Sitzung vom 11. Juni 1913 Solch heizbares Luftbad hat einen ſehr großen Wert. Es wird Ihnen ja bekannt ſein, daß die Abwechſlung von kaltem und warmem Waſſer ſehr wohltätig auf den Körper einwirkt. Dasſelbe iſt mit dem Luftbad der Fall, wenn man aus dem geheizten Luftbad in das kalte Luftbad hineingelangt und umgekehrt. Ich möchte mir die Frage erlauben, weshalb das bei dieſem Projekt nicht auch in Betracht gezogen worden iſt, und bitte darüber um Auskunft. Ferner möchte ich mir die Frage an den Ma⸗ giſtrat erlauben, weshalb denn das Sonnenbad in der zweiten Etage projektiert iſt. Man benutzt doch in der Regel zu Sonnenbädern das Dachgeſchoß. Die Polizei kann dagegen nichts einwenden. Das würde auch einen doppelten Zweck haben, denn je höher das Sonnenbad liegt, deſto wirkſamer iſt es, und die zweite Etage könnte beſſer für andere Bäder, Wannen⸗ bäder uſw., ausgenutzt werden. Ich bitte auch um Auskunft, weshalb die zweite Etage dazu verwendet werden ſoll. Stadtbaurat Seeling: Meine Herren! Ich glaube, es wird beſſer ſein, wenn wir dieſe Details im Ausſchuß erörtern; dort kann man viel mehr dar⸗ auf eingehen. An und für ſich iſt die Bauſtelle knapp, es läßt ſich nicht ſo löſen, wie wir es in der Nürn⸗ berger Straße haben machen können. (Die Verſammlung beſchließt die Ueberweiſung der Vorlage an einen Ausſchuß von 15 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtv. Dr. Byk, Dunck, Erdmannsdörffer, Dr. Frentzel, Harniſch, Jaſtrow, Klick, Dr. Landsberger, Laskau, Dr. Mommſen, Rackwitz, Scharnberg, Dr. Stadt⸗ hagen, Vogel und Wenzke.) Vorſteher Dr. Frentzel: Punkt 19 der Tagesord⸗ nung: Vorlage betr. Vorentwurf für den Bau der Pulsſchen Altersverſorgungsanſtalt. — Druckſache 183. Stadtv. Dr Stadthagen: Es iſt ja ſehr erfreu⸗ lich, daß uns hier dieſe Vorlage gemacht worden iſt, die vorſieht, daß ein großer Teil der alten Mitbür⸗ ger von Charlottenburg einen angenehmen Lebens⸗ abend verbringen kann. Ich glaube aber, daß in finanzieller Hinſicht doch vielleicht nicht die Vorſicht gewaltet hat, die nötig iſt, um die Stadt vor künf⸗ tigen Zuſchüſſen zu ſichern. Zur Deckung der Be⸗ triebskoſten bleiben nur die Zinſen eines Reſtkapitals mit rund 73 000 ℳ übrig. Wenn auch durch die ganze Art der Stiftung die Betriebskoſten nicht ge⸗ rade ſehr hoch ſein würden, weil ſich die Leute teil⸗ weiſe ſelber beköſtigen uſw., ſo glaube ich doch, daß die Rechnung, die der Magiſtrat aufgemacht hat, nur für die jetzige Zeit zutrifft. Es erſcheint mir aber fraglich, ob ſie nach einigen Jahren noch zutreffen wird. Darum möchte ich vorſchlagen, daß wir etwas vorſichtiger vorgehen. Urſprünglich hatte ich die Abſicht, Ihnen vorzu⸗ ſchlagen, den Bau ſtatt für 140 Betten oder für 150, wie es in der Vorlage heißt, nur für 120 Betten vor⸗ zuſehen. Ich möchte aber in dem Stadium, in dem ſich die Angelegenheit befindet, ſo weit nicht gehen, Ich möchte an dem Bauentwurf nichts ändern; ich empfehle Ihnen jedoch, die Vorlage nur mit der Maßgabe anzunehmen, daß zunäch ſt bloß eine Belegung mit 120 Betten in Ausſicht ge⸗ nommen wird. Meine Herren, es ſteht dann durchaus 289 nichts im Wege, wenn ſich nach drei Jahren vielleicht herausſtellt, daß wir gut auskommen, die Bettenzahl zu vergrößern und die Räume, die inzwiſchen zu an⸗ deren ſtädtiſchen Zwecken verwendet werden können, zunächſt für 10 weitere Betten oder, wenn es ganz ſicher ſein wird, auch für 20 weitere Betten einzu⸗ richten. Ich bitte Sie daher, dieſem Zuſatzantrag zuzuſtimmen. Es dürfte auch für den Magiſtrat keine Schwierigkeit vorliegen, und wir würden etwas vor⸗ ſichtiger vorgehen. Stadtrat Seydel: Der Antrag des Herrn Stadtv. Dr Stadthagen beruht auf einer allzu vorſichtigen Annahme über das, was wir von den Ausgaben zu erwarten haben. Wir haben gerade dieſe Frage in einem Magiſtratsausſchuß reiflich geprüft, haben ge⸗ rade die Frage der notwendigen Mittel in einer großen Zahl von Sitzungen immer wieder nachge⸗ prüft und glauben, daß das, was jetzt vorliegt, nicht die Befürchtung zu erwecken braucht, daß der Betrieb mit den Mitteln, die dafür zur Verfügung geſtellt werden ſollen, nicht ausreichen möchte. Es iſt über⸗ all ſehr reichlich gerechnet, überall iſt zu den ur⸗ ſprünglichen Anſchlägen noch etwas hinzugeſchlagen, um nicht nachher bei den Ausgaben Nackenſchläge zu bekommen. Auch die Baukoſten ſind reichlich angeſetzt, ſo daß man auch nicht zu befürchten braucht, daß etwa von dem für den Betrieb verbliebenen Kapital etwas für dir Baukoſten aufgewendet werden müßte. Wenn ich jetzt den Magiſtratsantrag vertrete, ſo geſchieht es weſentlich aus dem Grunde, weil die Zahl der Bewerber um die Stiftungsſtellen ſchon jetzt außerordentlich groß iſt. Wenn Sie jetzt 20 von den alten Leuten die Möglichkeit abſchneiden würden, in die Stiftung hineinzukommen, ſo würden Sie bei dieſen recht traurige Empfindungen erwecken, und dies ohne ſtichhaltigen Grund, weil, wie geſagt, die Mittel vorerſt auch noch für dieſe 20 reichen würden. Wenn die Befürchtungen des Herrn Dr. Stadthagen, die ſich hauptſächlich auf die Zukunft und auf den Fall er⸗ ſtrecken, daß ſich die Lebensmittel weiter verteuern, ſich ſpäter einmal als gerechtfertigt erweiſen ſollten, dann iſt immer noch Zeit, einzelne Zimmer, die durch Todesfall uſw. freiwerden, nachträglich un⸗ beſetzt zu laſſen, wenn die ſtädtiſchen Körperſchaften dann meinen ſollten, daß für die Stiftung Zuſchüſſe aus ſtädtiſchen Mitteln nicht geleiſtet werden ſollen. Für die erſten Jahre aber wird ſicherlich das, was wir eingeſetzt haben, reichen, ſo daß im Augenblick wohl kein Grund vorliegt, 20 Leutchen, die ſich ſchon jetzt auf ihre Aufnahme in die Anſtalt freuen, von deren Wohltaten auszuſchließen. Ich möchte darum anheimſtellen, doch zunächſt einmal den Magiſtratsbeſchluß anzunehmen, aber zu⸗ gleich den Grundſatz aufzuſtellen, den wir auch in der Magiſtratsvorlage zum Ausdruck gebracht haben, daß die Stiftung ſich ſelbſt erhalten muß, und daß für den Fall, daß das ſpäter einmal nicht möglich ſein ſollte, dann eine entſprechende Reduzierung in der Belegung der Anſtalt einzutreten hat. Im Augenblick aber liegt für eine ſolche Beſchrän⸗ kung kein Anlaß vor. Stadtv. Dr Stadthagen: Es wäre doch der um⸗ gekehrte Weg, erſt eine Anſtalt groß einzurichten und ſie nachher zu reduzieren, und ich glaube, da geht man beſſer in der Weiſe vor, daß man ſolche Anſtalt erſt