Sitzung vom 11. Juni 1913 einer ſolchen Anlage ſowohl techniſch wie wirtſchaftlich vorteilhaft iſt, da die Ausnutzung der Reinigermaſſe bedeutend beſſer werden kann, wie ja in der Begrün⸗ dung eingehend dargelegt iſt, ſo empfehle ich Ihnen, der Vorlage zuzuſtimmen. (Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Der Neubau einer Cyanwaſchanlage auf Gaswerk II wird genehmigt; die auf 180 000 Mark veranſchlagten Koſten werden aus An⸗ leihemitteln bewilligt.) Vorſteher Dr. Frentzel: Punkt 22: Vorlage betr. Ausbau und innere Einrichtung des Waldhauſes Charlottenburg. — Druckſache 186. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Landsberger: Meine Herren! Die angenehme Enttäuſchung, die ich darüber empfinde, daß ich nicht, wie ich bei der reich⸗ haltigen Tagesordnung gefürchtet habe, erſt in zwölfter Stunde, ſondern noch vor 9 Uhr dieſe Vor⸗ lage zu vertreten habe, ſoll mich nicht verführen, Ihnen ein langes Referat zu erſtatten. Ich hoffe, wie es der Berichterſtatter über die letzten Vorlagen hervorhob, daß Sie auch dieſe Vor⸗ lage ſorgfältig geleſen haben und zu der Ueberzeugung gekommen ſind, daß ſie in der Tat ohne weiteres zu bewilligen iſt. Dieſes Krankenhaus, das für den ſpeziellen Zweck errichtet wird, Kranken Aufnahme zu gewähren, von denen man von vornherein erwarten muß, daß ſie dort einen längeren Aufenthalt zu nehmen haben werden — durchſchnittlich mindeſtens 3 Monate —, muß Einrichtungen haben, die ein ge⸗ wiſſes Behagen ſchaffen und die über die Notwendig⸗ keiten hinausgehen, die man ſonſt wohl bei Kranken⸗ häuſern für erforderlich erachten möge. Seit anderthalb Jahren hat ſich die Stadtver⸗ ordnetenverſammlung mit dem Bau dieſer Anſtalt nicht beſchäftigt, außer daß gelegentlich der Etat⸗ beratung für den zweiten Teil des laufenden Etats⸗ jahres ſchon der Etat für ihren Betrieb beſprochen und feſtgelegt worden iſt. Damals haben wir eine Erhöhung des urſprünglich von dem Vorentwurf vor⸗ geſehenen Geldbedarfs von 2 086 000 % — der Be⸗ ſchluß hierüber iſt bereits am 22. Sept. 1909 gefaßt worden — um 70 000 ℳ beſchloſſen, und zwar be⸗ hufs Erweiterung der Bettenzahl um 22 und vor allen Dingen wegen der Veränderung der Waſſerver⸗ ſorgungsanlage, Erforderniſſe, die ſich bei der weite⸗ ren Bearbeitung der Projekte herausgeſtellt hatten. Vor anderthalb Jahren haben wir alſo eine Geſamt⸗ ſumme von 2 156 000 ℳ bewilligt. Bei der Aus⸗ iſt, hat ſich ergeben, daß wir den Anträgen des leiten⸗ den Arztes, des Herrn Direktors Dr Ulrici, doch in bezug auf manche Veränderungen und Verbeſſerungen nachgeben mußten. Dieſe erfordern einen weiteren Koſtenaufwand von 29 200 ℳ. Ich will ganz kurz die einzelnen Poſttionen er⸗ wähnen; ſie werden einer beſonderen Begründung hier nicht bedürfen. Die Einrichtung eines Luft⸗ bades empfiehlt ſich in einem ſolchen, weſentlich auf Lufterholung beruhenden Krankenhauſe ganz beſon⸗ ders. Es gilt ja auch, die Kranken, die den ganzen Tag nichts zu tun haben und zum weitaus größten Teil nicht bettlägerig ſind, angenehm und mit einiger Variation zu beſchäftigen. Für die Einrichtung dieſes führung des Baues, der jetzt nahezu fertig geſtellt 291 Luftbades ſind 4000 ℳ. vorgeſehen. Ich will hier gleich anfügen, daß wir jede einzelne Poſition, jeden einzelnen Apparat ſorgfältigſt, darf ich ſagen, in den verſchiedenſten Inſtanzen geprüft haben. Wir haben es uns redlich ſauer werden laſſen, in Deputationen und Ausſchüſſen und Unterausſchüſſen jedes Stück genau zu prüfen, und haben noch erſt kürzlich zu Ver⸗ gleichszwecken die Anſtalt in Müllroſe, die von der größten Ortskrankenkaſſe in Berlin, der der Kauf⸗ leute, unterhalten wird, beſichtigt. So iſt dieſe Vor⸗ lage ſorgfältig vorbereitet. Wenn Sie in den Erläuterungen unter dem „Luftbad“ die Zuleitung von Waſſer finden, ſo liegt das daran, daß man den Kranken, die barfüßig ein Luftbad genommen haben, die Möglichkeit gewähren muß, ſich zu waſchen und eventuell ein Brauſebad zu nehmen. Von den anderen Poſitionen nenne ich die Aen⸗ derung einer Liegehalle, welche dadurch erforderlich geworden iſt, daß wir bei ſtarker Beſonnung einen gewiſſen Schutz vor der Sonne ſchaffen und infolge⸗ deſſen die Liegehalle anders einrichten mußten. Die Einrichtung einer Selterswaſſerfabrikati⸗ onsanlage beruht nicht auf Größenwahn; im Gegen⸗ teil, dieſe einmalige Einrichtung wird uns Betriebs⸗ koſten erſparen. Der Apparat würde zwar, wie in der Vorlage zu leſen iſt, täglich 3000 Flaſchen liefern können, aber wir brauchen nur etwa den zehnten Teil davon. Trotzdem iſt die Beſchaffung des weit leiſtungsfähigeren Apparats zweckmäßig, weil kleinere nicht recht geliefert werden, und wir den Vorteil haben, einen Arbeiter nicht den ganzen Tag mit der Herſtellung von Selterswaſſer und Brauſelimonade beſchäftigen zu müſſen; er kann vielmehr dieſe Arbeit auf wenige Stunden konzentrieren und immer noch für andere Zwecke verwendbar bleiben. Was die Bepflanzung des Schutzſtreifens am Rieſelfelde betrifft, ſo beruht ſie auf einer Ver⸗ fügung der Regierung, der wir folgen müſſen. Die Anlegung eines Hühnerhofes wird mit Rückſicht darauf vorgenommen, daß wir den In⸗ ſaſſen einen freundlichen Anblick verſchaffen wollen, beſonders aber auch darauf, daß wirtſchaftliche Intereſſen dabei in Frage kamen. Wir haben die Erweiterung für ſpäter vorbehalten und wollen vor⸗ läufig nur die Einrichtung eines Stalles vornehmen, alſo die erſte Vorkehrung für die Einrichtung eines ſolchen Hühnerhofes. Die Beſchaffung von Pferd und Wagen ließ ſich nicht umgehen. Wenn auch die Anſtalt nur 2 km von dem Bahnhofe Beetz⸗Sommerfeld entfernt liegt, muß man doch für den Schulbeſuch der Kinder der Anſtaltsbeamten Sorge tragen, ebenſo für die Heranſchaffung von allerlei Materialien, beſonders aber auch für den Transport von Kranken, der in der Begründung der Vorlage überſehen iſt. Was endlich den Mehrbedarf von Objekten für die Be⸗ und Entwäſſerungsanlagen betrifft, ſo iſt er von unſeren Technikern ſorgfältig geprüft und kann kaum einem Anſtand unterliegen. Außer dieſen insgeſamt 29 200 ℳ werden nun noch weiter von Ihnen 70 000 ℳ für die innere Einrichtung, die urſprünglich zu gering bemeſſen war, gefordert. Ich wiederhole bei dieſem Poſten, daß wir bei jedem Schrank, jedem Bett⸗ und Wäſche⸗ ſtück, jedem Tiſch auf das ſorgfältigſte geprüft haben, ob ſie erforderlich und ob ſie eventuell billiger her⸗ zuſtellen ſind. Wenn wir auch vielleicht bei der Ausſchreibung noch einiges werden erſparen können,