344 prüfen haben — in ſeinem Beſtand und in ſeiner wirtſchaftlichen Stärke gelockert iſt, daß es jedem Mitgliede unbenommen iſt, wenn ihm das Darlehn verweigert wird, wieder auszutreten und ſeine 500 ℳd Einlage zurückzufordern. Endlich, meine Herren, um nur die allerwich⸗ tigſten Geſichtspunkte hier hervorzuheben, wird es natürlich erforderlich ſein, daß wir uns auch darüber klar werden, ob das, was wir machen, in der Tat wirkſam, in der Tat geeignet iſt, das Ziel zu er⸗ reichen, auf das wir hinſtreben. In einer Beziehung iſt das ja unbedingt zu bejahen: die Beleihungs⸗ grenze von 80%, iſt als die äußerſte ohne weiteres anzuerkennen; ja, ſie bringt uns ſogar die Verpflich⸗ tung, daß wir ganz beſondere Fürſorge für eine zuverläſſige und ſichere Tare treffen. Dagegen iſt für die geldſuchenden Eigentümer ein Bedenken in der Beſtimmung enthalten, daß der Amortiſations⸗ zwang ſich nicht nur auf die zweiten Hypotheken, die durch den Verein gegeben werden, ſondern auch auf die erſten Hypotheken erſtrecken ſoll. Ich glaube und fürchte, daß wir hier ſchwer etwas werden ändern können; denn offenbar iſt an dieſer Beſtimmung nicht die Initiative unſeres Magiſtrats ſchuld, ſondern der diesbezügliche Erlaß der zuſtändigen Miniſter, von dem der Magiſtrat ſcheinbar annimmt, daß eine Aenderung nicht herbeizuführen iſt. Ob dieſe An⸗ nahme zwingend iſt, werden wir mit dem Magiſtrat gemeinſam unterſuchen müſſen. Läßt es ſich nicht andern, dann wird es allerdings ſehr ſchwer ſein, gerade den kapitalsſchwächeren Elementen, die un⸗ terſtützt werden ſollen, zu helfen. (Sehr richtig!) Vielleicht wird dann beſonders in Erwägung zu ziehen ſein, ob man nicht die Höchſtſumme des Be⸗ trages, der für die zweite Hypothek gegeben werden darf, etwas herabſetzt, um auf dieſe Weiſe den klei⸗ neren Hausbeſitzern dieſe Einrichtung in weiterem Umfange zur Verfügung zu ſtellen als den größeren Hausbeſitzern. Meine Herren, der Magiſtrat hat in ſeiner Vor⸗ lage mit Recht ausgeführt, daß das, was wir hier tun, wie es auch ausfallen möge, eine un mittel⸗ bare Abhilfe der Notlage des ſtädtiſchen Haus⸗ und Grundbeſitzes nur in ſehr engen Grenzen ſein kann. In der Vorlage ſteht, daß unſer Grundbeftz zweite Hypotheken in Höhe von weit über 300 Millio⸗ nen braucht, während es im ganzen 20 Millionen ſind, die im günſtigſten und außerſten Falle ſtädti⸗ ſcherſeits werden gegeben oder verbürgt werden können. Aber das war von vornherein nicht zweifel⸗ haft, daß eine noch größere Hilfeleiſtung der Stadt⸗ gemeinde nicht möglich iſt. Wir werden uns im beſten Falle damit begnügen müſſen, einen kleinen Teil des Bedarfs zu befriedigen, und wenn es uns gelingt, dieſen Weg zu finden, ſo werden wir damit außer dem unmittelbaren, nicht ſo großen Erfolg den ſehr viel größeren mittelbaren Erfolg erzielen, daß auf dem Hypothekenmarkt überhaupt ein neuer kulanter Geldgeber erſcheint, daß privates Kapital frei wird und ſo eine günſtige Wirkung auf die allge⸗ meinen Verhältniſſe ausgeübt wird. In dieſer mittelbaren Wirkung werden wir unter allen Um⸗ ſtänden das Hauptziel und den Haupterfolg unſerer Tätigkeit erblicken müſſen. Meine Herren, bei der Uebereinſtimmung aller Fraktionen, die ſich bei den früheren Verhandlungen Sitzung vom 8. Oktober 1913 in dieſer Angelegenheit kund getan hat, bei dem Ent⸗ gegenkommen, das uns der Magiſtrat durch ſeine wohldurchdachte Vorlage gezeigt hat, hoffe ich be⸗ ſtimmt, daß es dem Ausſchuß gelingen wird, ſeine Arbeit, obwohl ich deren Schwierigkeit und Umfang nicht verkenne, ſchließlich zu einem poſitiven Ergeb⸗ niſſe zu führen. (Bravo!) Stadtv. Mann: Meine Herrenn! Im Lamen meiner Freunde kann ich erklären, daß wir die Vorlage mit großer Freude begrüßt haben, entſpricht ſie doch einem Wunſche der Stadtverordnetenverſammlung. Wir gehen von der Ueberzeugung aus, daß wir auf der Baſis dieſer Vorlage zu einem glücklichen Reſultat kommen werden, obgleich wir nicht verkennen, daß die Vorlage als ſolche viele Mängel zeigt, die entſchieden beſeitigt werden müſſen. Meine Herren, mit dieſer Vorlage werden Sie dem ſchwachen Hausbeſitzer nicht helfen, ſondern ledig⸗ lich den guten Hausbeſitzer unterſtützen können, der in der Lage iſt, eine beſtimmte Anzahlung auf ſein Haus leiſten zu können. Ich nehme folgenden Fall. Ein Haus koſtet 500 000 ℳ. Nun ſind meiſtenteils die Verhältniſſe in Charlottenburg ſo, daß derjenige als gut ſituiert gilt, der 10 % anzahlen kann. Alle dieſe Leute müßten hier ausgeſchloſſen werden; denn wenn §0 % des Wertes an Hypotheken gegeben werden, ſo macht das bei meinem Beiſpiel für die erſte und zweite Hupother die Summe von 400 000 ℳ aus und der betreffende Käufer müßte in der Lage ſein, 100 000 %1 bar anzahlen zu können. Dieſe Verhältniſſe liegen ſowohl in Charlottenburg ſo wie in Berlin, und ich glaube, daß den recht ſchwachen Hausbeſitzern über⸗ haupt nicht zu helfen iſt. Meine Herren, wenn man von einer zweiten Hy⸗ pothet ſpricht, ſo habe ich immer das Gefühl, daß eine zweite Hypothek einen gewiſſen Beigeſchmack involviert. Es iſt den betreffenden Hausbefitzern ſehr ſchwer, zweite Hypothelen zu bekommen, weil man ſich in erſter Reihe den betreffenden Herrn, der die Hupothek aufnimmt, auf ſeine Bonität und daraufhin anſieht, ob man ihm Vertrauen entgegenbringen kann. Infolgedeſſen iſt es nach jeder Richtung hin zu begrüßen, daß endlich die Stadt den Hausbeſitzern, die einen großen Teil unſerer Steuern zu tragen haben, zum erſten Mal wirklich ein gewiſſes Entgegenkommen beweiſt. Ich muß ſagen, daß ſich im allgemeinen die Vor⸗ lage recht ſchlecht lieſt. Ich will damit dem Magiſtrat teinen Vorwurf machen; es liegt das lediglich daran, daß wir uns heute in einer Zeit befinden, in der der Zinsfuß ſehr, ſehr hoch iſt, und jeder einzige, der die Vorlage lieſt, glaubt, daß er einen koloſſal hohen Zins⸗ ſuß zahlen muß. Ich bin feſt davon überzeugt, daß, wenn wir heute andere Verhältniſſe hätten, wenn wir wie vor 3 oder 4 Jahren mit einem Reichsbankdiskont von 3 oder 4% rechnen könnten, ſich die Vorlage ganz anders leſen würde. Dann würden wir ſagen: ja, da hat der betreffende Hausbeſitzer endlich einmal die Möglichkeit, ſeine Hypotheken zu einem billigen Zins⸗ fuß zu bekommen. Aber, meine Herren, den Zinsfuß können wir nicht ändern und wir werden uns, wie die Marktlage augenblicklich iſt, noch vielleicht auf Jahre hinaus daran gewöhnen müſſen, dieſen Zinsfuß als konſtant zu betrachten. Ich möchte in die Materie ſelbſt nicht ſo tief ein⸗ ſteigen. Ich begrüße es mit großer Freude, daß mein Herr Vorredner einen Ausſchuß beantragt hat; dort kann man ſich über die einzelnen Dinge eingehender unterhalten.