384 Da Herr Kollege Mann, der Antragſteller zu Punkt 12, auch noch nicht anweſend iſt, gehen wir zunächſt zu Punkt 13 über: Anfrage der Stadtv. Dr. Feilchenfeld und Gen. betr. Verkehrsverhältniſſe für Alt⸗Weſtend. Druck⸗ ſache 293. Die Anfrage lautet: Iſt der Magiſtrat bereit und imſtande, dafür zu ſorgen, daß die Verkehrsverhältniſſe für Alt⸗Weſtend dadurch gebeſſert werden, daß die Linie N oder die Linien 80 und 81 der Straßenbahn bis zur Kirſchenallee oder bis zum Spandauer Bock verlänaert werden? Frageſteller Stadtv. Dr. Feilchenfeld: Meine Herren! Weſtend iſt nach ſeiner außerordentlich günſtigen Lage als höchſter Punkt von Groß⸗Berlin, ferner durch die Nähe des Grunewaldes, auf der anderen Seite durch den ſchönen Blick auf die Jung⸗ fernheide und das Spreetal, ſeine alten Gärten und ſchönen Alleen ein ſo bevorzugter Stadtteil, daß es ganz erſtaunlich iſt, daß es ſich nicht ſo entwickelt hat, wie urſprünglich angenommen wurde. Die Be⸗ gründung dafür liegt zum großen Teil in den außer⸗ ordentlich mangelhaften Verkehrsverhältniſſen, die ſich ſeit 25 Jahren — ſolange kenne ich Weſtend — kaum weſentlich geändert haben. Abgeſehen von der Elektriſterung der Straßenbahn iſt der Verkehr jetzt noch faſt ſo wie vor 25 Jahren. Ich weiß wohl, daß ſich die Stadtbehörden mit dieſer Irage ſchon be⸗ ſchäftigt haben und daß es bei dem leider beſtehenden Monopol der Straßenbahn nicht ſo leicht iſt, eine Beſſerung hervorzurufen. Dennoch glaube ich, daß das Bedürfnis ſo weſentlich iſt, daß dort etwas ge⸗ ſchehen muß, und meiner Anſicht nach kann auch etwas geſchehen. Die Verlängerung der Linien P und R nach Neukölln hat eine Verſchlechterung der Verhältniſſe, nicht eine Verbeſſerung für Weſtend gebracht. Die Züge verkehren noch unregelmäßiger, noch unpünkt⸗ licher als ſonſt, die Wagen ſind überfüllt, und gerade in den Zeiten des Hauptverkehrs bietet ſich kaum eine Möglichkeit, nach Weſtend zu kommen. Die Straßen⸗ bahnwagen ſind noch zum Teil die alten kleinen Wagen und verkehren faſt immer in dieſen Haupt⸗ zeiten ohne Anhänger. Dadurch, daß Neu⸗Weſtend jetzt durch die Hochbahn und durch die ſchon be⸗ ſchloſſene Verlängerung der Linien durch die Bis⸗ marckſtraße, die Reichsſtraße, den Kaiſerdamm bevor⸗ „ugt iſt, wird Alt⸗Weſtend noch mehr als früher be⸗ nachteiligt. Es iſt aber auch fonſt im Intereſſe der Stadt außerordentlich wichtig, die Verkehrsverhältniſſe nach Weſtend zu verbeſſern, da das aroße Terrain von den Berliner Waſſerwerken bis nach Schloß Ruhwald vollkommen frei liegt und für eine Bebauung und Aufſchließung ſehr günſtige Bedingungen darbietet. Aus dieſen Gründen halte ich es für durchaus wünſchenswert, daß darin etwas geſchieht. Ganz fehlt für Weſtend die Verbindung nach dem Amts⸗ cericht und nach der Bismarckſtraße, zum Opern⸗ hauſe uſw. Sollte der Magiſtrat einen Beamten nach Weſtend herüberſchicken, der die Bedürfnisfrage zu prüfen hätte, ſo wird dieſer beim Eingange in Sitzung vom 12. November 1913 Weſtend auch vielleicht eine Anſtalt finden, für die wirklich ein Bedürfnis nicht mehr vorliegt, da ſchräg gegenüber in einer Entfernung von einer Minute die hinteren Räume der ſehr ſchönen Blumenhalle außer⸗ ordentlich geeignet ſind, jedem vorkommenden Be⸗ dürfnis vollkommen zu genügen. Ich glaube, der betreffende Herr wird gut daran tun, die Verlegung dieſer kleinen Anſtalt nach oben an den Endpunkt der Straßenbahn zu beantragen, weil dadurch hygieniſch und äſthetiſch ſowohl für die Straßenbahner als auch für das Publikum am Spandauer Bock beſſer geſorgt ſein dürfte. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren! Die Weſtender Verhältniſſe ſind in der Tat immer noch in einem bedauerlichen Zuſtande. Es muß entſchieden nach der Richtung hin endlich einmal Abhilfe ge⸗ ſchehen. Die Bewohner der Berliner Straße, durch die ſeinerzeit die er ſt e Pferdebahn von Groß⸗Berlin ging, ſind nicht in der Lage, zu gewiſſen Zeiten nach Weſtend hinaufzukommen. 3. B. des Mittwochs wo Krankenhausbeſuchstag iſt, bleiben trotz der Ein⸗ ſatzwagen, die von der Großen Berliner Straßenbahn geſtellt werden, Dutzende von Leuten in der Berliner Straße zurück. (Sehr richtig!) Auch diejenigen, die täglich dort in Alt⸗Char⸗ lottenburg beſchäftigt ſind, können an dieſem Tage, desgleichen an Renntagen, ſowie an Sonntagen nicht ordnungsmäßig dorthin kommen. (Sehr richtig!) Sind mehrere Begräbniſſe auf den verſchiedenen Kirchhöfen angeſetzt, was ja unter Umſtänden an jedem Tage eintreten kann, ſo liegt dieſelbe Kalamität nor. Auch in der Zeit nach Schulſchluß, zwiſchen 1 und 2 Uhr, iſt es den Geſchäftsleuten in der Hardenbergſtraße, in der Berliner Straße und in anderen Teilen der Stadt oft nicht möglich, oben nach Weſtend heraufzukommen. Bei Verhandlungen, die ich früher mit der Direktion der Großen Berliner Straßenbahn geführt habe, wurde mir geſagt: unter keinen Umſtänden laſſen wir uns darauf ein, die N⸗Bahn zu verlängern, wir wollen aber Einſatzwagen ſtellen. Meine Herren, Einſatzwagen ſind immer geſtellt wonden, ſie ſind nach dieſer Unterredung, die ich damals hatte, in ſtärkerer Weiſe geſtellt worden; dem Bedürfniſſe genügen ſie jedoch nicht. Gegen die Verlängerung der N⸗Linie wird immer geltend gemacht: wir würden die Linie wohl verlängern, aber dann wollen wir 15 Pf. nehmen, dabei hat jedoch Berlin mitzureden, und Berlin bewilligt die 15 Pf. nicht. Erſtens iſt es eine lächerliche Kleinlichkeit von der Großen Ber⸗ liner, auf dieſer Strecke, die bedeutend kürzer iſt als viele andere Groß⸗Berliner Strecken, mit einemmal 15 Pf. wegen der kleinen Verlängerung nehmen zu wollen, und zweitens müßte es doch unbedingt mög⸗ lich ſein, mit der Großen Berliner und mit Berlin hier zu einem Einvernehmen zu gelangen. Es iſt vollkommener Bureaukratismus, daß man da im Laufe von Jahren nicht zu einer Einigung kommt. Meine Herren, ich hatte gehofft, daß es bei Gelegenheit der Verhandlungen, die jetzt in Spandau geführt werden, zu einer Verlängerung der N⸗Bahn⸗