Sitzung vam 8. Oktober 1913 ſeien und daß die Erbitterung noch ſteigen würde, wenn weitere Bäume dort weggenommen werden würden. Ich wohne ganz in der Nähe des Kur⸗ fürſtendamms und muß geſtehen, daß bei mir nie⸗ mals die Erbitterung Platz gegriffen hat. Mein Wunſch iſt, daß einmal die beiden Reihen in der Mitte des Kurfürſtendamms ganz fortkommen, denn der ſtarke Schatten, der im Sommer durch dieſe Bäume verurſacht wird, nimmt dem Kur⸗ fürſtendamm Licht und Luft, und ſo wie ich denken noch eine ganze Menge Leute, die in dieſer Gegend wohnen. Ich habe es für meine Pflicht gehalten — ich ſpreche nur für meine Perſon —, auch dieſe An⸗ ſicht hier zum Ausdruck zu bringen. Im übrigen halte ich es durchaus nicht als im beſonderen Intereſſe Charlottenburgs liegend, wenn die Untergrundbahn bis Halenſee weiter gebaut wird, wenigſtens vorläufig nicht. Meiner Anſicht nach hat Charlottenburg ein ganz geringes Intereſſe an der Fortführung der Untergrundbahn. Unſer Stadt⸗ gebiet hört auf der linken Seite bald auf, ſchon am Olivaer Platz iſt Charlottenburg zu Ende und fängt Wilmersdorf an. Wir veranlaſſen unſere Ein⸗ wohner und andere gute Mieter, die ſich ſonſt dort viel⸗ leicht anſäſſig gemacht hätten, aus Charlottenburg hinauszufahren. — Aber das gehört wohl nicht mehr zu dieſer Anfrage. Ich wollte nur in bezug auf die Bäume meine Anſicht ausſprechen. Stadtv. Harniſch: Meine Herren! Ich möchte mich nur ganz kurz zur Frage der Bäume äußern. Ich finde, der Kurfürſtendamm hat dadurch, daß die Mittelreihen der Bäume fehlen, ſo ungeheuer ge⸗ wonnen, daß ich ohne weiteres vorſchlagen würde, den ganzen Kurfürſtendamm, ſoweit er Charlotten⸗ burger Gebiet iſt, in der Mitte zu raſieren und mit Pyramidenpappeln Braminenpappeln, wie ſie Herr Juſtizrat Schoeps nennt zu bepflanzen, wenn ſie die mit eventuellen Untergrundbahnbauten verbundenen Arbeiten aushalten würden. Da das nicht möglich iſt, geht das leider nicht, und ſo lange können die alten Bäume ſtehen bleiben. Sonſt würde ich eben vorſchlagen, die alten Bäume hinaus⸗ zuwerfen und die neue Anlage fortzuſetzen. Stadtv. Jolenberg: Ich möchte mich nur in bezug auf die Bäume äußern und mich da den bei⸗ den Herren Vorrednern anſchließen. Ich finde es viel beſſer und ſchöner, viel freundlicher und einer Verkehrsſtraße viel würdiger, wenn der Kurfürſtendamm in der Mitte keine Bäume hat. (Heiterkeit.) Anfrageſteller Stadtv. Dr Byk (Schlußwort): Ich bin in hohem Maße erſtaunt, von vier Herren Kollegen zu hören, daß ſie den jetzigen Zu⸗ ſtand für ſchöner halten, als er früher geweſen iſt. Ich bin auch erſtaunt, daß Herr Kollege Jaſtrow von keiner Seite ein abfälliges Urteil über den jetzi⸗ gen Zuſtand gehört hat. Mir ſind jedenfalls zahl⸗ reiche Aeußerungen zu Ohren gekommen, die der Stadtverwaltung Vorwürfe darüber machten, daß etwas Derartiges geſchehen konnte. Wer im Früh⸗ jahr den Unterſchied zwiſchen dem Teil, wo noch Bänme ſtehen, und der Strecke, wo ſie bereits fort⸗ genommen ſind, geſehen hat, der mußte doch unbe⸗ dingt zu dem Urteil gelangen — wenigſtens nach meinere Auffaſſung —, daß der frühere Zuſtand ſchöner war. 359 Ich weiß nur, daß der Kurfürſtendamm, ſo wie er beſtanden hat, als eine Sehenswürdigkeit erſten Ranges und als eine der ſchönſten Straßenzüge der Welt bezeichnet worden iſt. Mir liegt auch ein Miniſterialerlaß vor, durch den die zuſtändigen preußiſchen Miniſterien die unteren Behörden an⸗ weiſen, unter allen Umſtänden darauf zu achten, daß beachtenswerte Bäume und Alleen erhalten werden. Wenn eine Alllee der Erhaltung wert ge⸗ weſen iſt, ſo war es wohl der Kur⸗ f ür ſt en damm. Im übrigen habe ich mich über die Erklärung des Herrn Stadtbaurats gefreut, daß in Zukunft möglichſt wenig Bäume fallen ſollen. Wenn die Bahn gebaut wird, ſo ſcheint es mir trotzdem rich⸗ tiger zu ſein, daß ſie mehr nach dem Innern Char⸗ lottenburgs gelegt wird, als wenn ſie an ſeiner Grenze entlang geht. Aber darüber werden wir uns ja wohl noch ſpäter zu unterhalten haben. Bürgermeiſter Dr Maier: Meine Herren! Nach⸗ dem aus der Mitte der Stadtverordnetenverſammlung der Wunſch geäußert worden iſt, womöglich die Mittelbäume auf dem Kurfürſtendamm zu beſeitigen, halte ich es doch für nötig, feſtzuſtellen, daß wir im Magiſtrat — wenigſtens vorläufig noch — auf dem Standpunkt ſtehen, daß die Bäume ſo weit wie mög⸗ lich zu erhalten ſind. (Bravo!) Vorſteher Dr Frentzel: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor; die Angelegenheit iſt damit erledigt. Meine Herren! Ehe wir zu dem Antrag Boll⸗ mann, von dem ich Ihnen bei Beginn der Sitzung Kenntnis gegeben habe, übergehen, wollte ich Ihnen nur mitteilen, daß in dem Ausſchuß betr. den Tarif⸗ vertrag durch den Tod des Kollegen Zietſch noch eine Leere beſteht, die bisher noch nicht ausgefüllt iſt. Es wird für dieſen Poſten Herr Kollege Richter vorge⸗ ſchlagen. Wenn kein Widerſpruch erfolgt, iſt Herr Kollege Richter gewählt. — Ich konſtatiere das. Wir kommen nunmehr zu dem dringlichen Antrage der Stadtv. Bollmann und Gen. betr. Stadtveroronetenwahlen, den ich bereits eingangs verleſen habe. Antragſteller Stadtv. Bollmann: Meine Herren! Der Magiſtrat hat die Wahlzeit für die diesjährigen Stadtverordnetenwahlen auf Sonntag, den 9. No⸗ vember 1913 von 10 bis 6 Uhr feſtgeſetzt, während vor zwei Jahren die Wahlen von 9 bis 6 Uhr ſtatt⸗ fanden; er hat alſo die Wahlzeit um eine Stunde verkürzt. Ich will gern zugeben, daß die Wahlbeteiligung bei den letzten Wahlen in den Vormittagsſtunden verhältnismäßig gering war. Daraus darf man aber nicht ohne weiteres ſchließen, daß dies in aller Zukunft ſo ſein wird. Ich will ferner zugeben, daß gerade wegen der eigenartigen Verhältniſſe bei den Wählern der dritten Ab⸗ teilung die Wahlbeteiligung des Sonn⸗ tags vormittagsimmer ſchwachbleiben wird; man kann aber nicht billigen, daß dieſer Ab⸗ teilung eine Stunde von der Wahlzeit gekürzt wird, und zwar in anbetracht der großen Zahl der Wähler, die mindeſtens viermal größer iſt als in der zweiten Abteilung, die von 11—7 wählt. Logiſcher⸗ weiſe hätte man die eine Stunde, die man des Vor⸗ mittags fortnimmt, am Abend zufügen und die Wahlzeit bis 7 Uhr verlängern müſſen.