte Sie, dieſer Reſolution im Anſchluß an die Vorlage des Magiſtrats zuzuſtimmen. (Bravo!) Stadtv. Dr Rothholz: Wenn der Maaiſtrat ſi zuſtimmend zu der Reſolution des Kollegen Damm äußert, würde ich mich mit ihr zufrieden geben; anderenfalls möchte ich bitten, in der Vorlage eine Aenderung unter Nr. 2 dahingehend zu treffen, daß als Zeitpunkt der Eröffnung der zweiten Studien⸗ anſtalt der 1. Oktober 1913 in Ausſicht zu nehmen