346 neue Krankenverſicherung der Dienſtboten vom 1. Januar 1914 ab entſtehen und bei dieſer Ge⸗ legenheit im beſonderen die Frage zu erörtern, ob und inwieweit für die Zukunft Dienſtboten auch bei privaten Anſtalten bzw. beim ſtädti⸗ ſchen Krankenhaus verſichert werden können. Gredy, Jachmann, Dr Stadthagen, Mann, Dr Bauer und noch mehrere andere Herren. Auch dieſen An⸗ trag werden wir vorausſichtlich am 29. dieſes Mo⸗ nats verhandeln. Wir fahren nunmehr in der Erledigung unſerer Tagesordnung fort. Vorher darf ich noch mitteilen, daß das heutige Protokoll die Herren Mottek, Münch und Neumann vollziehen. Punkt 9: Anfragen der Stadtv. Mosgau und (Gen. und Dr Liepmann und Gen. betr. Bahnhof Wittenberg⸗ platz. — Druckſachen 254/55. Die Anfragen lauten: 1 Der Magiſtrat wird um Auskunft gebeten, ob bei der Erbauung des Bahnhofs Wittenberg⸗ platz die Intereſſen der Stadtgemeinde ſeitens der Hoch⸗ und Untergrundbahngeſellſchaft in jeder Beziehung genügend berückſichtigt wor⸗ den ſind. 2 Der Magiſtrat wird gebeten, Auskunft zu er⸗ teilen, ob 1. die Anlage des Bahnhofs auf dem Witten⸗ bergplat den zwiſchen der Hochbahngeſell⸗ ſchaft und dem Magiſtrat vereinbarten Be⸗ dingungen entſpricht, 2. falls dieſe Frage bejaht wird, noch die Mög⸗ lichkeit gegeben iſt, der durch die Hoch⸗ führung des Bahnhofsgebäudes bewirkten Verunſtaltung des Wittenbergplatzes und ſeiner Umgebung entgegenzutreten. Anfrageſteller Stadtv. Mosgau: Meine Herren! Als vor geraumer Zeit die Arbeiten auf dem Witten⸗ bergplatz begannen und die Herſtellung des Bahn⸗ hofsgebäudes der Untergrundbahn mehr und mehr ſichtbar wurde, da bemächtigte ſich der Bürgerſchaft ein gewiſſes Erſtaunen. Es wurde offenſichtlich, daß durch die Ausführung jenes Baues eine weſentliche Veränderung des bisher gewohnten Stadtbildes ein⸗ treten würde, und je höher der Bau wuchs, deſto größer wurde dieſes Erſtaunen. Man kann wohl ſagen, daß ſich weiter Kreiſe der Bürgerſchaft etwas bemächtigte, was man mit einem äſthetiſchen Miß⸗ behagen zunächſt einmal bezeichnen muß. Dieſes Miß⸗ behagen ſuchte und fand ſe nach der Individualität des Betreffenden in mehr oder weniger glücklicher, mehr oder weniger gerechter Art und Weiſe Ausdruck. Die Tatſache, daß ein Gebäude, das von einer Privatgeſellſchaft in Charlottenburg aufgeführt wird, einer großen Anzahl unſerer Mitbürger auf den erſten Blick nicht zu gefallen ſcheint, könnte für die Stadt⸗ verordnetenverſammlung kein Grund ſein, an den Magiſtrat eine Anfrage zu richten. Es waren andere Momente, die meine Freunde veranlaßten, an den Magiſtrat die Anfrage unter Nr. 254 der Druckſachen zu richten. In den mannigfachen Erläuterungen und Beſprechungen dieſes Neubaues auf dem Witten⸗ bergplatz waren ſchwere Angriffe gegen den Char⸗ Sitzung vom 8. Oktober 1913 lottenburger Magiſtrat und gegen einzelne Perſönlich⸗ keiten desſelben enthalten. Es wurde darin behauptet, daß der Magiſtrat die Rechte der Stadt nicht ge⸗ wahrt, daß er zugelaſſen habe, daß das Stadtbild verſchandelt worden ſei. Dieſen Vorwürfen gegen⸗ über glaubten meine Freunde es als ihre Pflicht anzu⸗ ſehen, den Magiſtrat zu fragen, wie er denn die Rechte der Stadt gewahrt habe, wieweit Rechte der Stadt hier zu wahren geweſen ſind. Ich will ſelbſtverſtändlich nicht auf die Preß⸗ notizen und die zahlreichen Zuſchriften, die uns in dieſer Sache zugegangen ſind, eingehen. Teilweiſe — ich kann das ja an dieſer Stelle ruhig ſagen — ver⸗ dienen dieſe Zuſchriften nicht, daß in dieſem Saale auf ſie eingegangen wird. (Sehr richtig!) Wie dem aber auch ſei, eine Aufklärung liegt im Intereſſe der Bürger. Bei dieſer Gelegenheit möchte ich auch den Ma⸗ giſtrat fragen, warum er denn nicht von dem ihm zu Gebote ſtehenden Mittel, mit einer klaren und deut⸗ lichen Erwiderung auf die teilweiſe mißverſtandenen Anfragen zu antworten, Gebrauch gemacht hat. Eine entſprechende Notiz durch den Preſſedienſt des Ma⸗ giſtrats würde die Bürgerſchaft vielleicht auf die rich⸗ tige Spur geführt haben. Vielleicht hat der Herr Ma⸗ giſtratsvertreter die Güte, uns auch hierüber Auskunft zu geben. Vorſteher Dr. Frentzel: Ehe wir weiter gehen, möchte ich mich mit Ihnen über die Art des Vor⸗ gehens verſtändigen. Ich halte es für zweckmäßig, ohne Ihrer Entſcheidung vorgreifen zu wollen, daß wir die beiden Anfragen gemeinſam behandeln und nicht etwa eine Trennung eintreten laſſen. Ich glaube, es wäre etwas gekünſtelt, wenn wir das tun wollten, da ſie beide dasſelbe Thema behandeln. Wenn Sie da⸗ mit einverſtanden ſind, möchte ich zunächſt Herrn Kollegen Wenzke das Wort zur Begründung der zweiten Anfrage geben. (Zuſtimmung.) Anfrageſteller Stadtv. Wenzke: Meine Herren! Ich möchte zunächſt vorausſchicken, daß ich heute für unſeren nicht anweſenden Kollegen Dr Liepmann, der am Erſcheinen verhindert iſt, das Wort ergreife. Wie der Herr Vorredner ausgeführt hat, ſind die Klagen in der Preſſe in der letzten Zeit nicht verſtummt, und man muß wohl mit Recht ſagen, daß dieſe Klagen begründet ſind. Ich möchte jedoch dar⸗ auf hinweiſen, daß nicht die Preſſe und das Publi⸗ kum derjenige Teil geweſen iſt, der zuerſt daran dachte, ob das Gebäude nicht zu hoch würde. Wir haben in der Sitzung, in der wir über den Wochen⸗ markt auf dem Wittenbergplatz verhandelten, ſeiner⸗ zeit auch die Frage angeſchnitten, wie ſich die Höhe dieſes Wittenbergplatzſtationsgebäudes zu den übri⸗ gen Gebänden ſtelle. Wir haben damals ſtark be⸗ zweifelt, daß die Höhe, die von dem Magiſtrat feſt⸗ gelegt worden iſt, auch bei der Ausführung des Ge⸗ bäudes innegehalten worden ſei. Es wurde darauf der Herr Stadtbaurat gebeten, ſich an Ort und Stelle von der ausgeführten Höhe zu überzeugen und uns darüber Mitteilung zu machen. Ich habe leider nichts von einer ſolchen Mitteilung gehört. Meine Herren, wenn man dieſes Bauwerk be⸗ urteilt, muß man doch zunächſt zwei Punkte ins