372 beabſichtigten Erweiterung des Rathauſes hinzu⸗ genommen werden ſollen, dann muß wenigſtens ein Teil dieſer Beamten, die aus dieſen Gebäuden, weil ſie abgeriſſen werden, herausgenommen werden müſſen, ein Unterkommen finden, und zu dieſem Zwecke hat man eben den kleineren Erweiterungsbau des Rathauſes geplant und beſchloſſen. Der Aufbau des Feuerwehr⸗Dienſtgebäudes in der Rankeſtraße iſt damit motiviert, daß das niedrige Gebäude ausgebaut und erhöht werden muß, um Dienſtwohnungen, eine Steuerzahlſtelle, eine Zweig⸗ ſtelle der Volksbibliothek und eine ärztliche Fürſorge⸗ ſtelle dorthin zu legen. Auch dieſe Notwendigkeit iſt ohne weiteres anerkannt worden. Nun kommt eine ziemlich bedeutende Poſition für die Errichtung von Fortbildungsſchulneubauten auf dem Zimmermannſchen Gelände. Wir haben hier in der Stadtverordnetenverſammlung ſo oft den mangel⸗ haften Zuſtand unſerer Fortbildungsſchulgebäude er⸗ örtert, wir ſind alle ſo überzeugt davon, daß Wandel geſchaffen werden muß, daß wir uns mit dieſer Aus⸗ gabe für die nächſten Jahre durchaus einverſtanden erklären müſſen. Der Ausbau des Bürgerhauſes iſt notwendig; darüber brauche ich hier nicht viel zu ſagen. Ebenſo iſt die Projektbearbeitung für den Bau eines neuen Waſſerwerks nötig; denn das Waſſerwerk muß den Be⸗ dürfniſſen der wachſenden Bevölkerung entſprechend er⸗ weitert werden. Es bleibt nur noch der Bau einer Vollanſtalt einer höheren Schule übrig. Meine Herren, dieſe Poſition iſt ebenſo zu rechtfertigen wie die übri⸗ gen Erweiterungen unſerer Einrichtungen. Die Stadt⸗ gemeinde muß für Schulen ſorgen, ſie muß Gelegen⸗ heit geben, die Kinder der wachſenden Bevölkerung einſchulen zu können. Für ein Bad im Freien haben wir uns ſelbſt ſehr häufig ausgeſprochen. Es ſind dafür 500 000 ℳ in die Anleihe eingeſtellt worden. Die Automobiliſierung und der Erweiterungsbau der Hauptfeuerwache muß ebenfalls vorgenommen werden; denn auch dieſe Einrichtung muß dem neuſten Stand der Technik entſprechend ausgeſtaltet werden. Schließlich iſt noch die Unterführung der Kaiſer⸗ Friedrich⸗Straße unter dem Bahnhof Charlottenburg hervorzuheben. Das iſt eine Forderung, die von der Bürgerſchaft ſeit Jahren geſtellt wird, zu der eine An⸗ zahl von Petitionen vorliegt und für die von allen Seiten agitiert worden iſt. Wir werden uns alſo da⸗ mit auch einverſtanden erklären können. Es wurde im Ausſchuß noch die ſehr erfreuliche Erklärung abge⸗ geben, daß das Empfangsgebäude des Bahnhofs Char⸗ lottenburg infolge der Elektriſierung der Stadtbahn wohl ſchon in den nächſten Jahren fallen muß. Damit wird der Platz für die Unterführung der Kaiſer Fried⸗ rich⸗Straße frei, ſo daß alsdann mit den Arbeiten be⸗ gonnen werden kann und Ausſicht vorhanden iſt, daß bei dieſer Gelegenheit ein der Stadt Charlottenburg würdiges neues Empfangsgebäude an dieſer Stelle er⸗ richtet wird. Geſtrichen wurden die angeforderten 200 000 %/ für einen Durchlaß zur Verbindung der beiden Teile des Lietzenſeeparks. Der Ausſchuß war der Meinung, daß 200 000 ℳ für eine derartige Promenade denn doch ein bißchen ſehr viel ſeien und daß man wohl darauf verzichten könnte. Da auch der Magiſtrat ſeine Poſition nicht allzu energiſch verteidigt hat, ſo iſt es uns deſto leichter geworden, die Summe abzuſetzen. Meine Herren, damit wären wohl ſo ungefähr die einzelnen Poſitionen erledigt. Alles in allem muß Sitzung vom 29. Oktober 1913 anerkannt und auch vor der Oeffentlichkeit hervorge⸗ hoben werden, daß der Magiſtrat ſeine An⸗ forderungen auf das äußerſte Maß deſſen beſchränkt hat, was zur Entwick⸗ lung unſeres Gemeinweſens für die nächſten Jahre unbedingt nötig iſt. Das Streben nach Sparſamkeit geht ſchon aus der Tatſache hervor, daß von den Verwaltungen urſprünglich 58,2 Millionen gefordert wurden, die dann von der Kaſſen⸗ und Finanzdeputation auf 33,2 heruntergedrückt und vom Magiſtrat ſchließlich auf 29 Millionen ermäßigt wurden. Ich bitte Sie, meine Herren, dem Antrage des Ausſchuſſes Ihre Zuſtimmung zu erteilen. Stadtv. Dr Liepmann: Meine Herren! Ich will nicht verſuchen, gegen den Antrag des Ausſchuſſes, den der Herr Berichterſtatter ſoeben empfohlen hat, an⸗ zukämpfen, obgleich ich meine Hoffnung, die ich bei der erſten Leſung ausgeſprochen hatte, enttäuſcht ſehe, daß es möglich wäre, im Ausſchuß die Anforderungen in einem irgendwie erheblichen Maße zu ermäßigen bäzw. die eine oder andere zurückzuſtellen. Ich habe das allerdings mit mehreren meiner Freunde verſucht, und wir hatten beantragt, verſchiedene Poſitionen, die wir ja auch für gut und nützlich hielten, zurückzuſtellen, um dadurch die Anleihe um mehrere Millionen zu kürzen. Ich will hier auf die Einzelheiten nicht eingehen, da die Zeit zu koſtbar iſt; ich werde auch dieſe Verſuche hier im Plenum nicht wiederholen, weil ich ihre Aus⸗ ſichtsloſigkeit von vornherein anerkenne. Ich will nur ſagen, daß ſich dieſe Zurückſtellungsverſuche insbeſon⸗ dere auf Krankenhaus⸗ und Schulbauten bezogen, alſo auf Bauten, die ſich ja mit der Zeit als unbedingt nötig erweiſen werden, von denen wir aber glaubten, daß ſie zurzeit noch auf einige Jahre hätten aufgeſchoben wer⸗ den können, da nicht anzunehmen iſt, daß die Be⸗ völkerung in den nächſten Jahren in dem früheren großen Umfange wachſen wird. Wenn die Majorität darauf nicht eingegangen iſt, ſo liegt das nicht nur an einer Differenz der Anſchauungen über den Umfang des Aufgabenkreiſes, den ſich die ſtädtiſche Verwaltung in bezug auf die Förderung und Bewältigung der ſozialen Fürſorge ſetzen ſoll, ſondern dieſe Differenz iſt auch in der verſchiedenen Anſchauung über die Zweckmäßigkeit und die Art der Durchführung der⸗ jenigen Unternehmungen begründet, die auch wir für notwendig halten. Meine Herren, ich und ein Teil meiner näheren Freunde ſind der Anſicht, daß die ältere Generation, wie ſie hier vorhanden iſt, wie deren Eltern an Ge⸗ ſundheit und an Wiſſen der jüngeren Generation nicht nachſteht. Trotzdem ſind die Schulbauten und die Krankenhäuſer zur Zeit unſerer Eltern und in unſerer Jugend nicht in dieſer luxuriöſen, koſtbaren und allen Anforderungen der Neuzeit entſprechenden Weiſe aus⸗ geführt worden. Wir glauben deshalb, daß wir noch ruhig einige Jahre hätten warten können, ehe an dieſe koſtſpieligen Neuerungen herangetreten worden wäre. Einen zweiten Grund, der in ideeller Beziehung dafür ſpräche, daß man bei der Ausſtattung der inneren Einrichtung ſolcher Bauten und ihrer Bewirtſchaftung möglichſt ſparſam ſein ſoll, glauben wir darin zu er⸗ blicken, daß die ärmere Bevölkeruna durch Unterbrin⸗ gung in den neuerbauten, luxuriös ausgeſtatteten Krankenhäuſern und durch Verabreichung einer Ver⸗ pflegung daſelbſt, wie ſie ſich ſelbſt der Mittelſtand im eigenen Heim nicht zu verſchaffen vermag, (Zuruf)