324 drei vorgeſchlagenen Herren Erdmannsdörffer, Scharnberg und Zander zu entſenden, außerdem die Abgeordneten, welche Mitglieder der Verſammlung ſind und in Brandenburg gewählt ſind. Zweitens hat Herr Kollege Wöllmer vorgeſchlagen, lediglich die drei erſtgenannten Herren zu delegieren. Der Antrag des Herrn Kollegen Genzmer iſt der weitergehende. Ich will ihn zuerſt zur Abſtimmung bringen. (Der Antrag wird abgelehnt.) Nunmehr laſſe ich über den Antrag Wöllmer ab⸗ ſtimmen, die Herren Erdmannsdörffer, Scharnberg und Zander als Delegierte zu entſenden. (Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehrheit nach dieſem Antrage.) Wir kommen jetzt zu Punkt 9 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. den 8. Preußiſchen Städtetag. — Druckſache 226. Ich habe zunächſt mitzuteilen, daß noch ein Nach⸗ frag zu der Tagesordnung des 8. Preußiſchen Städte⸗ tags eingegangen iſt, den ich mir zu verleſen erlaube: 1. Feſtſtellung der Geſchäftsordnung der Verſammlung. Gemäß § 7 Abſ. v der Satzungen. 2. Beſchlußfaſſung über die Aufnahme ſol⸗ cher Städte in den Preußiſchen Städtetag, die die Einwohnerzahl von 25 000 erſt nach der letzten allgemeinen Volkszählung erreicht haben. 3. Das Gemeindeabgabenrecht und ſeine be⸗ vorſtehende Aenderung. Berichterſtatter: Der Geſchäftsführer des Preußiſchen Städtetages Dr. Luther. Stadtv. Wöllmer: Meine Herren! Der Magi⸗ ſtrat entſendet zwei Vertreter. Die Stadt hat 5 Ver⸗ treter zu entſenden, daher die Stadtverordnetenver⸗ ſammlung 3. Ich erlaube mir vorzuſchlagen, als ſtimmberechtigte Mitglieder der Stadtverordneten⸗ verſammlung die Kollegen Dr. Frentzel, Dr Hubatſch und Hirſch zu delegieren. Dann möchte ich — und nun werde ich mich ja mit Herrn Genzmer vielleicht eher verſtändigen — darauf aufmerkſam machen, daß bei der Tagung des Städtetages das Wohnungsweſen und der Wohnungsgeſetzentwurf in umfaſſender Weiſe Erörterung finden werden. Es iſt angeregt worden, daß die Stadtverordneten, die gleichzeitig Mitglieder des Preußiſchen Abgeordnetenhauſes ſind, Gelegen⸗ heit erhalten, an dieſen Beratungen wenigſtens als Zuhörer teilzunehmen, was ja nicht nur im Intereſſe dieſer Herren Kollegen, ſondern auch im Intereſſe der Stadt und des preußiſchen Städteweſens liegt, damit ſie ſich genügend darüber informieren, welche Stellung der Preußiſche Städtetag zu dieſer überaus wichtigen Frage einnimmt. Ich möchte mir daher den Vorſchlag erlauben, daß die Kollegen Dr Crüger, Dr Liepmann und Otto, die gleichzeitig Mitglieder des Preußiſchen Abgeordnetenhauſes ſind, von uns als nicht ſtimm⸗ berechtigte Mitglieder entſandt werden. Dann möchte ich noch den Wunſch hervorheben, daß der Herr Stadtverordnetenvorſteher, wie üblich, berechtigt iſt, falls eines der ſtimmberechtigten Mit⸗ glieder verhindert ſein ſollte, an dem Preußentage teilzunehmen, einen Erſatzmann aus der betreffenden Gruppe der Verſammlung zu ernennen. Sitzung vom 10. September 1913 Bürgermeiſter Dr Maier: Meine Herren! Falls dem Antrage des Herrn Stadtv. Dr Wöllmer ent⸗ ſprochen werden ſollte, möchte ich bitten, einen Kredit in Höhe von 500 ℳD zur Verfügung zu ſtellen, da wir mit den für Kongreßbeſuche ausgeworfenen Etats⸗ mitteln ſonſt nicht auskommen. Stadtv. Wöllmer: Ich würde der Anregung des Herrn Bürgermeiſters folgen und ſie zu einem An⸗ trage verdichten. (Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit, wie folgt: 1. Als Vertreter der Stadtverordnetenverſammlung werden die Stadtv. Dr Frentzel, Dr Hubatſch und Hirſch ſowie ohne Stimmberechtigung die Stadtv. Dr. Crüger, Dr Liepmann und Otto entſendet. 2. Der Reiſekoſtenfonds wird um 500 %ℳ aus dem Dispoſttionsfonds verſtärkt. 3. Der Vorſteher wird ermächtigt, im Behinde⸗ rungsfalle Erſatzmänner zu ernennen.) Vorſteher Dr Frentzel: Das Protokoll voll⸗ ziehen heute die Herren Dr Liepmann, Mann und Marzahn. Punkt 10 der Tagesordnung: Antrag der Stadtv. Ahrens und Gen. betr. Arbeits⸗ loſigkeit. — Druckſache 227. Der Antrag lautet: Die Unterzeichneten beantragen, angeſichts der herrſchenden Arbeitsloſigkeit den Magiſtrat zu erſuchen: 1. alle Arbeiten für das Hoch⸗ und Tiefbau⸗ amt, für welche Mittel bereits bewilligt ſind, mit größter Beſchleunigung in An⸗ griff zu nehmen; 2. erneut eine Vorlage einzubringen, um Ar⸗ beitsloſenunterſtützungen aus ſtädtiſchen Mitteln auf Grundlage des ſog. Genter Syſtems zur Auszahlung zu bringen. Antragſteller Stadtv. Richter: Meine Herren! Der jetzt zur Beratung ſtehende Antrag befaßt ſich mit einer Materie, die in dieſem Hauſe ſchon des öfteren Gegegenſtand der eingehendſten Erörterun⸗ gen geweſen iſt. Daß wir uns veranlaßt geſehen haben, dieſen Antrag jetzt einzubringen, hat ſeinen Grund darin, daß ſich die wirtſchaftlichen Verhält⸗ niſſe in einer erheblichen Weiſe verſchärft haben, daß die Arbeitsloſigkeit geradezu einen erſchreckenden Um⸗ fang angenommen hat. Nach dem Reichsarbeitsblatt haben bei 778 Arbeitsnachweiſen, die berichtet haben, 246 000 offene Stellen im Juli 1913 beſtanden. Zu dieſen offenen Stellen drängten ſich 413 000 Arbeits⸗ loſe, von denen nur 211 000 vermittelt werden konnten. Gegenüber dem Vorjahr eine ganz bedeu⸗ tende Verſchlechterung! Während im Juli 1912 auf 100 offene Stellen 112,2 Arbeitsloſe kamen, ſtieg die Zahl im Juli 1913 auf 135,7. Auch aus anderen Zahlen des Reichsarbeits⸗ blattes kann man dieſe Tatſache feſtſtellen. Die Kran⸗ kenkaſſen, die dorthin berichten, hatten am 1. Auguſt 1913 5 278 128 Mitglieder; das ſind 41 616 Mit⸗ glieder weniger als am 1. Juli 1913. In normalen Zeiten kann man feſtſtellen, daß im Monat Juli die