S itzung vom §. Oktober 1913 — Ich komme darauf gleich zurück. — Alſo der An⸗ trag lautete, von dem abgeänderten Entwurf der Hochbahngeſellſchaft Kenntnis zu nehmen, außerdem den Magiſtrat zu ermächtigen, der Hochbahngeſell⸗ ſchaft zum Bau und Betrieb nach Maßgabe dieſes Entwurfs die Zuſtimmung zu erteilen. Es waren außerdem noch kleine Aenderungen in dem urſprüng⸗ lichen Vertrage ſelbſt vorgeſehen, auf die ich hier nicht näher einzugehen brauche. In dem dieſem Entwurf beigefügten Erläute⸗ rungsbericht, der ein Zubehör zu dem Vertrage bil⸗ det, heißt es: „Auf dem zu einem Oval verbreiterten Mittelſtreifen iſt ein geſchloſſener Aufbau mit einem Verbindungsgange vorgeſehen, von dem zweiſeitige Treppen herabführen.“ Mit anderen Worten: es iſt hier dasſelbe geſagt, was ſchon in der erſten Vorlage ſtand, nur mit dem Un⸗ terſchied: diesmal ſtand es im Erläuterungsbericht, das erſtemal hatten wir für notwendig gehalten, es der Stadtverordnetenverſammlung in der Vorlage zur Kenntnis zu bringen. — Zu den Zeichnungen gehörten Lagepläne, die nachweiſen, daß der „ge⸗ ſchloſſene“ Aufbau eine Länge von 49 m er⸗ halten ſollte. In den Vertragsbedingungen war unter anderm geſagt: „Die Zuſtimmung zum Bau und Betrieb erfolgt vorbehaltlich der beſonderen Ge⸗ nehmigung der einzelnen Projektſtücke durch den Magiſtrat.“ Ferner haben wir ſpäterhin noch Bau⸗ bedingungen aufgeſtellt, die für die Hochbahngeſell⸗ ſchaft verbindlich ſind. In dieſen Baubedingungen heißt es: „Sämtliche auf den Straßen herzuſtellende, alſo ſichtbar anzuordnende bauliche Anlagen müſſen in hervorragend vornehmer Weiſe aus⸗ gebildet werden.“ Alſo, meine Herren, nach den mit der Hochbahn⸗ geſellſchaft getroffenen Vereinbarungen ſollte auf dem Wittenbergplatz ein überdeckter Aufbau hergeſtellt werden, deſſen Fußboden 2,8 m über den Bahnſteigen und, wie ich ergänzend hinzufüge, 1,3 m unter der Promenade liegen ſollte. Ueber den eigentlichen Auf⸗ bau dieſer Halle oder dieſes Ganges oder wie wir es ſonſt nennen wollen, war nichts geſagt, war auch in den Zeichnungen nichts enthalten. Dazu war ja eben die beſondere Genehmigung des Magiſtrats vor⸗ behalten. Die Verhandlungen mit der Hochbahngeſell⸗ ſchaft über die äußere und innere Ausgeſtaltung des Aufbaues begannen am 10. Februar 1911. Herr Baurat Seeling erhielt den Auftrag, ſich mit der Hochbahngeſellſchaft hierüber zu verſtändigen. Ich habe ſchon früher in der Sitzung des Ausſchuſſes der Stadtverordnetenverſammlung, in der über unſeren Antrag auf Aufhebung des Marktes auf dem Witten⸗ bergplatz verhandelt wurde, ausgeführt, wie außer⸗ ordentlich eingehend und gründlich hierbei verfahren worden iſt und wie man verſucht hat, alles Mögliche zu machen, um wirklich etwas Würdiges und Schönes an dieſer Stelle zu ſchaffen, ſowie daß zu den Ver⸗ handlungen ein ganz hervorragender, ſehr bekannter Architekt, deſſen Namen ich Ihnen nicht nennen möchte, herangezogen worden iſt. Nach dem am 28. März 1912 endgültig vereinbarten Entwurf ſollte die überdeckte Halle. eine Länge von 42 m er⸗ halten. Sie ſehen, gegen den letzten Entwurf eine Verkürzung um 7 m! Auch das Oval um die Halle herum erfuhr eine entſprechende Verſchmäle⸗ 349 rung. In dieſem Entwurf iſt die Höhe bis zur Oberkante des Hauptgeſimſes, aber Interkante der Traufe auf 5,90 m, bis zur Oberkante der Traufe auf 6 m, die Höhe bis zum Dachfirſt auf 8,75 m feſt⸗ geſtellt. Der Mittelbau ſollte eine Höhe bis zur Oberkante des Hauptgeſimſes von 12,6 m und bis zum Dachfirſt von 15,5 m erhalten. Nach dieſem Entwurf iſt die Halle ausgeführt, und wie ich mich überzeugt habe, iſt ſie mit ganz geringen Abweichungen von einigen Zentimetern, die im Hochbau gang und gäbe ſind, dieſem Entwurf entſprechend ausgeführt worden. Hiermit, meine Herren, iſt die Beantwortung der Frage der Herren Stadtv. Liepmann und Genoſſen zu 1 gegeben. Die Anfrage lautet: „Der Magiſtrat wird gebeten, Auskunft zu erteilen, ob die Anlage des Bahnhofs Witten⸗ bergplatz den zwiſchen der Hochbahngeſellſchaft und dem Magiſtrat vereinbarten Bedingungen entſpricht.“ Ich beantworte die Frage nach den Begründungen, die ich eben gegeben habe, mit einem glatten Ja. Welche Gründe waren nun für die Wahl und die Ausbildung der Halle maßgebend? Wir hätten ja bei den Vorverhandlungen — die allerdings, wie ich erwähnte, nur etwa 4 Tage dauerten — ein an⸗ deres Aushilfsmittel finden können. Warum mußten wir denn gerade eine ſolche Paſſerelle oder Halle wählen? Gab es denn keinen andern Weg? Die Frage drängt ſich natürlich jedem auf. Zunächſt muß ich bemerken: ſolange in einem Bahnhof zwei zwei⸗ gleiſige Bahnen zuſammenkommen, ſei es, daß dieſe Bahnen ſich in ihrer Fortſetzung zu einer vereinigen, ſei es, daß ſie ſich nur gegenſeitig berühren, ſolange iſt ein Umſteigen auf demſelben Bahnſteig mög⸗ lich. Man kann die Gleiſe ſo führen, daß man, wenn man mit der einen Bahn ankommt und mit der andern weiter fahren will, auf demſelben Bahnſteig umzuſteigen vermag. Beweis: Bahnhof Bismarck⸗ ſtraße. Dort kommen zwei Bahnen zuſammen, die ſich zu einer Bahn vereinigen. Sie ſehen: dort wird das Umſteigen auf demſelben Bahnſteig in höchſt be⸗ quemer und einfacher Weiſe herbeigeführt. Nur wenn man den ſpitzen Winkel befahren will, 3. B. wenn man vom Bahnhof Wilhelmplatz nach dem Reichskanzlerplatz oder umgekehrt fahren will, dann kann man nicht auf demſelben Bahnſteig umſteigen; dann iſt eine Paſſerelle nötig. Dieſe Paſſerelle, wenn ich mich des Ausdrucks bedienen darf, iſt dort unterirdiſch gemacht. Eine ſolche Möglichkeit wie auf dem Bahnhof Bis⸗ marckſtraße iſt auf dem Bahnhof Wittenbergplatz nicht gegeben; denn in dieſem Bahnhof kommen drei Bahnen zuſammen, die ſich in zwei Bahnen fortſetzen. Wenn aber nämlich drei Bahnen in einen Bahnhof einmün⸗ den, ſo ſind zwar gewiſſe Umſteigemöglichkeiten auf demſelben Bahnſteige noch möglich, aber nicht alle: eine ganze Anzahl von Umſteigemöglichkeiten kann nur ſo geſchaffen werden, daß man das Publikum entweder über oder unter den Gleiſen von Bahnſteig zu Bahn⸗ . führt. Hierbei ſind Treppenanlagen nicht zu um⸗ gehen. Da für uns, die wir die Linie aus dem Kurfürſten⸗ damm zu vertreten haben, in den meiſten Fällen ein Umſteigen von einem Bahnſteig zum anderen in Frage kommt, ſo mußten wir darauf bedacht ſein, das Um⸗ ſteigen für das Publikum möglichſt bequem zu geſtalten.