330 örterungen dazu führen, der Arbeitsloſigkeit wirkſam entgegenzutreten und ihre Folgen zu mildern. (Bravo!) Bürgermeiſter Dr. Maier: Den Antrag, der von den Herren Ahrens und Genoſſen geſtellt worden iſt, ſehen wir, ſoweit er Punkt 1 betrifft und verlangt, alle Arbeiten für das Hoch⸗ und Tiefbauamt, für welche Mittel bereits bewilligt ſind, mit größter Be⸗ ſchleunigung in Angriff zu nehmen, nicht als eine eigentliche Anregung an; denn es wäre traurig um den Magiſtrat beſtellt, wenn er erſt auf Anregung der Stadtverordnetenverſammlung derartige Maßregeln ergreifen wollte. (Sehr richtig!) Wir haben dieſe Frage ſeit langem erwogen und die Deputation für den Arbeitsnachweis hat ſich vor längerer Zeit mit den zuſtändigen Verwaltungen in Verbindung geſetzt und darauf hingewieſen, daß mit Rückſicht auf die Befürchtung einer Arbeitsloſigkeit entſprechende Vorſorge getroffen werden muß. Es iſt ſeitens der Bauverwaltungen dieſem Er⸗ ſuchen der Deputation für den Arbeitsnachweis Rech⸗ nung getragen worden. Inbeſondere iſt die Tiefbau⸗ Deputation in der Lage, in größerem Umfange Ar⸗ beiten auszuführen, die mit erheblichen Koſten ver⸗ bunden ſind. Wieviel von dieſen Koſten ſpeziell auf Arbeitslöhne entfallen, läßt ſich im Augenblick nicht ſagen; ebenſo wenig läßt ſich ſagen, welcher Teil dieſer Arbeiten nun gerade in der allernächſten Zeit zur Ausführung gelangen wird; jedenfalls ſind es ſehr umfangreiche Arbeiten. Ich erwähne nur die Er⸗ weiterungsarbeiten auf dem ſtädtiſchen Rieſelfeld Carolinenhöhe⸗Gatow, für die ein Aufwand von 892 500 %ℳ vorgeſehen iſt; dann die Unterführung der Windſcheidſtraße unter die Stadt⸗ und Ringbahn, die bereits im Bau begriffen iſt und für die 690 600 Mark veranſchlagt ſind: dann den Bau des Bahn⸗ hofs Witzleben, wofür 1 116 000 ℳ, natürlich ein⸗ ſchließlich Material⸗ und Baukoſten, vorgeſehen ſind; dann die Brücke über die Stadt⸗ und Ringbahn im Zuge der Nenen Kantſtraße mit einer Anſchlags⸗ ſumme von 500 700 ℳ; weiter die Fußgängerbrücke nördlich vom Bahnhof Witzleben mit 65 000 ℳ; ferner die Kanaliſierung und Regulierung des Ge⸗ ländes zwiſchen Kaiſerdamm und dem Straßenzuge in der Verlängerung der Neuen Kantſtraße, und zwar mit einem veranſchlagten Betrage für die Kanaliſie⸗ rung von 478 900 ℳ und für die Regulierung von 1 564 000 ℳ, und ſchließlich die Kanaliſierung und Regulierung der neuerdings beſchloſſenen Straße 45 mit einem Betrage von 1 418 000 ℳ. Meine Herren, Sie ſehen, daß hier ſehr erhebliche Arbeitsausführun⸗ gen notwendig werden, und die Tiefbau⸗Deputation hat beſchloſſen, dieſe Arbeiten, ſoweit das mit ihrer Natur vereinbar iſt, in nächſter Zeit zur Ausführung zu bringen und dadurch der Arbeitsloſigkeit zu ſteuern. Bei der Hochbauverwaltung ergeben ſich dagegen größere Schwierigkeiten. Hier ſind gegenwärtig nur in Arbeit die Volksſchule in der Oranienſtraße, dann die höhere Mädchenſchule in der Sybelſtraße, weiter der Pavillon II. Klaſſe in Weſtend. Projektiert wird das Schwimmbad und dann der Umbau der Sophie⸗ Charlotte⸗Schule auf dem Oppenheimſchen Grund⸗ Sitzung vom 10. September 1913 ſtück. Bei der Hochbauverwaltung iſt es ſchon ſehr viel zweifelhafter, ob es möglich ſein wird, Arbeiten in nächſter Zeit zur Ausführung zu bringen. Wir haben aber im Magiſtrat weiter, um ſpeziell der Not in Charlottenburg zu ſteuern, beſchloſſen, die allgemeinen Bedingungen dahin zu ändern, daß unſere Unternehmer verpflichtet ſein ſollen, ſich bei der Einſtellung neuer Arbeiter unſeres ſtädtiſchen Arbeitsnachweiſes zu bedienen, (Bravo!) ſo daß alſo neue Arbeiter nur durch Vermittelung unſeres ſtädtiſchen Arbeitsnachweiſes eingeſtellt wer⸗ den dürfen und dabei in erſter Linie Charlottenburger zu berückſichtigen ſind. Auch dieſe Maßnahme wird nach unſerem Dafürhalten dazu beitragen, ſpeziell der Charlottenburger Not zu ſteuern. Meine Herren, was nun die ſpezielle Statiſtik für Charlottenburg anbetrifft, ſo liegen die Verhält⸗ niſſe ſo, daß in der Männerabteilung auf 100 offene Stellen im April d. I. 156 Arbeitſuchende kamen, im Mai 184, im Juni 183, im Juli 165 und im Auguſt 142. Das Angebot an offenen Stellen iſt in Charlottenburg zwar nicht geſtiegen, ſondern geſunken, trotzdem Ihnen allen ja bekannt iſt, daß die Kon⸗ junktur außerordentlich ungünſtig iſt. Ich mache aber darauf aufmerkſam, daß dieſe Ziffern ſpeziell. für Juli und Auguſt im Verhältnis zu dem Vor⸗ jahr ungünſtig ſind; denn im vorigen Jahre ſind im Juli auf 100 offene Stellen nur 124 Angebote gegen 165 in dieſem Jahre gekommen. Daraus erſehen Sie, daß in der Tat die Befürchtungen einer erheb⸗ lichen Arbeitsloſigkeit durchaus begründet ſind und Ihnen allen, die Sie ja die wirtſchaftliche Lage über⸗ ſehen, wird es klar ſein, daß die allgemein gehegte Befürchtung auch für die Zukunft aufrecht erhalten werden muß und daß man in der Tat nicht weiß, ob nicht doch noch eine weitere Steigerung der Arbeits⸗ loſigkeit eintritt. Der zweite Teil des Antrags des Herrn Ahrens, meine Herren, richtet ſich eigentlich an die Stadtver⸗ ordnetenverſammlung und nicht an den Magiſtrat. Wir haben ja unſere Bereitwilligkeit, auch für den kleinen Teil von Charlottenburg eine ſelbſtändige Arbeitsloſenverſicherung auch nach Genter Syſtem zur Durchführung zu bringen, in unſerer erſten Vorlage erklärt. Dieſe Vorlage iſt abgelehnt worden; wir können alſo eigentlich nichts weiteres veranlaſſen, denn wir haben unſere Schuldigkeit getan. Nun iſt ja allerdings die Angelegenheit jetzt da⸗ durch in ein neues Stadium gerückt, daß die Ab⸗ ſicht beſteht, die Sache für Groß⸗Berlin einheitlich zu organiſteren. Darüber wird keiner im Zweifel ſein, daß das Wirtſchaftsgebiet Groß⸗Berlin in bezug auf die Arbeitsloſenverſicherung naturgemäß auch einheit⸗ lich organiſiert ſein muß, daß es an ſich nur ein Not⸗ behelf, und zwar ein ſchwacher Notbehelf wäre, wenn die einzelnen Gemeinden mit einer ſelbſtändigen Ar⸗ beitsloſenverſicherung vorgingen. Zu dieſer Organiſa⸗ tion der Arbeitsloſenverſicherung gehört aber eine viel wichtigere Organiſation, nämlich die Reorganiſation des Arbeitsnachweiſes, T 24. (Sehr richtigl) die auch nach einheitlichen Grundſätzen für ganz Groß⸗ Berlin geregelt werden muß, und ich bin auch der Ueberzeugung, daß dieſe Regelung gelingen wird.