Sitzung vom 3. Punkt 8: Vorlage betr. Aenderung der ſtraßenmäßigen Eintei⸗ lung der Tauentzien⸗ und Kleiſtſtraße. — Druck⸗ ſache 309. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Dem vorgelegten abgeänderten Entwurf für die ſtraßenmäßige Neueinteilung der Tauentzien⸗ und Kleiſtſtraße zwiſchen dem Auguſte⸗Viktoria⸗ Platz und dem Nollendorfplatz wird zuge⸗ ſtimmt.) Punkt 9: Bericht des Rechnungsprüfungsausſchuſſes über die Prüfung von 32 Rechnungen. Druckſache 310. Berichterſtatter Stadtv. Bollmann: Meine Herren! Der Rechnungsprüfungsausſchuß hat die in dem in Ihren Händen befindlichen Bericht erwähn⸗ ten 32 Rechnungen geprüft und Monita weſentlicher Natur nicht zu ziehen gehabt. Ich beantrage daher, für die unter A auf S. 435 und 436 der Vorlagen verzeichneten Rechnungen dem Magiſtrat Ent⸗ laſtung zu erteilen. Weiter hat es der Rechnungsprüfungsausſchuß für notwendig gehalten, Ihnen unter B eine Reſo⸗ lution vorzuſchlagen. Sie iſt eigentlich nur die Unterſtreichung eines bereits am 18. Januar 1899 gefaßten Gemeindebeſchluſſe s. Die Reſolution lautet: Die Stadtverordnetenverſammlung erſucht den Magiſtrat: 1. mit aller Entſchiedenheit darauf hinzuwirken, daß möglichſt alle Bedarfsgegenſtände der ſtäd⸗ tiſchen Verwaltung bei Charlottenburger Ge⸗ werbetreibenden gekauft werden; zu veranlaſſen, daß bei Ankäufen außerhalb Charlottenburgs, die ſich nicht umgehen laſſen, das abweichende Verfahren auf den betreffen⸗ den Rechnungen beſonders begründet wird. Ich bemerke ausdrücklich, daß dieſe Reſolution vom Rechnungsprüfungsausſchuß einſtimmig und im Einverſtändnis mit dem Herrn Magiſtratsvertreter gefaßt worden iſt. Vorſteher Dr. Frentzel: Zu dieſer Reſolution iſt ein Abänderungsantrag des Herrn Kollegen Münch eingegangen, der vorſchlägt, die Reſolution unter Nr. 1 ſtehen zu laſſen, aber für die Nr. 2 zu ſetzen: 10 in Erwägung zu ziehen, ob es ſich nicht emp⸗ fiehlt, daß bei Ankäufen außerhalb Charlotten⸗ burgs, die ſich nicht umgehen laſſen, das ab⸗ weichende Verfahren auf den betreffenden Rech⸗ nungen beſonders begründet werde. Stadtv. Panſchow: Meine Herren! Alle Jahre, wenn der Rechnungsprüfungsausſchuß tagt, kehrt die gleiche Klage wieder; er hat ſtets zu monieren, daß eine ganze Reihe von Anſchaffungen, die in Char⸗ lottenburg gemacht werden können, außerhalb gemacht worden ſind. Da iſt wohl die Frage berechtigt, aus San, Gründen das geſchieht; ſie liegen auf der Dezember 1913 415 Meine Herren, jeder Techniker, den die Stadt anſtellt, kommt natürlich zu uns mit einer ganzen Menge Beziehungen zu Firmen, die früher für ihn tätig geweſen ſind, und er bemüht ſich, die Erfahrun⸗ gen, die er dabei geſammelt hat, und die Erfolge, die er mit dieſen Firmen gehabt hat, nach ſeiner Meinung im Intereſſe der Stadt Charlottenburg zu verwerten, indem er dieſen Firmen Aufträge zuweiſt. Jeder Aſſiſtenzarzt, der hier in eins der ſtädtiſchen Kranken⸗ häuſer eintritt, kommt mit einer Menge neuer Ideen und mit alten Beziehungen zu uns. Er bemüht ſich ſelbſtverſtändlich, ſie zugunſten der Stadt zu ver⸗ werten. Jeder Lehrer, den wir anſtellen, kommt mit den gleichen Beziehungen hierher. Er hat früher Ein⸗ käufe für ſeine Schule beſorgt und er wird immer den Standpunkt vertreten, das, was er dabei an anderer Stelle gelernt hat, zugunſten der Stadt auszunutzen. Beziehungen zu unſeren Gewerbetreibenden hat er nicht. Hierbei kommen aber die Charlottenburger Bürger ſelbſtwerſtändlich zu kurz; denn das, was draußen gekauft wird, geht ihnen verloren, und wie gedrückt dadurch manchmal die Verhältniſſe in Char⸗ lottenburger Geſchäften ſind, das wiſſen nur die⸗ jenigen, die mit ihnen perſönlich zu tun gehabt haben. Nun iſt uns ja bekannt, daß in einer Anweiſung die Beamten und Angeſtellten darauf hingewieſen ſind, Einkäufe möglichſt in Charlottenburg zu machen. Es wäre eigentlich gar nicht nötig geweſen, daß ſich der Rechnungsprüfungsausſchuß nochmals der Mühe unterzogen hätte, den gleichen Antrag zu ſtellen. Aber der Umſtand, daß jedes Jahr dieſe Verhältniſſe wieder zu Monita Veranlaſſung geben, zeugt doch davon, daß in den Kreiſen der Beamten und Ange⸗ ſtellten die Meinung vertreten iſt, es ſei mit dieſer Verfügung nicht ſo ernſt gemeint; oder daß ſie auf dem Standpunkt ſtehen: ja, du kannſt lange ſchreiben, Magiſtrat und Verwaltungsdezernent, bis mir etwas von dem gefällt, ich mache das doch ſo, wie ich will; ginterher mußt du ja doch bezahlen. Dies wäre ein Beweis dafür, daß der Magiſtrat ſeinen Angeſtellten und Beamten gegenüber, wie wir heute ſchon gehört a. doch nicht die Zügel mit der nötigen Kraft ält. (Heiterkeit am Magiſtratstiſch.) — Ja, das iſt ein Vorwurf, den ich dem Magiſtrat nach dieſer Richtung machen muß; ich habe auch nicht alles unterſchrieben, was hier von anderer Seite aus⸗ geführt worden iſt. — Wenn der Magiſtrat derartige Verfügungen erläßt und ſie werden in vielen Fällen ſeitens der Angeſtellten und Beamten nicht beachtet, ſo iſt das doch eine bedauerliche Tatſache, und der Magiſtrat und wir haben alle Veranlaſſung, dafür zu ſorgen, daß dieſe Verfügungen auch befolgt werden. Meine Herren, in allen anderen Städten um Charlottenburg herum, wohin ſie in Groß⸗Berlin kommen, nirgends iſt es ſo gang und gäbe wie hier in Charlottenburg, daß die Bedürfniſſe der ſtädtiſchen Verwaltung zum großen Teil außerhalb unſerer Stadt befriedigt werden. Wir, die wir ſo vor den Toren Berlins liegen, ſind in erſter Linie in der Zwangslage, mit den erſten Geſchäften der Welt zu konkurrieren, und wie ſchwer das den kleinen Ge⸗ ſchäftsleuten wird, das werden Sie beſtätigt finden, wenn ſie den einzelnen fragen. Alle anderen Städte betreiben, wie man vielleicht ſagen kann, dieſe Kirch⸗ turmspolitik; aber ich muß doch der Meinung Aus⸗ druck geben, daß es eine weitſichtige und vernünftige