Sitzung vom 29. Oktober 1913 der darauf hinwirkte, daß ſich die evangeliſche Kirche in der Berechnungsart der katholiſchen Kirche anſchloß und von da an das Oſterfeſt in der römiſch⸗katholiſchen mit dem der evangeliſchen Kirche zuſammenfiel. Die Difſerenz in bezug auf die griechiſch⸗katholiſche Kirche blieb natürlich beſtehen. Meine Herren, dieſe Beſtrebungen auf Feſt⸗ legung des Oſtertages ſind nun in neuerer Zeit wieder lebhaft aufgenommen worden. Sie ſind in allererſter Linie, was ſehr beachtenswert iſt, von dem A ſtro⸗ nomen der päpſtlichen Stern warte, P. Denza, etwa im Jahre 1893 wieder aufge⸗ nommen worden. Da iſt es von außerordentlicher Wichtigkeit, weil natürlich die Stellung des Papſtes außer der der evangeliſchen Kirche für dieſe Frage maßgebend iſt, daß feſtgeſtellt wurde, daß die katholiſche Kirche durchaus nicht et wa aus kirchlichen Gründen gegen eine Feſtlegung des Oſterfeſtes wäre. Bereits zur Zeit der Gregorianiſchen Kalenderreform habe dieſer Gedanke be ſt an de n. Es ſei damals bereits an⸗ erkannt worden, daß keine Gewiſſens⸗ bedenken und keine Schwierigkeiten fundamentaler Art der Abänderung des Oſterfeſtes durch den Papſt ent⸗ gegenſtänden. Ferner hat in neuerer Zeit beſonders Herr Ge⸗ heimrat Förſter, der frühere Direktor der Ber⸗ liner Sternwarte, unſer Mitbürger, ſich dieſer Frage lebhaft angenommen und bei dieſer Gelegenheit auch in einem ſeiner Artikel einen Brief des Profeſſor Ceſare Tondini von der Akademie zu Bologna veröffentlicht. Danach hat ſich auch Pap ſt Leo XIII. dieſer Abänderung durchaus nicht ab⸗ lehnend gegenübergeſtellt, ſondern den Wunſch aus⸗ geſprochen, ja ſogar den Befehl erteilt, da ß ſich der Direktor der vatikaniſchen Sternwarte, Padre Denza, mit dieſer Frage beſchäftigen ſoll e. Die Angelegen⸗ heit iſt dann auch von dieſem Gelehrten weiter ver⸗ folgt worden. Leider kam der Tod Papſt Leos XIII. dazwiſchen, ſonſt hätte die Sache wahrſcheinlich einen ſchnelleren Fortgang genommen. Nunmehr haben ſich die Handelskammern und Handelsvertretungen vor einigen Jahren auf dem 3. und beſonders auf dem 4. Internationalen Kon⸗ greß der Handelskammern, Handels⸗ und Induſtrie⸗ verbände, der vom 21. bis 23. Juni 1910 in London tagte, eingehend mit dieſer Frage beſchäftigt. Dort iſt die Frage der Kalenderreform und der Feſtlegung des Oſterfeſtes behandelt, aber beides leider mitein⸗ ander verquickt worden. Die Frage der Kalenderreform iſt vielleicht einigen Herren bekannt; ich will ſie nur kurz andeuten. Sie geht darauf hinaus, die Vierteljahre möglichſt gleich zu machen, z. B. dadurch, daß man den 1. Ja⸗ nuar als Neujahrstag aus dem Jahre herausnimmt. Dann behält man 364 Tage übrig, die man in vier Vierteljahre von je 91 Tagen zerlegen kann. Nun ſind da für die weitere Zerlegung in Monate und Wochen die mannigfachſten Vorſchläge gemacht wor⸗ den, unter anderem ein ſehr beachtenswerter Vor⸗ ſchlag, der gleichzeitig dahin führt, daß in jedem Monat jedes Datum auf denſelben Wochentag fällt. Das iſt durch den Vorſchlag von Prof. Groſchaude aus Genf erreicht worden, zwei Monate zu 28 Tagen und einen Monat zu 35 Tagen feſtzuſetzen, die über 379 jedes der vier Vierteljahre verteilt werden. Dem⸗ gegenüber ſind aber zahlreiche andere Vorſchläge in bezug auf die Kalenderreform gemacht worden, und es wird gar nicht möglich ſein, ſich über dieſe Frage ſehr bald zu einigen. Dieſe ganze Angelegenheit iſt aber nunmehr, ſoviel mir von autoritativer Seite mitgeteilt wurde, von dem internationalen Verbande der Akademien der Wiſſenſchaften in die Hand ge⸗ nommen worden. Dieſe Verquickung hat ſich für die Löſung des Oſtertagproblems durchaus hinderlich erwieſen, wie das der Generalſekretär des Deutſchen Handelstages, Herr Dr Soetbeer, be⸗ reits auf dem Handelstage in London ausgeſprochen hat. Er hat geſagt: Ich perſönlich bin der Meinung, daß man den Vorſchlägen des Herrn de Clercq wohl zu⸗ ſtimmen kann; — das bezieht ſich auf die eben berührte Frage der Kalenderreform — 4 ich bin aber verpflichtet zu ſagen, daß bei den Handelskammern in Deutſchland die Meinun⸗ gen auseinandergehen darüber, ob überhaupt ein großes, wichtiges Intereſſe für Handel und Induſtrie an der Kalenderreform im allge⸗ meinen vorhanden iſt. Es iſt geſagt worden, die Fragen hängen ſehr eng zuſammen, und man ſolle ſie deshalb nicht trennen, weil man, wenn man die Kalenderreform im allgemeinen durch⸗ ſetzte, damit zugleich die Wünſche für das Oſter⸗ feſt durchſetzte. Das iſt möglich, ich halte es aber für ebenſo möglich, ja für wahrſcheinlicher, daß, wenn man die beiden Fragen miteinander verbindet, man Gefahr läuft, daß man das eine nicht erreicht und auch nicht das andere. Die Gefahr halte ich für ſehr groß und würde des⸗ halb der Oſterfrage den Vorzug geben. (Sehr richtig!) Meine Herren, die Entwicklung dieſer Frage hat auch Herrn Generalſekretär Dr. Soetbeer Recht gegeben. Nun iſt mir bekannt, daß die Frage der Feſtlegung des Oſterfeſtes nach dieſen Verhandlungen auch in aller⸗ neueſter Zeit nicht zur Ruhe gekommen iſt. Es finden dauernd Verhandlungen ſowohl mit den kirchlichen Inſtanzen wie mit den Regierungen ſtatt, um zu einer Einigung zu kommen, und es iſt zu hoffen, daß ſie auch erreicht wird. Selbſtverſtändlich müſſen aber ſolche Beſtrebungen von außen her von Zeit zu Zeit einen Antrieb erhalten. Wie man das Oſterfeſt feſtlegen ſoll, darüber iſt, glaube ich, auf allen Seiten, die überhaupt weſentlich in Betracht kommen, eine Einigkeit bereits erzielt. Der Hauptvorſchlag, der in London allein erörtert iſt und der auch ſchon viel früher gemacht wurde, geht dahin, den erſten Sonntag nach dem 4. April zu nehmen, d. h. die Schwankung des Oſter⸗ feſtes auf 6 Tage einzuſchränken. Das Oſterfeſt kann nach dieſer Regel nur noch zwiſchen den 5. und den 11. April fallen. Das würde, wie Sie einſehen werden, gegenüber dem jetzigen Schwanken einen ganz außerordentlichen Ge⸗ winn bedeuten, einen außerordentlichen Gewinn auch deswegen, weil dadurch alle die Schwierigkeiten, die mit dem Monatserſten zuſammenhängen, beſeitigt werden. Oſtern iſt, wie Sie wiſſen, in dieſem Jahre auf den 23. März gefallen; es würde nach unſerm Ka⸗ lender im Jahre 1914 auf den 12. April, im Jahre 1915 auf den 4. April, im Jahre 1916 auf den 25. April und im Jahre 1917 auf den 8. April fallen.