Sitzung vom 8. Oktober 1913 ſo ziemlich an der Grenze Charlottenburgs verläuft, da ja an der Leibnizſtraße auf der einen Seite bereits das Gebiet von Charlottenburg aufhört; vorher reicht nach der Südſeite hin das Charlottenburger Gebiet auch nur noch knapp 100 m. Ich weiß ja nicht, was der Herr Stadtbaurat erwidern wird; aber hoffentlich bekommen wir in dieſer Beziehung eine befriedigende Auskunft. Stadtbaurat Bredtſchneider: Meine Herren! Ich habe ſchon in meinen Ausführungen zu dem vorigen Punkt der Tagesordnung darauf hingewieſen, daß die Stadtgemeinde ſelbſt den Plan gefaßt hat, eine Untergrundbahn auf eigene Koſten durch den Kur⸗ fürſtendamm, die Gieſebrechtſtraße nach dem Bahnhof Charlottenburg und der Kantſtraße hin zu bauen. Daraus mögen Sie entnehmen, daß die Abſicht, durch den Kurfürſtendamm eine Untergrundbahn zu bauen, ſchon lange beſteht, und Sie werden vom Magiſtrat nicht erwarten, daß er einmal gefaßte, wohl über⸗ legte und begründete Ideen ohne weiteres aufgeben wird. Tatſächlich iſt denn auch die Idee, die jetzt hergeſtellte Untergrundbahn zu verlängern, immer noch vorhanden, und auch der Vertrag, den wir mit der Hochbahngeſellſchaft wegen der Untergrundbahn Wittenbergplatz— Uhlandſtraße geſchloſſen haben, läßt eine ſolche Abſicht zu. Die Geſellſchaft hat nämlich den Bahnhof Uhlandſtraße ſo auszubauen, daß ſpäter bequem eine neue Bahn anſtoßen und ein Pendel⸗ betrieb unter Benutzung der der Hochbahngeſellſchaft gehörigen Gleiſe eingerichtet werden kann. Auf die Idee der Verlängerung ſind wir in der letzten Zeit nicht zurückgekommen; wohl aber iſt die Villenkolonie Grunewald mit dem Erſuchen an uns herangetreten, feſtzuſtellen, ob und wie es möglich ſei, die Untergrundbahn durch den Kurfürſtendamm bis nach dem Bahnhof Halenſee zu verlängern. Es haben ganz unverbindliche Beſprechungen ſtattgefun⸗ den, wozu auch die Hochbahngeſellſchaft herangezogen worden iſt. Es drehte ſich dabei hauptſächlich um die Koſtenfrage und ihre Deckung. Als die Preſſe hiervon erfuhr, arbeitete ein Teil der Zeitungen in Entrüſtung, als ob es mit Rückſicht auf die Bäume etwas ganz beſonders Schlimmes wäre, den Kurfürſtendamm mit einer Untergrund⸗ bahn zu verſehen. Werfen Sie einen Blick auf den Plan und Sie werden finden, daß der Kurfürſten⸗ damm die einzige Straße iſt, die für die Fortſetzung der Untergrundbahn in Frage kommt. (Sehr richtig!) Was ſind das für unüberlegte Vorſchläge, die in den Zeitungen gemacht werden! Man ſoll die Unter⸗ grundbahn durch die Lietzenburger Straße leiten! Diejenigen, die dieſen Vorſchlag machen, haben ſicher einen Blick auf die Karte von Groß⸗Berlin nicht ge⸗ worfen, und das wäre ihnen doch ſehr leicht geweſen. Sie haben gar nicht geſehen, daß die Lietzenburger Straße überhaupt nicht bis zum Bahnhof Halenſee führt und daher auch den Kurfürſtendamm nicht er⸗ ſetzen kann. Die Untergrundbahn findet ihre Renta⸗ bilität allein dadurch, daß ſie bis zum Bahnhof Halenſee geführt und von dort nach Süden, nach Schmargendorf, verlängert wird. Dadurch, daß die Bahn bei dem Bahnhof Halenſee nach Süden ab⸗ ſchwenkt, wird die Verlängerung nach Schmargendorf ermöglicht. Das alles wäre unmöglich, wenn man ſie durch die Lietrenburger Straße führte. Aber, meine Herren, wir hier in Charlotten⸗ burg haben unſere Intereſſen zu vertreten. Die 357 Bahn ſoll gebaut werden, damit unſere Einwohner ſie benutzen. Wenn ſie in die Lietzenburger Straße, alſo an die Grenze von Wilmersdorf gelegt wird, ſo dient ſie unſeren Einwohnern weniger, als wenn ſie im Kurfürſtendamm untergebracht wird. Herr Dr. Byk hat geſagt, die Bahn könnte in die Mommſen⸗ ſtraße hineingelegt werden. Das geht auch nicht. Sie würde dann parallel mit der Sladtbahn ver⸗ laufen, die doch ſchon den angrenzenden Bewohnern eine Schnellbahnverkehrsgelegenheit bietet. Außer⸗ dem würde ſie einen großen Umweg machen, da ſie ja nach dem Bahnhof Halenſee geführt werden muß. Alſo, meine Herren, damit müſſen wir uns ſchon vertraut machen, daß die Bahn, wenn ſie kommt — ich weiß nicht, ob ſie kommt —, durch den Kurfürſten⸗ damm gelegt wird. Auf dieſen Standpunkt ſtehen ſämtliche zuſtändigen Behörden und die Hochbahn⸗ geſellſchaft. Eine andere Strecke kann gar nicht in Frage kommen. Der Kurfürſtendamm bietet eine ſchöne gerade Linie, iſt auch breit genug, er allein kann für die Fortſetzung benutt werden, zumal er in jener Gegend die einzige Verkehrsſtraße iſt. Meine Herren, ſollen die Bäume geſchont werden, dann können wir die Untergrundbahn nicht bauen. Allerdings trifft die Vorausſetzung der geſtellten An⸗ frage, daß die Bahn unter dem Reitweg fortgeführt werden wird, nicht zu. Würde ſie unter dem Reitweg fortgeführt werden, ſo müßten allerdings beide Baum⸗ reihen rechts und links vom Reitweg auf der ganzen Länge der Bahn beſeitigt werden. Es trifft aber nicht zu, daß die Bahn unter dem Reitweg entlang geführt wird, ſondern ſie ſoll — und eine andere Ab⸗ ſicht hat nie beſtanden — unter den ſüdlichen Fahr⸗ damm gelegt werden. Dieſer iſt ſo breit, daß die freie Strecke der Untergrundbahn — ich ſchließe hier⸗ bei die Bahnhöfe aus, auf die ich gleich zu ſprechen komme — eingebaut werden kann, ohne daß ein ein⸗ ziger Baum beſeitigt oder beſchädigt zu werden braucht. Eine ſolche Strecke findet ſich bei der jetzigen Untergrundbahn zwiſchen Auguſte⸗Victoria⸗Platz und Joachimsthaler Straße: dort ſind ſämtliche Bäume ſtehen geblieben. Daß an der Uhlandſtraße eine ver⸗ hältnismäßig ſo große Zahl von Bäumen beſeitigt werden mußte, liegt daran, daß wir die Anſchluß⸗ möglichkeit für eine eigene Bahn verlangt haben; da⸗ durch mußte der Bahnhof unverhältnismäßig breit werden. Führen wir die Bahn fort, ſo gibt es zwei Mög⸗ lichkeiten, zunächſt die eine, die vorſieht, daß bei den Bahnhöfen — es handelt ſich um drei, und zwar an der Leibnizſtraße, am Lehniner Platz und am Bahnhof Halenſee — die Bahn aus dem ſüdlichen Fahrdamm in den Reitweg hineingeſchwenkt wird, wie es beim Bahnhof Uhlandſtraße geſchehen iſt, um auf dem Reitweg die Eingangstreppen herſtellen zu können. In dieſem Falle würden von den ſämt⸗ lichen Bäumen, die am Reitweg ſtehen, nach über⸗ ſchläglicher Berechnung zur Anlage dieſer Bahnhöfe etwa 40 bis 45% beſeitigt werden müſſen, d. h. von allen Bäumen, die am Kurfürſtendamm ſtehen, 20 bis 22,5%. Bei der zweiten Möglichkeit läßt man auch an den Bahnhöfen die Gleiſe auf dem ſüdlichen Fahr⸗ damm liegen, ordnet die Bahnſteige wie am Bahn⸗ hof Zoologiſcher Garten, Knie, Reichskanzlerplatz uſw. zu beiden Seiten der Gleiſe an, zu denen je eine Treppe auf dem ſüdlichen Bürgerſteig und auf dem Reitweg hinabführt. In dieſem Falle iſt ein Einſchwenken der Gleiſe nicht erforderlich, man kann