348 iſt es nicht gekommen; es ſind nur einige Schriftſätze gewechſelt worden. Wir konnten auch gar nicht weiter kommen, denn plötzlich erfuhren wir, daß die Aufſichts⸗ behörde der Gemeinde Wilmersdorf die Ausführung des Baues auf Wilmersdorfer Gebiet bereits genehmigt habe. Würde nun Wilmersdorf auf grund dieſer Ge⸗ nehmigung mit dem Bau an der Ecke der Wilmers⸗ dorfer Straße angefangen haben, ſo war für uns die Unmöglichteit geſchaffen, unſeren Plan, betreffend die Führung durch die Leibnizſtraße und den Kurfürſten⸗ damm, noch weiter zu verfolgen. Wir ſchlugen daher zunachſt die Führung der Untergrundbahn durch die Uhlandſtraße ſtatt durch die Leibnizſtraße vor, jedoch ohne Erfolg. Darauf forderte uns der Herr Polizei⸗ präſident in Berlin am 4. Oktober 1909 auf, uns zu der von Wilmersdorf und Dahlem beabſichtigten Linien⸗ führung innerhalb einer Friſt von 4 Wochen endgültig zu äußern; werde bis zu dieſem Zeitpunkt eine Ver⸗ ſtändigung nicht herbeigeführt werden, dann werde er der Stadt Wilmersdorf die Erlaubnis zum Beginn des Baues erteilen. Das veranlaßte uns nun, nach einem Auswege zu ſuchen; es war aber zunächſt keiner zu finden. Am 27. Oktober gaben wir der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung Kenntnis von dem Stande der Verhandlungen, teilten ihr auch mit, daß die von uns unternommenen Schritte vollſtändig geſcheitert ſeien. Alſo wir waren dabei, uns in unſer Schickſal zu ergeben; denn die Friſt war abgelaufen, ohne daß es uns gelungen war, irgend einen Ausweg zu finden. Aber ſchon am 1. No⸗ vember waren wir in der Lage, der Stadtverord⸗ netenverſammlung eine Vorlage zugehen zu laſſen, die die Löſung des Streitfalles herbeizuführen ge⸗ eignet war. Danach ſollte eine beſondere Linie durch den Kurfürſtendamm von der Uhlandſtraße nach dem Wittenbergplatz geſchaffen werden, während der Stadt Wilmersdorf die Linie durch die Nürnberger Straße verblieb. Alſo zwiſchen dem 27. Oktober und 1. No⸗ vember war der Entwurf für die neue Linie Uhland⸗ ſtraße—Wittenbergplatz bearbeitet und ſamt den Ver⸗ tragsbedingungen vereinbart worden. Endgültig wurden die Verhandlungen in der Nacht zum 2. No⸗ vember aögeſchloſſen und am 3. November, gleichfalls in einer Nachtſitzung, beſchloß die Stadtverordneten⸗ verſammlung zuſtimmend über unſern Antrag, nach⸗ dem in der Zeit von 9 bis 12 Uhr abends der von der Stadtverordnetenverſammlung eingeſetzte Aus⸗ ſchuß hier in dieſem Saale inmitten der übrigen Mit⸗ glieder der Stadtverordnetenverſammlung vorberaten hatte. Ich erwähne das nur, damit ſich die Herren gegenwärtig halten, wie die Verhältniſſe damals lagen und daß die Sache ihre endgültige Erledigung ſehr ſchnell hat finden müſſen. Ich muß noch bemerken, daß Wilmersdorf an⸗ fangs unſerer Abſicht den größten Widerſtand ent⸗ gegenſetzte und ſich mit der Einführung unſerer Bahn in den Wittenbergplatz erſt nach einiger Zeit einver⸗ ſtanden erklärte. In unſerer Vorlage, betreffend die Herſtellung der Linie nach dem Wittenbergplatz, war die Sache ſo gedacht, daß die Bahn vom Kurfürſtendamm über den Wittenbergplatz und Nollendorfplatz als die eigentliche Auflöſungslinie des Gleisdreiecks zu be⸗ trachten ſei und daß die Züge direkt nach dem Oſten Berlins überzuführen ſeien, während die Wilmers⸗ dorfer Züge ſowohl nach dem Zentrum als auch nach dem Oſten Berlins durchgeführt werden ſollten. Unſere Auflöſungslinie vom Wittenbergplatz bis zum Gleisdreieck muß nach der Auflage, die die Aufſichts⸗ behörde der Hochbahngeſellſchaft gemacht hat, und nach Sitzung vom §. Ottober 1913 dem Vertrage, den dieſe mit uns abgeſchloſſen hat, Ende 1916 fertig geſtellt ſein. Wie Ihnen bekannt. werden beide Linien bis zum Wittenbergplat am 12. Oktober dem Betrieb übergeben werden, dabei wird unſere Linie bis zum Jahre 1916 einen Pendelbetrieb zwiſchen der Uhlandſtraße und dem Wittenbergplatz erhalten. Wer alſo von der Uhlandſtraße her bis Ende des Jahres 1916 nach dem Oſten oder dem Zentrum von Berlin fahren will, muß auf alle Fälle auf dem Wittenbergplatz umſteigen. Dafür, daß die Hochbahngeſellſchaft vorzeitig einen Pendelbetrieb einführt, haben wir jährlich, d. h. bis Ende 1916, eine Entſchädigung von 100 000 ℳ zu zahlen. Nun komme ich zu dem Wittenbergplatz. Zu der Vorlage, die wir, wie ich bereits erwähnt habe, der Stadtverordnetenverſammlung am 1. November 1909 überwieſen haben, gehörten zwei Pläne, darunter ein Lageplan, der den Wittenbergplatz mit dem Grundriß eines Gebäudes daſelbſt enthält. In dieſem Grund⸗ riß iſt die Länge des Gebäudes — Herr Stadtv. Wenzke hat das vorhin, wenn ich nicht irre, Breite genannt; wir wollen uns in der Beziehung richtig verſtehen: das Gebäude hat eine Länge, die quer zur Längsrichtung der Tauentzienſtraße geht, und eine Breite, die in der Längsrichtung der Tauentzien— Kleiſtſtraße liegt. Herr Wenzke hat vorhin von einer Breite geſprochen; ich glaube aber, daß er die Länge gemeint hat, denn die Länge iſt die größere Aus⸗ meſſung eines Gebäudes. Herr Stadtv. Wenzke nickt. Ich konſtatiere alſo, daß, wenn ich jetzt von der Länge des Gebäudes ſpreche, ich das meine, was Herr Wenzke vorhin mit Breite bezeichnet hat. — Alſo in dieſem Grundriß iſt ein Maß für die Länge des Gebäudes nicht angegeben; man kann ſie aber durch Abgreifen mit dem Zirkel auf 43 m feſtſtellen. Näheres iſt weder im Vertrag noch in dem Erläute⸗ rungsbericht zu dieſem Gebäude angegeben. Aber in unſerer Vorlage heißt es wörtlich: „Hier ſoll durch eine oberirdiſche, vom Tageslicht erhellte An⸗ lage das Umſteigen auf die einzelnen Bahnſteige er⸗ leichtert werden.“ Dann ſteht noch dazwiſchen ge⸗ ſchaltet: „durch eine nur 2,8 m über den Bahnſteigen liegende ſogenannte Paſſerelle.“ In einer der letzten Sitzungen der Stadtverordnetenverſammlung habe ich mich bereits über den Begriff einer Paſſerelle aus⸗ führlich ausgelaſſen. Unter Paſſerelle iſt überhaupt kein Gebäude zu verſtehen, ſondern nur ein Gang, ein Fußboden, auf dem man ſich bewegt. Das folgt auch aus meinen früheren Erklärungen. Dieſer Fußboden ſoll 2,8 m über den Bahnſteigen liegen, und zwar, wie hier aus⸗ drücklich ſteht, nur 2,8 m. Man hat von vornherein darauf Rückſicht genommen, den Bahnhof Wittenberg⸗ plat ſo auszugeſtalten, daß die Umſteigemöglichkeit am bequemſten iſt. Darauf hat man einen ganz be⸗ ſonderen Wert gelegt. Auf das Umſteigen werde ich noch zurückkommen. Dieſer Vertrag ging ſeinen Weg; zu ihm gehörten die zwei dürftigen Zeichnungen. Wir veranlaßten darauf die Hochbahngeſellſchaft, ordentliche Zeich⸗ nungen anzufertigen. Das iſt dann geſchehen, und wir haben die neu aufgeſtellten Zeichnungen der Stadtverordnetenverſammlung am 4. Mai 1910 zur Genehmigung vorgelegt. Die Stadtverordneten⸗ verſammlung hat unſere Vorlage am 25. Mai an⸗ genommen. (Stadtv. Harniſch: Waren denn Maße in den Zeichnungen?)