306 es war der Sinn Ihrer Ausführungen. Ich will nicht das wiederholen, was mein Freund Vogel ge⸗ ſagt hat; es würde ja auch unzuläſſig ſein. — Ich war erſtaunt, das aus dem Munde des ſonſt ſo ver⸗ nünftigen Kollegen Landsberger zu hören. (Heiterkeit. — Stadtv. Dr. Landsberger: Ich dankel) Wie kann man verlangen, daß jemand, der vielleicht aus Not an einer konfeſſionellen Schule Stellung angenommen hat, in dem Augenblick, wo er ſieht, daß ſich dort der Antiſemitismus breit macht, die Schule verläßt. (Zuruf: Warum denn nicht?) — Warum denn nicht? Aus dem ſehr einfachen Grunde, weil nicht jeder in der glücklichen Lage iſt, einen Millionär zum Vater zu haben, weil auch die Lehrer und Lehrerinnen gezwungen ſind, für ihren Lebensunterhalt zu ſorgen. Sie können doch unmög⸗ lich verlangen, daß ich, wenn ich ſehe, daß der Leiter der Schule Antiſemit iſt, meine Stellung aufgebe und vielleicht brotlos auf der Straße liege. (Sehr richtig!) Meine Herren, meine Freunde haben in der Sitzung vom 8. Mai gegen die ihnen bekannte Re⸗ ſolution des Kollegen Meyer geſtimmt. Die Ab⸗ ſtimmung war eine namentliche, und Sie können ſich aus dem Protokoll überzeugen, daß wir geſchloſſen dagegen geſtimmt haben. Getreu dem Standpunkt, den wir damals eingenommen haben, ſind wir auch heute nicht in der Lage, für die Anträge des Aus⸗ ſchuſſes zu ſtimmen, ſondern wir werden einmütig der Magiſtratsvorlage zuſtimmen. (Bravo! bei den Sozialdemokraten.) Stadtv. Schwarz (perſönliche Bemerkung): Der Herr Vorſteher hat mir geſagt, daß es nicht üblich ſei, über die Abſtimmungen im Ausſchuß zu reden. Er hat mir aber zugegeben, daß ich das Recht gehabt hätte, da Herr Kollege Jaſtrow geſagt hat, der Beſchluß ſei einſtimmig geweſen, über die Abſtimmung für meine Perſon zu ſprechen. Dem Herrn Vorſteher dürfte es jedoch entgangen ſein, daß Herr Kollege Otto, ebe ich ſprach, Herrn Kollegen Jaſtrow zugerufen hat: „Gegen zwei Stimmen! Auch ich habe dagegen geſtimmt.“ Da dieſe Bemerkung hier im Saal gefallen iſt, habe 4ß, glaube ich, nur im Rahmen unſerer Geſchäftsordnung gehandelt, wenn ich dieſen Zuruf in meinen Ausfüh⸗ rungen aufgenommen habe. Vorſteher Dr. Frentzel: Ich möchte bemerken, daß ich allerdings den Zuruf des Herrn Kollegen Otto nicht gehört habe. Im übrigen muß ich nach wie vor bei meiner Anſicht bleiben, das es nicht zweck⸗ mäßig iſt, über einzelne Abſtimmungen im Ausſchuß zu berichten. (Sehr richtig!) Wenn jemand über die Meinung, die er ſelbſt im Ausſchuß vertreten hat, und darüber, wie er dort geſtimmt hat, in der Oeffentlichkeit berichten will, ſo ſteht dem natürlich nichts entgegen. Die Sache iſt hiermit erledigt und wir kommen zur Ab⸗ ſtimmung. ſmit den Worten beginnt: Sitzung vom 25. Juni 1913 Der Herr Referent hat zunächſt eine Reihe von Aenderungen, die an dem Ausſchußprotokoll vor⸗ genommen werden müſſen, verleſen und ihre An⸗ nahme beantragt. Ich weiß nicht, ob Sie ihre Ver⸗ leſung noch einmal wünſchen. (Rufe: Neinl) Dann kann ich darauf verzichten. Wenn ich nun in Zukunft von den Ausſchußanträgen ſpreche, ſo ſind darunter immer die Ausſchußanträge mit den von dem Herrn Referenten beantragten Aenderungen zu verſtehen. Ich nehme an, daß Sie mit dieſen Aen⸗ derungen einverſtanden ſind, wenn ich keinen Wider⸗ ſpruch erfahre. — Es iſt kein Widerſpruch laut ge⸗ worden, alſo gelten dieſe Aenderungen nunmehr als Ausſchußanträge. Meine Herren, die Abſtimmung muß ſowohl nach den Ausführungen des Herrn Kollegen Lands⸗ berger als auch nach einem Antrag, den Herr Kollege Wöllmer geſtellt hat und den ich für meine Perſon unterſtützen möchte, inbezug auf den Abſ. 2 der Ziffer I eine getrennte ſein, und zwar werde ich zu⸗ nächſt über den zweiten Satz abſtimmen laſſen, der „Erteilt eine Lehrkraft“ und mit dem Worte „angerechnet“ ſchließt. Wird dieſer Satz des Ausſchußantrages angenommen, ſo laſſe ich über den noch übrig bleibenden erſten Satz abſtimmen, wird auch dieſer angenommen, über die ganze Ziffer I1. Für den Fall, daß ſie angenommen wird, werde ich nachher über die geſamten Anträge des Ausſchuſſes en bloc abſtimmen laſſen. Bürgermeiſter Dr Maier (zur Frageſtellung): Der Magiſtrat iſt mit den Anträgen des Ausſchuſſes durchaus einverſtanden, abgeſehen von dem Abſ. 2 unter Ziffer I1. Wir haben eigentlich im weſentlichen nur ein Intereſſe daran, daß über den Abſ. 2, von dem Sie, wenn ich recht verſtanden habe, überhaupt nicht geſprochen haben, beſonders abgeſtimmt wird. Vorſteher Dr. Frentzel (unterbrechend): Doch, nur, ich habe allein von Abſ. 2 der Ziffer I geſprochen, der mit den Worten beginnt: „Die an Schulen mit kon⸗ feſſioneller Beſchränkung“. (Bürgermeiſter Dr Maier: So, dann habe ich das miß⸗ verſtanden!) Dieſen Abſatz will ich in zwei Teile teilen, darüber getrennt abſtimmen laſſen und dann über Ziffer I mit den Anträgen des Ausſchuſſes noch einmal insgeſamt eine Abſtimmung herbeiführen. Wir ſind ganz einig, Herr Bürgermeiſter. — Widerſpruch erfährt dieſer Ab⸗ ſtimmungsmodus nicht; dann gehen wir in dieſer Weiſe vor. Ich laſſe zunächſt über den Satz 2 des Abſ. 2 unter Nr. I, beginnend mit den Worten: „Erteilt eine Lehrkraft“, abſtimmen. Bürgermeiſter Dr Maier (zur Frageſtellung): Der erſte Satz, beginnend mit den Worten: „Die an Schulen mit konfeſſioneller Beſchränkung“, iſt ja der wichtigſte Satz. Vorſteher Dr Frentzel: Ueber dieſen Satz wird nachher abgeſtimmt, zunächſt über den zweiten, dann über den erſten und dann über das Ganze noch ein⸗ mal. Der Grund iſt folgender. Es ſind Herren da, die vielleicht für Abſ. 1 oder gegen Abſ. 2 ſtimmen, je nachdem ob Satz 1 oder 2 angenommen wird; das hat einen inneren Grund.