Sitzung vom 10. im Hauſe ſelbſt, die Einrichtungen in der Küche, an der Maſchine ſind gut, die Wände ſind mit Kacheln bekleidet, die Oefen in vorzüglichem Zuſtande. Es war wirklich eine Luſt, in einem derartigen kleinen Raume zu hauſen, der, wie ich mich nachträglich über⸗ zeugt habe, viel beſter iſt als die Räume, die von den dort hinausgetriebenen Mietern jetzt in Benutzung genommen worden ſind. Vier Parteien auf einem Flur! Enge kleine Räume, ſchlechte Beleuchtung, ſehr ſchlechte Luft! Da ſind die Leute hineingetrieben worden durch die Verfügung der Polizei. Das wird natürlich in Zukunft nicht vorkommen, denn die Woh⸗ nungspolizei, die die Stadt ſelbſt ausübt, wird der⸗ artige Dinge nicht auf ihr Konto nehmen. Solche Fälle führen aber dazu, daß ein gewiſſer Unwille 1 ſtädtiſchen Wohnungsamt gegenüber Platz greift. Noch etwas anderes kommt hinzu. In der Bür⸗ gerſchaft ſagt man ſich: wenn das bei den einzelnen Hausbeſitzern gemacht wird, warum geht die Polizei nicht auch in die Gebäude der Stadt und kontrolliert dieſe, nach der Wallſtraße, der Krummen Straße uſw.? Wir haben dort ähnliche alte Räume, die in Benutzung ſind. Es wäre ſehr wünſchenswert, daß das ſtädtiſche Wohnungsamt ſich dieſe Räume auch einmal anſähe. Wir würden zweifellos auch dort zahlreiche Entfernungen der Einwohner erleben. (Zuruf: Iſt ſchon geſchehen!) Meine Herren, die Art und Weiſe, wie die bei⸗ den Behörden zuſammen arbeiten, führt auch dahin, daß in einer Statiſtik, die wir veröffentlichen, die Preiſe für kleine Wohnungen ſehr hoch erſcheinen. Wenn alle Räume, wie die angeführten, geſchloſſen werden, ſo iſt es ſelbſtverſtändlich, daß in Zukunft nur noch Wohnungen mit Warmwaſſerverſorgung und Heizung in die Erſcheinung treten und daß die Preiſe dann viel höher ſind als die der kleinen Räume, die die Leute jetzt inne haben. Wir hoffen alſo, daß in Zukunft derartige Vorkommniſſe ver⸗ mieden werden und daß es dem Wohnungsamt, wie auch der oberſten, nach dem Antrag ja dann auch die Polizeigewalt beſitzenden Spitze der Verwaltung, dem Herrn Oberbürgermeiſter, die angenehmſte Pflicht ſein wird, ſolche Dinge zur Unmöglichkeit zu machen. (Bravol) Stadtrat Dr Gottſtein: Der Herr Stadtverord⸗ nete hat einige Sonderfälle angeführt, die an ſich mit der Vorlage wenig zu tun haben. Hätte er mir vor⸗ her davon Mitteilung gemacht, wofür ich ihm ſehr dankbar geweſen wäre, ſo wäre ich in der Lage ge⸗ weſen, auf dieſe Fälle einzugehen. Jetzt bin ich hierzu nicht imſtande. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Die Stadtverordnetenverſammlung erklärt ſich damit einverſtanden, daß bei der König⸗ lichen Staatsregierung die Uebertragung der⸗ jenigen wohnungspolizeilichen Befugniſſe an den Oberbürgermeiſter der Stadt Charlotten⸗ burg beantragt wird, welche den Oberbürger⸗ meiſtern der Städte Berlin und Schöneberg übertragen worden ſind.) Vorſteher Dr Irentzel: Meine Herren! Ich muß Ihnen noch mitteilen, daß zwei Anfragen eingegan⸗ gen find. Die erſte lautet: September 1913 321 Der Magiſtrat wird gebeten, Auskunft zu erteilen, ob die Zeitungsnachricht auf Wahrheit beruht, daß der Magiſtrat bereits Unterhand⸗ lungen angeknüpft hat, wonach die Untergrund⸗ bahn unter dem Reitweg des Kurfürſtendamms derart nach der Kolonie Grunewald weiter⸗ geführt werden ſoll, daß die ſchönen alten Bäume auf der Strecke zwiſchen Uhlandſtraße und Halenſeer Brücke niedergelegt werden müſſen. Charlottenburg, den 9. September 1913. Dr Liepmann, Dr Stadthagen, DOr Hubatſch, Jachmann und eine Reihe anderer Herren. Die zweite Anfrage lautet: Der Magiſtrat wird gebeten, Auskunft zu erteilen, ob 1. die Anlage des Bahnhofs auf dem Witten⸗ bergplatz den zwiſchen der Hochbahngeſell⸗ ſchaft und dem Magiſtrat vereinbarten Be⸗ dingungen entſpricht, 2. falls dieſe Frage bejaht wird, noch die Mög⸗ lichkeit gegeben iſt, der durch die Hochfüh⸗ rung des Bahnhofsgebäudes bewirkten Verunſtaltung des Wittenbergplatzes und ſeiner Umgebung entgegenzutreten. Dieſe zweite Anfrage hängt ja mit der zu Eingang der Sitzung von mir verleſenen Anfrage zuſammen; ſie wird dem Wunſche des Magiſtrats entſprechend auch auf die Tagesordnung der Sitzung vom 8. Ok⸗ tober geſetzt werden. Die zuerſt verleſene Anfrage wird in der gewöhnlichen Weiſe behandelt werden. Wir kommen nun zu Punkt 6: Vorlage betr. Vermittlungsgebühr für Erwerb von Grundſtücken. — Druckſache 223. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Dem Rentier Bruncks wird für die Vermitte⸗ lung des Ankaufs des Grundſtücks Berlin⸗ Schöneberg Band 1 Blatt 13 (jetzt Band 116 Blatt 3751) und der 5/12 des Grundſtücks Berlin⸗Schöneberg Band 116 Blatt 3736 von den Hewald'ſchen Erben eine Vergütung von 450 ℳ aus dem Grundſtückserwerbsfonds be⸗ willigt.) Punkt 7 der Tagesordnung: Vorlage betr. Verſorgung der Hinterbliebenen unver⸗ heirateter ſtädtiſcher Bedienſteten. — Druckſache 224. Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Wir haben hier eine Vorlage von weittragendſter Bedeutung vor uns, eine Vorlage, mit der Charlottenburg, wie ich wenigſtens glaube, wieder in einer ſozialen Betäti⸗ gung von eventuell außerordentlich finanziellem Effekt vorangehen will. Die Verſorgung der Hin⸗ terbliebenen, die bisher auf die nächſten Ange⸗ hörigen, auf die Frauen und Kinder, beſchränkt war, ſoll hiern ach auf einen weiteren Kreis ausgedehnt werden. Sie wiſſen, daß die Vor⸗ lage aus Debatten bei einem beſonderen Falle, auf den ich, da er geheim behandelt wurde, nicht zurückkommen kann, hervorgegangen iſt. Ich gebe zu, daß ſich der Magiſtrat in der Vorlage eine ganz beſondere Be⸗ ſchränkung auferlegt, daß er verſucht hat, dieſe Er⸗