Sitzung vom 10. Dirigenten vorbehalten ſind. Daher iſt es auch ge⸗ kommen, daß der Herr Oberbürgermeiſter mit ſeiner ganzen Perſon in die Materie eindringen wollte, und gerade, weil er das wollte, iſt die Sache liegen geblie⸗ ben. Er hätte ſich ja die Sache einfacher machen und hätte die Bearbeitung einem andern übertragen können; dann wäre die Angelegenheit längſt erledigt. Aber Sie wiſſen doch, meine Herren, mit welcher Gewiſſen⸗ haftigkeit gerade Herr Oberbürgermeiſter Schuſtehrus ſeine Amtspflichten aufgefaßt hat. Er hat vielleicht etwas mehr auf ſich geladen, als ſein Geſundheits⸗ zuſtand ihm damals erlaubte; die Unterbrechungen, die ſeine Tätigkeit durch die Krankheit erfuhr, ſind Ihnen ja auch allen bekannt, und es iſt ganz ſelbſtver⸗ ſtändlich, daß, nachdem er den perſönlichen Wunſch ge⸗ äußert hatte, die Sache möge gemeinſchaftlich erledigt werden, dann ſein Vertreter — das war damals Herr Bürgermeiſter Matting — nicht über ſeinen Kopf hin⸗ weg es anders machte, als es von ihm angeordnet war. Das entſpricht auch durchaus der Inſtruktion über die Stadtmagiſtrate. Nach dieſer Richtung muß ich die Ausführungen des Herrn Stadtv. Liepmann als irrig zurückweiſen. Was die kaſſenmäßige Behandlung der Sache be⸗ trifft, ſo iſt ſie ganz einfach. Der unterſchlagene Be⸗ trag wird gegenwärtig in Reſt geführt. Die Forderung beſteht für die Stadt nach wie vor, ſie wird in Abgang geſtellt, wenn die Wiedereinziehung bei Krüger als dauernd ausſichtslos zu erachten iſt, d. h. wenn wir von Krüger nichts bekommen können. So wird in allen Fällen verfahren und muß auch in dieſem Fall verfahren werden. Im übrigen, meine Herren, iſt die Meinung, daß die Organiſationsfrage Angelegenheit einer Deputation iſt, irrig, denn die Organiſation betrifft drei Depu⸗ tationen. Sie kann deshalb einzig und allein von dem Magiſtrat ausgehen, der ſich mit dieſer Frage ſehr ein⸗ gehend beſchäftigt hat. Ich möchte die Erklärung ab⸗ geben: wenn die Verſammlung wünſcht, über die Re⸗ organiſation in einer Vorlage Kenntnis zu erhalten, ſo bin ich ſelbſtverſtändlich bereit, dieſem Wunſch zu entſprechen und dem Magiſtrat zu empfehlen, eine ent⸗ ſprechende Vorlage an die Stadtverordnetenverſamm⸗ lung gelangen zu laſſen, damit die Herren gedruckt die Neuorganiſation ſtudieren können. Ich möchte dann aber bitten, daß dieſes Studium etwas genauer ſtatt⸗ findet als das Studium unſerer heutigen Vorlage durch den Herrn Stadtv. Dr Liepmann, der behauptete, daß in unſerer Vorlage lediglich von vorläufigen Maß⸗ regeln die Rede ſei. Wir haben alsbald, nachdem dieſe Unterſchlagung vorgekommen iſt, vorläufige Maßregeln ergriffen, und haben dieſe vorläufigen Maßregeln jetzt durch definitive erſetzt. Stadtv. Dr Genzmer: Meine Herren! Nach den Ausführungen, die von ſo angeſehener Seite, durch den Herrn Kollegen Otto hier über eine Aeuße⸗ rung, die ich gemacht habe, erfolgt ſind, muß ich Wert darauf legen, um dieſes Mißverſtändnis des Herrn Otto nicht weiter beſtehen zu laſſen, noch ein⸗ mal hierüber das Wort zu ergreifen. Ich habe einen Verdacht von mir oder meiner Fraktion dem Magi⸗ ſtrat gegenüber nicht ausgeſprochen: ich habe im Gegenteil, wie Sie ſich entſinnen werden, geſagt: ich habe die Hoffnung, daß wir heute befriedigende Auf⸗ ſchlüſſe über das Verfahren des Magiſtrats bekommen werden, denn ich halte es für notwendig, daß ſolche uns erteilt werden, ſonſt könnten derartige Dinge öfter ſich wiederholen und dann ſchließlich ein Miß⸗ September 1913 319 trauen entſtehen. Das iſt doch etwas anderes, als wenn ich geſagt hätte: ich habe das Mißtrauen, daß der Magiſtrat hiermit hat unſere Rechte ſchmälern wollen. Dies wollte ich, auch der Oeffentlichkeit gegenüber, richtig ſtellen. Ich wende mich nun zu den Ausführungen, die der Herr Bürgermeiſter mir gegenüber gemacht hat. Er ſagte: wie ſoll das in dem Etat zum Ausdruck kommen —, und er hat eben Aehnliches in anderer Weiſe den Worten des Herrn Kollegen Liepmann gegenüber ausgeführt. Nun, meine Herren, ein großer Teil der Gelder iſt von den Verbrauchern, wie die Vorlage des Magiſtrats ausdrücklich bekundet, an ſtädtiſche Beamte und in die Kaſſe der Geſchäftsſtelle Nummer XVI gezahlt worden, und dort ſind ſie von dem Beamten veruntreut worden. Ich bin kein Fi⸗ nanzverſtändiger und beuge mich ſelbſtverſtändlich unter die eminente Ueberlegenheit des Herrn Bürger⸗ meiſters, aber doch habe ich eine Auffaſſung, die ich glaube bekunden zu dürfen; und nach meiner Auf⸗ faſſung mußte es in dem Etat der Elektrizitätswerke zum Ausdruck kommen, daß ein ſolcher Teil der ein⸗ gegangenen Beträge geſtohlen oder veruntreut war, und durfte nicht etwa unterauchen unter den noch „nicht eingegangenen Reſtbeträgen“. Wenn etwas geſtohlen oder veruntreut iſt, ſo war es ſelbſtverſtänd⸗ lich die Aufgabe, der ſich die Stadt auch nicht ent⸗ zogen hat, den Verſuch zu machen, das Veruntreute von dem, der es veruntreut hat, wieder einzutreiben. Davon habe ich nicht geſprochen. Ich habe alſo ge⸗ meint, darin, daß die Unterſchlagungen in dem Etat in keiner Weiſe zum Ausdruck gekommen waren, drückte ſich die Abſicht aus, die Sache noch nicht zur Sprache zu bringen. Die Abſicht! Damit tue ich niemand ein Unrecht; der Herr Bürgermeiſter hat ja wiederholt erklärt, und auch die Vorlage tut das, daß die Abſicht tatſächlich beſtanden hat. Nun der Grund, weshalb ſie beſtanden hat. Der Herr Bürgermeiſter ſagt, der verſtorbene Oberbürger⸗ meiſter hätte auf dem Standpunkt geſtanden, dies müßte mit der Fertiaſtellung der Reform dieſes Zweiges des Verwaltungsweſens der Stadt zu⸗ ſammen veröffentlicht werden. Das glaube ich ſelbſt⸗ verſtändlich, wenn mir das erklärt wird. Ich be⸗ daure, daß der Herr Oberbürgermeiſter auf dieſem Standpunkt geſtanden hat, und halte meine Aus⸗ führungen von vorhin aufrecht, daß dieſe Angelegen⸗ heiten miteinander nichts zu tun haben. Wenn Unter⸗ ſchlagungen ſtattfinden, ſo muß uns geſagt werden — das iſt unſer Recht, es zu fordern —: es hat die und die Unterſchlaaung ſtattgefunden. Man hat ge⸗ ſagt: natürlich wollten wir Ihnen dabei auch gleich mitteilen, was wir in Zukunft zu tun gedenken. Das hat, durch unglückliche Umſtände veranlaßt, zufällig zwei Jahre gedauert; durch unglückliche Umſtände, an denen niemand ſchuld iſt, ſage ich. Wenn Sie da⸗ mals die Mitteilung gleich gemacht hätten, würde der Magiſtrat in keinem ſchlechteren Lichte dage⸗ ſtanden haben; im Gegenteil. In der Vorlage iſt ausgeführt, daß bereits geraume Zeit, bevor die Unterſchlagung feſtgeſtellt werden konnte, der Ma⸗ giſtrat an der Arbeit war, eine Reform dieſes Ver⸗ waltungszweiges anzubahnen. Darauf hätten Sie hinweiſen können: ſehen Sie, meine Herren, wir haben vorſchauend das geahnt, daß ſo etwas kommen könnte, was nun geſchehen iſt — hiermit wird be⸗ legt, wie notwendig dieſe Arbeit war —, ihr wurde damit eine gute Zenſur erteilt. Es war keineswegs