400 richt übermittelt wird, und anderſeits die Dezernen⸗ ten ſich in jedem Moment überlegen müſſen: ſollen wir etwas an den Preſſedienſt geben? Nein, es muß eine Einrichtung geſchaffen werden, die von ſich aus das Intereſſe hat, etwas in die Preſſe zu bringen, und das iſt auch das, was Herr Kollege Mann ge⸗ wollt hat: die ſelbſtändigere Stellung des Preſſedienſtes. Nun wurde von dem Herrn Magiſtratsvertreter geſagt, die großen Zeitungen hätten an lokalen Nach⸗ richten kein Intereſſe. Ich habe einen anderen Ein⸗ druck bekommen. Ueber Wilmersdorf finden Sie immer Nachrichten von allgemeiner Bedeutung, aus unſerer größeren Kommune bemerken Sie relativ be⸗ deutend weniger, und ſelbſt allgemein wichtige Nach⸗ richten werden in der Preſſe totgeſchwiegen, aber nur deshalb, weil ſie nicht genügend darauf aufmerkſam gemacht wird. Ich möchte alſo doch bitten, daß zu den Antrügen in dem Sinne, wie ſie gemeint ſind, ſpäter Stellung genommen wird, und daß der Magiſtrat ſich nochmals überlegt, wie er unſer Nachrichtenweſen zweckmäßiger organiſieren kann. Den Anträgen der Kollegen Meyer und Genoſſen können wir, glaube ich, ohne weiteres zuſtimmen. Stadtv. Mann: Ich wollte Herrn Kollegen Münch nur erwidern, daß er mich vollkommen falſch verſtanden hat. Ich habe nicht davon geſprochen, daß unſere Preſſe ſchuld habe, ſondern ich habe geſagt: unſer Preſſedienſt hat ſchuld. Ferner möchte ich er⸗ wähnen, daß Herr Kollege Stadthagen dem Herrn Magiſtratsvertreter vollkommen in meinem Sinne geantwortet hat. Das, was Sie, Herr Stadtrat Seydel, ausgeführt haben, genügt mir nicht. Ich ver⸗ lange und fordere, daß nicht über diejenigen Sachen allein an die Zeitungen berichtet wird, die bereits, wie Sie ſich auszudrücken beliebten, reif ſind, ſon⸗ dern auch über ſolche, die im Gange ſind und die, wenn ſie nicht vertraulicher Art ſind, jederzeit der Oeffentlichkeit übergeben werden können. Ich ſtehe auf dem Standpunkt und eine lange Erfahrung mit der Preſſe unterſtützt mich darin —: je mehr Sie in der Lage ſind, unſere Mitbürger über alle Vorgänge innerhalb der Gemeindeverwaltung zu unterrichten, deſto größere Verdienſte erwerben Sie ſich um unſere Steuerzahler. Ich möchte gern, daß wir dem Beiſpiele von Berlin nach der Richtung hin folgen, daß alle Vorfälle, die ſich in den Deputationen uſw. ereignen, ob ſie reif ſind oder nicht, jedenfalls aber ſolche, von denen man annehmen kann, daß ſie unſere Mitbürger intereſſieren, in den Tageszeitungen veröffentlicht werden. Wenn wir irgend etwas über Charlottenburg leſen wollen — und das auch nur in ſpärlicher Weiſe —, ſind wir darauf angewieſen, es in der „Neuen Zeit“ zu ſuchen, während wir in den Tageszeitungen ſehr wenig über Charlottenburg finden. Wir können uns in dieſer Beziehung nicht nur ein Beiſpiel an Berlin, ſondern auch — und darin folge ich meinem Kollegen Stadthagen — an Wil⸗ mersdorf und anderen Vorſtädten nehmen. Stadtv. Dr Borchardt: Ich kann mich im weſentlichen den Anregungen, die hier gegeben wor⸗ den ſind, anſchließen. Es würde in der Tat durchaus zweckmäßig ſein, wenn es in irgendeiner Weiſe er⸗ reicht würde, daß die Zeitungen über Charlotten⸗ burger Angelegenheiten ſchneller und eingehender in⸗ formierten. 0 Ich möchte nur einer hier gegebenen Anregun widerſprechen, nämlich der des Deert Kaecen Munn Sitzung vom 12. November 1913 der es als einen idealen Zuſtand hinſtellte, daß die Vertreter der Preſſe zu den einzelnen Dezernenten gingen und ſich dort erkundigten, ſo daß man auf dieſe Weiſe durch die Preſſe genügend über öffentliche Angelegenheiten unterrichtet würde. Das iſt denn doch ein Zuſtand, wie er vielleicht in irgendeiner kleinen Stadt, in der nur ein einziges Blatt erſcheint, und wo die Redaktion dieſes Blattes in ſo unge⸗ zwungener Weiſe mit den Dezernenten verkehren kann, möglich und denkbar iſt, in einer Großſtadt iſt das doch ein abſolut unmöglicher Zuſtand. Uns liegt aber daran, daß in den großen Berliner Tages⸗ zeitungen — Herr Kollege Mann hat ja die „Neue Zeit“ von Charlottenburg in einen gewiſſen Gegen⸗ ſatz zu den Tageszeitungen geſtellt: das war ja wohl nur ein lapsus linguae, da auch die „Neue Zeit“ ja eine Tageszeitung iſt — auch über Charlottenburger Angelegenheiten berichtet wird. (Sehr richtig!) Denn wir fühlen uns, obwohl die Stimmung für eine Eingemeindung, für ein Aufgehen in Berlin in den Kreiſen der Mehrheit hier nicht vorhanden iſt, trotz⸗ dem doch als Großberliner, als einen Teil des ge⸗ ſamten großen Berlin, und wir wünſchen, daß man ſich aus den großen Berliner Zeitungen auch über Charlottenburger Angelegenheiten genügend infor⸗ mieren kann. Dieſe großen Berliner Zeitungen wür⸗ den es doch wohl nachdrücklichſt ablehnen, Bericht⸗ erſtatter zu den Dezernenten zu ſchicken, um zu ſehen, ob ſie vielleicht da oder dort einmal etwas erfahren können. Dieſe Anregung halte ich nicht für glücklich. Im übrigen kann ich mich aber nur den ſonſt geäußerten Wünſchen anſchließen, daß in der Tat Mittel und Wege gefunden werden mögen, um die Tagespreſſe etwas ſchneller und eingehender über Charlottenburger Angelegenheiten zu informieren. Aus Mangel an ganz beſonderer Sachverſtändigkeit muß ich es mir verſagen, noch beſondere Anregungen zu geben; es iſt das ja ein außerordentlich ſchwieriges Gebiet. Im weſentlichen wird es eben doch darauf ankommen, daß der Mann, der den Preſſedienſt leitet, von ſich aus mit ein journaliſtiſches Intereſſe daran hat, daß Charlottenburger Nachrichten in entſprechen⸗ dem Maße in die Oeffentlichkeit kommen. Welche be⸗ ſonderen organiſatoriſchen Einzelheiten dazu verhelfen können, mag dann der weiteren Erwägung überlaſſen bleiben. Stadtv. Münch: Ich möchte nur bemerken, daß Herr Kollege Mann ſich erlaubt hat, mich verbeſſern oder berichtigen zu wollen: er hat die Sache aber da⸗ durch nur verſchlimmert; denn er hat nunmehr be⸗ hauptet, daß der Preſſedienſt daran ſchuld ſei, daß die Wähler nicht zur Wahl gekommen wären. Antragſteller Stadtv. Mann (Schlußwort): Ich wollte Herrn Kollegen Münch nur nochmals ſagen, daß er mich vollkommen falſch verſtanden hat. Ich habe immer nur von unſerm ſtädtiſchen Preſſedienſt geſprochen und keinen anderen gemeint. (Die Anträge der Stadtv. Mann und Gen. und der Stadtv. Meyer und Gen. werden angenommen.) Vorſteher Dr. Frentzel: Das Protokoll der heu⸗ tigen Sitzung vollziehen die Herren Kollegen Rieſen⸗ berg, Dr Rothholz und Dr Stadthagen. Gegen die ausgelegten Vorſchläge des Wahlaus⸗ ſchuſſes ſind Einwendungen nicht erhoben worden. Ich ſchließe die öffentliche Sitzung. (Schluß der Sitzung 8 Uhr 33 Minuten.)