Sitzung vom 12. Alles das ſcheint mir zu beweiſen, daß wir im Grunde auf dem richtigen Wege ſind; es iſt aber nicht abzuleugnen, daß in dem einen oder anderen Punkte noch Verbeſſerungen möglich ſind; wir ſind ſtets darum beſorgt, ſolche auch einzuführen und werden darum auch den Anregungen, die heute hier gegeben worden ſind, gern nachkommen, ſoweit ſie ſich in die Praxis umſetzen laſſen. Uebrigens ſtim⸗ men die Einrichtungen, die wir getroffen haben, im weſentlichen mit dem überein, was andere Städte in dieſer Beziehung geſchaffen haben. Auch da hat man ſchließlich keine anderen Wege gefunden als die, die wir hier beſchritten haben. Im übrigen ſcheint mir eine der weſentlich⸗ ſten Aufgaben des Preſſedienſtes, nämlich die, mit der Preſſe ein Verhältnis herzuſtellen, das ihrer Be⸗ deutung entſpricht, durch unſeren Preſſedienſt gelöſt zu ſein. (Sehr richtig!) Stadtv. Jolenberg: Meine Herren! Nachdem der Herr Magiſtratsvertreter auf das Organiſations⸗ ſtatut des ſtädtiſchen Preſſedienſtes Bezug genommen hat, möchte ich behaupten, daß gerade die Beſtim⸗ mungen dieſes Statuts daran ſchuld ſind, daß der Preſſedienſt häufig verſagt hat; ich habe das be⸗ treffende Schriftſtück bei mir. Hier heißt es z. B. unter III: Die Stadtverordneten werden gebeten, Mit⸗ teilungen an die Preſſe nur durch den Stadt⸗ verordnetenvorſteher gelangen zu laſſen, der ſich der Vermittlung des ſtädtiſchen Preſſedienſtes bedienen wird. Meine Herren, iſt es denkbar, daß dieſe Beſtimmung erfüllt wird, iſt es denkbar, daß ſich die Stadtverord⸗ neten einer ſolchen Kontrolle unterziehen werden! — Weiter heißt es hier unter IV: Der Leiter des Preſſedienſtes hat die Be⸗ fugnis, allen Sitzungen mit Zuſtimmung des Vorſitzenden beizuwohnen. Ich habe manchen Ausſchußverhandlungen beige⸗ wohnt, aber noch niemals den Leiter des Preſſedienſtes oder ſeinen Vertreter in einem Ausſchuß geſehen. Alſo auch dieſe Beſtimmung des Organiſationsſtatuts iſt nicht erfüllt worden. Dann möchte ich Ihnen noch V vorleſen: Stadtverordnetenvorlagen: Der Preſſedienſt macht aus den Stadtver⸗ ordnetenvorlagen, ſoweit ſie von beſonderem Intereſſe ſind, Auszüge für die Preſſe. Die Auszüge werden der Preſſe im allgemeinen ſo zugeſandt, daß ihre Veröffentlichung erſt dann erfolgen muß, wenn die Vorlagen ſelbſt in den Händen der Stadtverordneten ſind. In Aus⸗ nahmefällen erhalten die Stadtverordneten gleichzeitig die Preſſenachricht. Ich habe in der Preſſe ſehr häufig Auszüge aus Magiſtratsvorlagen und aus Magiſtratsbeſchlüſſen geft en, bevor ich davon Kenntnis gehabt habe. (Sehr richtigl) Der Herr Magiſtratsvertreter hat das wohl ver⸗ wechſelt: es iſt nicht davon die Rede geweſen, daß die Vorlagen bekannt gemacht worden ſind, bevor ſie den Stadtverordneten zugeſchickt wurden denn das ſcheint mir Sache des Herrn Stadtverordneten⸗ vorſtehers zu ſein —, ſondern davon, daß die All⸗ gemeinheit A us zü 3 e aus den Vorlagen ſehr viel eher erfahren hat als die Stadtverordneten, und das widerſpricht der Nr. v des Statuts. November 1913 399 Aus dieſen kleinen Beiſpielen, die ich Ihnen eben vorgeführt habe, erſehen Sie, daß die Beſtimmungen des Statuts teilweiſe nicht erfüllt werden konnten und teilweiſe nicht beachtet worden ſind. Deswegen möchte ich bitten, wenn nun neue Beſtimmungen feſt⸗ geſtellt werden, darauf Bedacht zu nehmen, daß Grundſätze aufgeſtellt werden, die erfüllbar ſind und ſpäter auch erfüllt werden. Stadtv. Münch: Meine Herren! Im Anfang ſeiner Rede hat Herr Kollege Mann die Aeußerung getan, die Preſſe wäre daran ſchuld, daß die Beteili⸗ gung bei den Stadtverordnetenwahlen ſo gering ge⸗ weſen ſei. (Widerſpruch des Stadtv. Mann.) Eine deplaciertere Aeußerung konnte nicht fallen. Weiß denn Herr Kollege Mann nicht, daß die Wähler durch eine Karte des Magiſtrats, durch Flugblätter, durch ſo und ſo viele Schlepperzettel und nochmals Schlepperzettel und abermals Schlepperzettel zur Wahl aufgefordert werden und doch nicht kommen! Wenn Sie das geſagt hätten, hätten Sie wenigſtens ein bißchen für die ſpäteren Stadtverordnetenwahlen agitiert; aber zu ſagen, die Preſſe ſei ſchuld, die doch auf die Stadtverordnetenwahlen mit den größten Lettern in den Zeitungen hinweiſt, das finde ich eigentümlich. Früher wurde der Preſſedienſt ſo gehandhabt, Daß die Redakteure im Vorzimmer des Magiſtrats erſchienen und nach der Magiſtratsſitzung wurden ſie von den Dezernenten empfangen. Jeder Dezernent, der etwas Wichtiges zu ſagen hatte, teilte ihnen das Notwendige mit, und damit war jeder zufrieden. Das möchte ich wieder einzuführen bitten, denn es war eine ſehr gute Einrichtung. Die Magiſtratsvorlagen für die geheimen Sitzun⸗ gen ſind in dem Moment für die Oeffentlichkeit frei, wo hier die Beſchlüſſe gefaßt worden ſind. Denn daß der Magiſtratsſekretär ſo und ſo angeſtellt worden iſt, iſt eine Tatſache, die man natürlich am anderen Tage ſofort erfahren kann, da der Betreffende ja an⸗ geſtellt wird, er iſt im Bureau und jetzt Beamter. Das kann man, ohne daß der Preſſedienſt in Tätig⸗ keit tritt, der Oeffentlichkeit bekannt geben. In bezug auf die geheimen Sitzungen kann die Preſſe inſofern ſchädlich wirken, als die Beratungen über Grundſtücksangelegenheiten in die Oeffentlichkeit kommen. In dieſer Beziehung iſt das Verlangen un⸗ berechtigt; denn es iſt doch ſehr gefährlich, ſolche Be⸗ ratungen der Oeffentlichkeit preiszugeben, da hier⸗ durch die Grundſtücksankäufer und verkäufer von den Intereſſenten ſehr ausgenutzt werden können, wenn ſie erfahren, was hier der eine oder andere in bezug auf Preis, Lage uſw. eines Grundſtücks geäußert hat. Ich glaube, der Preſſedienſt wird, wenn die Aus⸗ führungen des Herrn Kollegen Meyer berückſichtigt werden, in genügender Weiſe ausgeſtattet werden. Stadtv. Dr Stadthagen: Ich glaube, dem Wunſche des Herrn Kollegen Mann und den Wün⸗ ſchen der übrigen Kollegen wird in der Weiſe, wie das der Herr Magiſtratsvertreter ausgeführt hat, nicht Rechnung getragen. Wir haben ſchon eben aus dem Munde des Herrn Jolenberg gehört, daß nach dem Organiſationsſtatut nicht verfahren werden kann. Aber auch wenn das möglich wäre, ſo iſt das nicht der Kardinalpunkt. Es iſt nicht notwendig, daß die Einrichtung bureaukratiſch gehandhabt wird, daß der Leiter ſagt: ich muß warten, bis mir eine Nach⸗