368 wenn dieſem Antrage ſtattgegeben würde, eine Ueber⸗ ſchreitung die ganz unvermeidliche und notwendige Folge ſein würde, und ſie iſt eingetreten. Daraus kann man dem Magiſtrat ganz gewiß keinen Vor⸗ wurf machen, ſondern allein denjenigen Herren, die, in der Sucht, unbedingt bei 100% Einkommenſteuer⸗ zuſchlag zu bleiben, an allen Ecken und Enden ſelbſt ganz kleine Abſtriche vornahmen, die mit den 100% natürlich in gar keinem Zuſammenhang ſtehen; denn daß durch 10 000 % mehr oder weniger die 100% nicht berührt werden, liegt ja klar auf der Hand. Wenn Sie in dieſem Jahre ebenfalls unbedingt an den 100% feſthalten wollen, dann, meine Herren, machen Sie bei der Etatsberatung wenigſtens groß⸗ zügige Abſtriche, bei denen es ſich um Hundert⸗ tauſende handelt, wie Sie ſie ja auch im vorigen Jahre ſchon gemacht haben. Außerdem erklären Sie dann wenigſtens ganz offen: wir wollen unſere Reſerven aufeſſen. Ob wir dann von den Reſerven 10 000 %ℳ mehr wegnehmen oder nicht, ſpielt nach⸗ her in der Tat keine Rolle. Wenigſtens iſt dann aber die Finanzpolitik, die Sie treiben, durchſichtig, deutlich und klar. Wenn Sie dagegen wiederum wie im vorigen Jahre in ſo kleinlicher Weiſe bald hier 500 %%, da 3000 %ℳ und hier 10 000 % ab⸗ ſtreichen, dann erreichen Sie als einzige Folge das⸗ ſelbe wie in dieſem Jahre, nämlich Etatsüberſchrei⸗ tungen, die ſelbſtverſtändlich von einer ganzen Fülle notwendiger Schreibarbeiten begleitet ſind. Denn um eine ſolche Vorlage, die eine Etatsüberſchreitung rechtfertigt, an uns zu bringen, iſt eben eine Menge Schreibarbeit notwendig, die in der Tat beſſer er⸗ ſpart werden könnte. Ich möchte alſo bitten, dieſe notwendige Etats⸗ überſchreitung, die wir bereits bei der Etatsberatung vorausſahen, nunmehr, da ſie eingetreten iſt, zu be⸗ willigen. Die Beratung im Ausſchuß würde meines Erachtens — na, ich will mich ſtreng parlamentariſch ausdrücken — an dem Reſultat gar nichts ändern; denn die Ausgaben ſind notwendig und müſſen be⸗ willigt werden. Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Herr Kollege Borchardt hat ja hier gewiſſermaßen an⸗ deuten wollen, daß die Streichung, die, wie ich glaube, von mir beantragt iſt — ich weiß es aber nicht genau — (Stadtv. Hirſch: So ſieht es aus!) daß Sie das annehmen, Herr Kollege Hirſch, das glaube ich wohl —, ſeinerzeit erfolgt wäre, um nicht über 100% Kommunalſteuerzuſchlag hinaus⸗ zugehen. In demſelben Atemzuge ſagt aber Herr Kollege Borchardt: daß man durch die Streichung von 10 000 %ℳ dieſes Ziel nicht erreichen kann, iſt ſelbſtverſtändlich. Meine Herren, ich kann mich nach dieſer Erklärung vollſtändig enthalten, weiteres zu ſagen; er hat ſelbſt am beſten bewieſen, daß die Streichung dieſer 10 000 ℳ auf rein ſachlichen Er⸗ wägungen beruht hat. Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren! Wer den vorjährigen Etatsberatungen beigewohnt hat, der wird genau wiſſen, wo die richtige Darſtellung liegt, ob bei mir oder bei Herrn Kollegen Dr Stadt⸗ hagen. (Sehr richtig!) Sitzung vom 29. Oktober 1913 Vorſteher Dr. Frentzel: Das Wort iſt nicht weiter verlangt. Von dem Herrn Kollegen Dr Stadthagen iſt der Antrag geſtellt worden, die Vorlage des Ma⸗ giſtrats dem von ihm genannten Ausſchuß zu über⸗ weiſen. Von dem Herrn Bürgermeiſter iſt beſonderer Wert darauf gelegt worden, daß diejenigen Herren, welche dieſem Antrage zuſtimmen, damit implicite die Genehmigung erteilen, daß die hier angedeutete und in Ausſicht geſtellte Etatsüberſchreitung durch weitere Ausgaben herbeigeführt wird. Wenn kein Widerſpruch erfolgt, darf ich annehmen, daß diejenigen Herren, die für eine Ausſchußberatung ſtimmen, in dieſem Sinne ihre Stimme abgegeben haben. (In der Abſtimmung wird die Vorlage dem be⸗ bereits beſtehenden Ausſchuß zur Vorberatung der Vorlage betr. Aenderung des Pachtvertrages über den Stätteplatz überwieſen.) Punkt 7 der Tagesordnung: Vorlage betr. Verlegung der Geldvermittelungsſtelle des Deutſchen Städtetages nach Charlottenburg. — Druckſache 271. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Die Stadtverordnetenverſammlung erklärt ſich damit einverſtanden, daß die Geldvermitte⸗ lungsſtelle des Deutſchen Städtetages vom 1. November 1913 ab in die Verwaltung der hieſigen Stadtgemeinde übernommen wird.) Punkt 8: Vorlage betr. Beteiligung der Kunſtgewerbe⸗ und Hand⸗ werkerſchule an der Werkbundausſtellung 1914 in Cöln. — Druckſache 272. Stadtv. Otto: Sie haben aus der Vorlage er⸗ ſehen, meine Herren, daß es der Herr Miniſter ſehr eilig hat, ſo daß unſer Magiſtrat gar nicht in der Lage geweſen iſt, das Kuratorium der Kunſtgewerbe⸗ und Handwerkerſchule über dieſe Angelegenheit zu hören. Der Vorlage ſelbſt werden meine Freunde zuſtimmen. Ich möchte aber hier die Frage an den Magiſtrat richten, ob der Herr Miniſter auch ſo eilig ſeine Bereit⸗ willigkeit erklären wird, den ihm zugedachten Anteil von 1250 ℳ zu genehmigen. Die Schule hat ein leb⸗ haftes Intereſſe daran, möglichſt bald zu wiſſen, mit welcher Summe ſie zu rechnen hat, da ſie nur dann in der Lage iſt, etwas Tüchtiges für Cöln auszuſtellen. Deshalb geht meine Bitte an den Magiſtrat, falls er heute keine poſitive Auskunft über die Geneigtheit des Herrn Miniſters geben kann, dahin, in ſeinem Bericht an den Herrn Miniſter doch zu unterſtreichen, daß eine recht baldige Entſcheidung des Herrn Miniſters im Intereſſe der Sache ſehr zu wünſchen wäre. Bürgermeiſter Dr Maier: Wir werden im Sinne des Geſuchs des Herrn Vorredners verfahren. (Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit, wie folgt: Der Beteiligung der Kunſtgewerbe⸗ und Hand⸗ werkerſchule an der Werkbundausſtellung 1914 in Cöln wird unter der Vorausſetzung zuge⸗ ſtimmt, daß der Staat zu den entſtehenden Koſten die Hälfte beiträgt.)