354 heftige Vorwürfe erhoben worden, die Herr Kollege Dr. Stadthagen und ich in jener Verſammlung zurück⸗ gewieſen haben; man kann wohl von einer Unterlaſ⸗ ſungsſünde des Magiſtrats ſprechen, indem der Magi⸗ ſtrat uns nicht die Pläne des Bahnhofs vorgelegt hat. Wir wiſſen aber, welche großen Verdienſte ſich Herr Stadtbaurat Bredtſchneider, ſpeziell auch betreffs der Untergrundbahn, erworben hat, und ich ſtehe nicht an, ihm dieſen Angriffen gegenüber unſer volles Vertrauen auszudrücken, und ich glaube, damit in Ihrer aller Sinne zu ſprechen. (Lebhaftes Bravo.) Stadtv. Zander: Wenn Herr Stadtbaurat Bredt⸗ ſchneider in ſeinen Ausführungen geſagt hat, daß der Berliner Lokal⸗Anzeiger die Intereſſen der Kleiſtſtraße vertrete, ſo verſteht ſich das von ſelbſt; denn die In⸗ tereſſenten von Weſtend würden an dem Bahnhof Wittenbergplatz wahrſcheinlich nichts auszuſetzen haben, da bekanntlich immer nur die Anwohner eines Platzes, der verunſtaltet ſein ſoll, ſich mit dieſer Angelegenheit näher beſchäftigen werden. Ich ſtehe auf demſelben Standpunkt wie Herr Stadtbaurat Bredtſchneider, wenn er meint, daß ein Krieg mit den Zeitungen kein Intereſſe in ihm er⸗ wecken könne, da die Zeitungen doch immer Recht be⸗ hielten. Anders ſteht es doch aber wohl mit der Druck⸗ ſchrift, die Herr Juſtizrat Dr. Schoeps, der doch eigent⸗ lich ernſt zu nehmen iſt, den Stadtverordneten zugeſtellt. hat und in der es wörtlich heißt: Es kann gar keinem Zweifel unterliegen, daß die Stadtverordnetenverſammlung durch den Magiſtrat der Stadt Charlottenburg und ins⸗ beſondere durch den mit der Bearbeitung dieſer Angelegenheit betrauten Herrn Stadtbaurat Bredtſchneider in gröbſter Weiſe irregeführt worden iſt. Ich kann nicht auf dem Standpunkt ſtehen, daß der Magiſtrat und Herr Stadtbaurat Bredtſchneider nach den Ausführungen, die ſie uns gemacht haben, ſich das gefallen laſſen; denn Herr Juſtizrat Schoeps iſt doch nicht dieſer oder jener, der ſo ohne weiteres Sachen in die Welt hineinſetzen wird. Wenn auch ein altes Sprüchwort ſagt: Um mit Recht Unrecht zu tun, muß man Jura ſtudiert haben, ſo wird doch in dieſem Fall Herr Juſtizrat Schoeps ſo auf⸗ zufaſſen ſein, daß er nicht deshalb, weil er Jura ſtudiert hat, hier mit Recht Unrecht tun will, ſondern er ſcheint doch der Ueberzeugung zu ſein, daß die Stadtverordnetenverſammlung in gröbſter Weiſe irregeführt iſt. Wenn das alſo nicht zutreffen ſollte — und ich glaube nicht, daß wir irregeführt ſind, ich habe die erſten Verhandlungen hier mitgemacht und weiß genau, daß ſich alles ſo zugetragen hat, wie es Herr Baurat Bredtſchneider ausführte —, ſo kann ich nicht begreifen, wie der Magiſtrat und Herr Baurat Bredtſchneider ſich eine derartige öffentliche Beleidigung gefallen laſſen können. Was nun den Bahnhof an und für ſich anbetrifft, ſo gefällt mir im Gegenſatz zu meinem näheren Kol⸗ legen Wengzke der Mittelbau gerade ſehr gut. Was mir nicht gefällt, ſind die beiden Seitenteile, und zwar ge⸗ fällt mir einzig und allein nicht die Fenſteranlage mit den Kreuzen, die den Eindruck machen, als wenn dort ein Marſtall erbaut iſt. Ich glaube aber, wenn unſer Magiſtrat darauf dringen würde, daß dort runde Fen⸗ ſter mit hübſchen Butzenſcheiben eingefügt würden, dann der Eindruck ein bedeutend beſſerer werden würde. Was Herr Baurat Bredtſchneider von unſeren gärtneriſchen Anlagen geſagt hat, daß ſie in jeder Art Sitzung vom 8. Oktober 1913 und Weiſe das Bild verſchönern werden, ſo hege ich in dieſer Beziehung noch vorläufig gelinde Zweifel. Denn die gärtneriſchen Anlagen, die ich bis jetzt bei uns in Charlottenburg geſehen habe — wenn ich auch nur Laie darin bin —, haben bisher noch nicht auf der Höhe ge⸗ ſtanden, daß man von ihnen als von wirklich künſt⸗ leriſchen Anlagen ſprechen könnte. Wenn ſie, wie in der Seſenheimerſtraße, dazu dienen ſollen, irgendwelche Flächen zu kaſchieren, ſo haben ſie dort dieſem Zweck bisher nicht entſprochen. Aber vielleicht wird es dies⸗ mal gelingen, den Stall, der dort rechts und links an⸗ gebaut iſt, durch gärtneriſche Anlagen zu verzieren. Bürgermeiſter Dr. Maier: Meine Herren! Ich nehme nur Veranlaſſung, auf die Ausführungen des Herrn Stadtverordneten Zander einzugehen, der hier gewiſſermaßen einen öffentlichen Appell an den Magi⸗ ſtrat richtet, im Wege der Anklage wegen der Behaup⸗ tungen des Herrn Juſtizrats Schoeps vorzugehen. Sie wiſſen alle, daß wir, die wir im öffentlichen Leben ſtehen, uns häufig den heftigſten Angriffen ausſetzen müſſen. Wir tun das ſehr gern, wenn mir überzeugt ſind, daß wir in unſerem Rechte ſind, und ich glaube, wenn ein Angriff von vornherein ſo ſehr den Stempel der Unſachlichkeit an ſich trägt wie dieſer, dann würde es dem Angriff zu viel Ehre antun heißen, (Sehr richtig!) wenn man ihn auch noch durch eine öffentliche Straf⸗ verfolgung irgendwie zurückweiſen wollte. (Lebhafte Zuſtimmung.) Meine Herren, es iſt das Recht des Magiſtrats, ſich vor dem Forum der Stadtverordnetenverſammlung und damit vor der Oeffentlichkeit darüber zu legiti⸗ mieren, daß wir unſere Pflicht getan haben. Von die⸗ ſem Recht haben wir Gebrauch gemacht und das genügt uns. Ich bin überdies Herrn Stadtverordneten Dunck aufs herzlichſte dafür dankbar, daß er unſerem bewähr⸗ ten Herrn Stadtbaurat Bredtſchneider eine ausdrückliche Ehrenerklärung abgegeben hat. Ich will hoffen und wünſchen, daß die Stadtverordnetenverſammlung die⸗ ſem Votum des Herrn Stadtverordneten Dunck folgen wird. Dieſe Erklärung der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung iſt nach meinem Dafürhalten die kompetenteſte Feſtſtellung dafür, daß Herr Stadtbaurat Bredtſchneider in jeder Hinſicht ſeine Pflicht erfüllt hat. (Lebhafter Beifall.) Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren! Ein wichtiger Punkt, eigentlich der wichtigſte bei dieſer gan⸗ zen Frage, iſt, glaube ich, nicht mit der Energie hier behandelt worden, wie er es verdient hätte. Es iſt von ſehr vielen Punkten geredet worden, von der Frage, ob man unterirdiſch oder oberirdiſch hätte bauen ſollen, von dieſem Hauptpunkt aber nicht. Die Stadtverordnetenverſammlung hat ja, dar⸗ über iſt gar kein Zweifel, der Anlage einer oberirdiſchen Paſſerelle zugeſtimmt. Aus den Verhandlungen geht hervor, daß wir uns damit einverſtanden erklärt haben, die Anlage oberirdiſch über die Bahnſteige hinüberzu⸗ führen. Bei der damaligen Verhandlung hieß es, daß dieſe Paſſerelle 2,8 m über dem Niveau des Bahnſteiges liegen würde. Nun liegt aber das Niveau des Bahn⸗ ſteiges, wie mir geſagt worden iſt, etwa 3,8 m unter dem Niveau — der Herr Bürgermeiſter nickt — des Wittenbergplatzes, d. h. dieſe Paſſerelle, die wir bewilligten, liegt 1 m unter dem Straßendamm.