398 falſche Mitteilungen mit aller Schleunigkeit demen⸗ tiert werden. (Bravo!) Stadtrat Seydel: Ueber die Aufgaben des Preſſedienſtes äußert ſich ja bekanntlich das von dem Herrn Vorredner bereits erwähnte Organiſations⸗ ſtatut. Hier wird als weſentliche Richtlinie feſtge⸗ ſtellt, daß ſolche Nachrichten aus der Verwaltung in die Preſſe zu gelangen haben, an deren Veröffent⸗ lichung die Allgemeinheit oder die Verwaltung inter⸗ eſſiert iſt. Das darf wohl auch als die unſtrittige Grundlage dafür gelten, wie der Preſſedienſt zu ge⸗ ſtalten iſt. Was nun als wichtig im Sinne dieſes Grundſatzes anzuſehen iſt, das iſt im einzelnen Falle der Entſcheidung der betre fenden Dezernenten, der Deputationsvorſitzenden oder der Ausſchußvorſitzen⸗ den und unter Umſtänden des Oberbürgermeiſters überlaſſen. Es iſt natürlich unmöglich, daß der Leiter des Vreſſedienſtes in allen Dezernaten die wichtigen Verhandlungen und Gegenſtände kennt. Er muß ſich da auf die Informationen verlaſſen, die ihm die Dezernenten, Deputations⸗ und Ausſchußvor⸗ ſitzenden geben. Er wird ſich, ſoweit es in ſeinen Kräften ſteht, ſelbſt zu unterrichten ſuchen, aber auch das hat ſeine Grenzen. Insbeſondere iſt dasjenige, was Herr Stadtv. Meyer hinſichtlich der Magiſtratsbeſchlüſſe beantragt hat, in dem Statut bereits angeordnet. Es iſt darin beſtimmt, daß die Magiſtratsdezernenten diejenigen Beſchlüſſe, die ſie für wichtig halten, dem Leiter des Preſſedienſtes zugänglich machen, der dann für die Veröf entlichung Sorge trägt. Bei den Stadtver⸗ ordnerenverſammlungen iſt es etwas anders. Ueber die öffentlichen Sitzungen referiert bekanntlich die Preſſe ſelbſt, ſie iſt hier vertreten, und ich glaube nicht, daß es nötig iſt, wie der Herr Antragſteller angeregt hat, hier noch irgend etwas zu tun. Was die Stadtv. Vorlagen betrifft, ſo bekommt die Preſſe dieſe ſehr zeitig, in beſonderen Fällen ſchon vor der Zuſendung an die Stadtverordneten, zuge⸗ ſchickt. Hin und wieder haben Stadtverordnete es ſogar moniert, daß wir der Preſſe die Vorlagen z u früh zugeſchickt hätten. Man war der Anſicht, daß das nicht eher geſchehen ſollte, als die Stadtverord⸗ neten darüber unterrichtet ſeien. Darüber kann man verſchiedener Meinung ſein. Kein Vorwurf kann den Preſſedienſt in bezug auf Berichte über Sitzungen von Stadtverordneten ausſchüſſen treffen, über die hier auch geſprochen wurde; denn hier ſind allein die Vorſitzenden der Ausſchüſſe die⸗ jenigen, die für eventuelle Veröffentlichungen durch m des Preſſedienſtes Sorge zu tragen haben. Nun noch ein Wort darüber, welche ſtädti⸗ ſchen Angelegenheiten als ſo wichtig angeſehen wer⸗ den müſſen, daß ſie zur Veröffentlichung geeignet erſcheinen. Dieſe Frage wird in vielen Fällen ſtreitig ſein. Jedenfalls iſt aber feſtzuſtellen, daß die Groß⸗ Berliner Preſſe ſolche Nachrichten, die für die All⸗ gemeinheit von geringerem Intereſſe ſind und ledig⸗ lich lokale Bedeutung haben, nicht gern nimmt, unter Umſtänden ganz unterdrückt; mit Recht! Denn die Allgemeinheit hat nur an Nachrichten Intereſſe, die auch von mehr als lokaler Bedeutung ſind. Ich möchte mich hier auf das Urteil des Ehefredakteurs einer unſerer großen Zeitungen berufen, der es als einen großen Vorzug unſeres Preſſedienſtes aner⸗ Sitzung vom 12. November 1913 kannt hat, daß wir nicht untergeordnete, ſondern in der Tat nur weſentliche Sachen an die Preſſe bringen, und er hat die Annehmlichkeiten dieſes Verfahrens für die großen Berliner Zeitungen rühmend hervor⸗ gehoben. Alſo auch hier muß man, glaube ich, etwas gerecht ſein. Man wird da häufig die Erfahrung machen, daß einem eine Sache zwar auf den erſten Anblick wichtig erſcheint, aber bei näherer Betrach⸗ tung doch nicht bedeutend genug erſcheint, um wei⸗ teren Kreiſen der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden. Die Vergleiche mit Berlin, meine Herren, ſcheinen mir nicht recht zu paſſen. Es iſt ganz er⸗ klärlich, daß die Berliner Preſſe an den Berliner Nachrichten, an den Nachrichten aus der Reichshaupt⸗ ſtadt in vieler Hinſicht ein größeres Intereſſe hat, als an den Nachrichten aus den Vororten; es ergibt ſich ſchließlich ganz von ſelbſt, daß hier die Reichs⸗ hauptſtadt ein gewiſſes Prä hat. Wir haben ferner — ich glaube bisher mit Recht — den Grundſatz feſtgehalten, daß wir nur reife Sachen herausgeben; bei Sachen, die noch in der Ent⸗ wicklung ſind, iſt es nicht ſelten bedenklich, ſie in die Oeffentlichkeit zu bringen. Das gilt vor allem von Deputationsbeſchlüſſen. Auch hier natürlich gibt es Ausnahmen. Ueber den Antrag, geeignete Sachen aus den ge⸗ heimen Sitzungen der Stadtverordnetenverſammlung, die bisher nicht oder wenigſtens nur in geringem Umfange veröffentlicht worden ſind, der Preſſe zu⸗ gänglich zu machen, wird ſich reden laſſen. Uebrigens iſt gerade in letzter Zeit bereits in verſchiedenen Fällen das, was Herr Stadtv. Meyer anregt, ge⸗ ſchehen; es ſind bereits wichtige Beſchlüſſe aus der geheimen Sitzung alsbald der Preſſe zugegangen. Das kann natürlich noch weiter ausgebaut werden. Manche Ungelegenheiten entſtehen uns aus In⸗ formationserteilungen von unberufener Seite. Die Preſſe ſoll alle Informationen, die ſie über die ſtädtiſche Verwaltung erhält, nach Anordnung des Oberbürgermeiſters durch den Preſſedienſt er⸗ halten. Leider unterrichtet ſie ſich nicht immer an dieſer Stelle, obgleich ſie dazu in der Lage wäre, ſondern an anderen Stellen, bekommt dann von dieſen falſche oder unvollſtändige Mitteilungen, die zu widerrufen ſich oft nicht lohnt, und ſo kommt es. daß Sie nicht ſelten unrichtige oder ſchiefe Nachrichten aus Charlottenburg in der Preſſe finden. Noch ein Wort zur Frage der Berichtigung und der formloſen Richtigſtellung. Nur im Notfall wird man „berichtigen“; aber ſelbſt formloſe Richtig⸗ ſtellungen ſind nicht immer unbedenklich. Sie füh⸗ ren oft zu nutzloſen Debatten und bringen Schärfen hervor, die der Sache mehr ſchaden, als wenn man ſie mit Stillſchweigen übergeht. In vielen Fällen iſt darum Schweigen beſſer als Richtigſtellen. Es iſt noch hervorzuheben, daß wir Informa⸗ tionen an die Preſſe nicht nur im Wege der Mittei⸗ lung geben, ſondern daß wir der Preſſe auch Ge⸗ legenheit geben, unſere Einrichtungen perſönlich kennen zu lernen, indem wir ihr ſowohl bereits im Betrieb befindliche Einrichtungen als auch eben fertiggeſtellte wichtige Bauwerke, bevor ſie in Ge⸗ brauch genommen werden, zeigen. So iſt vor einem Jahre der Preſſe das neue Opernhaus, und kürzlich die Sparkaſſe und das Krankenhaus für Geburtshilfe vor der Eröffnung durch eine Vorbeſichtigung zu⸗ gänglich gemacht worden.