Sitzung vom 10. dabei gepflegt hat und nach dem dann erfolgten Tode der Mutter in den weiteren zehn Jahren dem Vater die Wirtſchaft führt, würde ſie nicht der Wohltaten teilhaftig werden, da nicht die Vorſchrift der Vorlage unter 2 erfüllt iſt, die die Wirtſchaftsführung „wäh⸗ rend des Witwerſtandes des Bedienſteten“ verlangt. Es müßte wohl, da noch viele derartige Fälle mög⸗ lich ſind, eine allgemeinere Faſſung, die den Sinn der Sache trifft, gewählt werden. Was unter Nummer 5 geſagt iſt, daß die Bil⸗ dung beſonderer Etatsnummern nicht erforderlich ſei, iſt gewiß richtig; doch wäre es wünſchenswert, daß dieſe Fälle extra geführt werden, damit, falls die Stadtverordnetenverſammlung eine Aufſtellung der vorgekommenen Fälle wünſcht, ihr ſofort an Hand des Materials Aufſchluß gegeben werden kann. Aus allen dieſen Gründen ſchließe ich mich dem Vorredner an und bitte, die Vorlage einem Ausſchuß von 11 Mitgliedern zu überweiſen. Bürgermeiſter Dr Maier: Meine Herren! Mit Rückſicht darauf, daß ein Ausſchuß gewünſcht wird, verſage ich mir, auf die einzelnen Anregungen ein⸗ zugehen. Ich werde im Ausſchuſſe Gelegenheit haben, die verſchiedenen Bedenken zu erörtern. (Die Verſammlung beſchließt die Ueberweiſung der Vorlage an einen Ausſchuß und wählt zu Aus⸗ ſchußmitgliedern die Stadtverordneten Baumann, Dr. Borchardt, Dr. Damm, Erdmannsdörffer, Dr Fried⸗ laender, Neumann, Dr Perl, Dr Rothholz, Scheel, Dr. Stadthagen und Zander.) Vorſteher Dr Frentzel: Wir kommen zu Punkt 8 der Tagesordnung: Vorlage betr. den 36. Brandenburgiſchen Städtetag. — Druckſache 225. Stadtv. Wöllmer: Meine Herren! Der Magi⸗ ſtrat hat beſchloſſen, den Brandenburgiſchen Städte⸗ tag mit drei Mitaliedern zu beſchicken. Ich möchte mir erlauben, den Vorſchlag zu machen, daß die Stadt⸗ verordnetenverſammlung ebenfalls drei Mitglieder entſendet, und zwar erlaube ich mir vorzuſchlagen die Stadtverordneten Erdmannsdörffer, Scharnberg und Zander. Stadtv. Dr. Genzmer: Meine Herren! Ich möchte vorſchlagen bei der großen Wichtigkeit vieler Punkte der Tagesordnung dieſes Städtetages, auch wenn allerhand Hintergedanken in bezug auf dieſen provinziellen Städtetag beſtehen ſollten, diesmal außer den drei Herren, die aus der Stadtverordneten⸗ verſammlung zu wählen ſind, noch die drei Abgeord⸗ neten zu delegieren, die in der Provinz Brandenburg gewählt ſind; das ſind die Herren Otto, Dr Liepmann und Hirſch. Es hat tatſächlich für uns ein großes Intereſſe, wenn ſie dieſe Tagesordnung mit erledigen helfen. Ich ſtelle das zur Erwägung; man kann es ja eventuell tun, ohne dieſen drei Abgeordneten Diäten zu geben, falls die Gelder dazu zu knapp ſind. Stadtv. Wöllmer: Meine Herren! Ich weiß nicht, ob es angebracht iſt, in dieſer Weiſe zu verfahren. Wenn die Herren ein ſo großes Intereſſe daran haben, an den Beratungen des Brandenburgiſchen Städtetags teilzunehmen, ſo wird es für ſie ja eine Kleinigkeit ſein, nach Spandau hinüberzufahren. Ich wollte mir September 1913 323 allerdings einen ähnlichen Vorſchlag, wenn auch aus einem anderen Grunde, für den nächſten Punkt der Tagesordnung erlauben, möchte aber doch bitten, davon Abſtand zu nehmen, hier dieſen Vorſchlag zu machen, der etwas ungewöhnlich iſt, zumal auch die Wünſche der Herren in leichteſter Weiſe befriedigt werden können. Stadtv. Dr. Genzmer: Es ſcheint doch, daß Herr Kollege Wöllmer dem Gedanken nicht ganz abhold iſt, dem ich Ausdruck gegeben habe. Natürlich können die Herren hinfahren, jeder Stadtverordnete kann hin⸗ fahren und zuhören. Aber es iſt ein anderes, ob er als legitimierter Abgeordneter der Stadtverordneten⸗ verſammlung hinkommt oder als Privatmann, der zu⸗ fällig Stadtverordneter iſt. Die Herren ſind vielleicht zufrieden damit, wenn ſie Ihnen keine Diäten aus⸗ werfen. Ich möchte Sie aber doch bitten, es den ge⸗ nannten Herren freizuſtellen, ſich von der Stadt ein Deputiertenmandat ausſtellen zu laſſen, damit ſie auf Grund eines ſolchen dort auftreten können, wenn ſie es wollen. Ich weiß von dem einen der Herren, daß er großes Intereſſe daran hat, dies zu tun. Stadtv. Dr. Borchardt: Zunächſt möchte ich den Herrn Vorredner fragen, ob ſein Antrag ſo aufzufaſſen war, daß die der Verſammlung angehörenden Abge⸗ ordneten des Provinziallandtages gemeint ſind. Stadtv. Dr Genzmer: Die in der Provinz ge⸗ wählten Landtagsabgeordneten!) — Ich hatte das mißverſtanden, es ſchien mir, als ob bloß von der Provinz die Rede war. — Dann aber fiel mir auf, daß Herr Kollege Genzmer von Hinterge⸗ danken in bezug auf dieſen Städtetag ſprach, und dieſe Bemerkung gibt mir doch Anlaß, ohne weiteres jetzt ſchon anzukündigen, daß meine Freunde einer Be⸗ ſchickung dieſes Städtetages lediglich aus dem Grunde nicht widerſprochen haben, weil der Magiſtrat bereits beſchloſſen hatte, mehrere Delegierte vom Magiſtrat ab⸗ zuſenden, daß meine Freunde aber feſt entſchloſſen ſind, ſpäteſtens bei der Etatsberatung, wo auch die Beiträge für dieſen Städtetag in Ausgabe geſetzt wer⸗ den, den Antrag zu ſtellen, daß die Stadt Charlotten⸗ burg aus dieſem Städtetag ausſcheidet. In Konſe⸗ quenz der Anſicht, die uns dazu führt, halten meine Freunde es für durchaus überflüſſig, den bevorſtehen⸗ den Städtetag mehr als irgendwie notwendig des De⸗ korums wegen zu beſchicken. Deswegen ſind meine Freunde für den Antrag Genzmer nicht zu haben. Bürgermeiſter D. Maier: Meine Herren! Ich muß es lebhaft bedauern, daß aus Anlaß dieſes An⸗ trages eine ſo prinzipielle und wichtige Frage wie die, die der Herr Stadtverordnete Dr Borchardt in die De⸗ 0 geworfen hat, überhaupt zur Erörterung geſtellt wird. (Sehr richtig!) Ich möchte doch bitten, daß wir dieſe Frage nicht weiter erörtern, ſie bedarf der ernſteſten Erwägung. Ich für meine Perſon möchte noch bitten, aus dieſer Erklärung des Herrn Stadtv. Dr. Borchardt nach außen hin keiner⸗ lei Konſequenz zu ziehen, weil wir nicht wiſſen, wie die Beſchlußfaſſung definitiv ausfallen wird. Vorſteher Dr Frentzel: Das Wort wird nicht weiter verlangt: ich ſchließe die Debatte. Es iſt alſo von Herrn Kollegen Genzmer beantragt worden, die