Sitzung vom 3. Nun frage ich: wie iſt es nur möglich, daß der⸗ artige vertragliche Verpflichtungen unerfüllt bleiben? Ich frage ferner bei dieſer Gelegenheit: iſt unſere Verkehrspolitik denn wirklich immer auf de! Höhe? Ich glaube, die zuſtändige Ver⸗ waltungsbehörde wird ſich mit dieſer Frage doch wohl recht eingehend beſchäftigen müſſen. Alle weſtlichen Vororte haben Omnibus⸗ und Autobusverkehr inner⸗ halb ihres Gemeindegebietes und nach Groß⸗Berlin. In Charlottenburg ſieht man ſo etwas nicht. In Charlottenburg iſt die Erſcheinung eines Luftſchiffes häufiger als diejenige eines Omnibus oder eines Autobus. Meine Herren, wir werden ferner auch wohl die Frage prüfen müſſen, ob es nicht angebracht iſt, durch die Schaffung guter Verkehrsmittel unbebaute Stadt⸗ teile der Bebauung zu erſchließen, ſtatt abzuwarten, bis die Gegenden bevölkert ſind. Ich erinnere an die Eröffnung der Schnellbahn in Wilmersdorf. Dort ſind durch die Schnellbahn große Verkehrszentren ge⸗ ſchaffen und der Bebauung zugeführt worden. Ich erinnere an den Fehrbelliner Platz, wo das neue Rat⸗ haus errichtet wird, der auch dem neuen Reichsver⸗ ſicherungsamt mit ſeinem Beamtenheer eine Stätte bietet. Ich erinnere an den Rüdesheimer⸗ ferner an den Heidelberger Platz: überall regt ſich dort infolge der Eröffnung der Untergrundbahn die Bautätigkeit. (Widerſpruch am Tiſche des Magiſtrats.) — Jawohl, Herr Bürgermeiſter; ich war erſt vor wenigen Tagen am Rüdesheimer Platz und habe ge⸗ ſehen, daß eine ganze Anzahl neuer Häuſer dort ent⸗ ſtanden iſt. Ich habe ferner geſehen, daß die Nach⸗ frage nach Wohnungen dort außerordentlich gut und rege iſt, und daß ſehr gute Preiſe dort bezahlt werden; ich habe geſehen, daß dem Wohnungsbedürfnis gerade in der Nähe des Rüdesheimer Platzes kaum genügt werden kann. Mir ſcheint, als ob in Charlottenburg derartige Zuſtände noch nicht herrſchen. Meine Freunde halten es für angebracht, ſich über die Vorlage und über die Dinge, die mit ihr im Zuſammenhang ſtehen, in einem Ausſchuß zu unter⸗ halten. Demgemäß beantrage ich, trotz der knappen Zeit — es wird ſich vielleicht doch ermöglichen laſſen — die Vorlage an einen Ausſchuß von 15 Mit⸗ gliedern zu veweiſen. Stadtſyndikus Sembritzki: Meine Herren! Es iſt uns ja bekannt, daß eine ganze Reihe von berech⸗ tigten Wünſchen auf dem Gebiete des Verkehrs⸗ weſens unſerer Stadt bisher nicht haben erfüllt wer⸗ den können. Die Schwierigkeiten, die da in ver⸗ ſchiedener Richtung entgegenſtehen, ſind hier ja auch oft erörtert worden. Ich möchte nur auf eines ein⸗ gehen: was die Omnibuslinien betrifft, ſo ſtanden wir dicht vor der Erreichung des Zieles. Wir waren mit der Omnibusgeſellſchaft ſo gut wie einig, nach dem Lietzenſee und ſeiner Umgebung, nach dem Dern⸗ burg⸗Platz, wo beſſere Verbindungen nach dem In⸗ nern von Berlin bisher fehlen, eine Omnibuslinie einzurichten. Leider iſt es bisher nicht gelungen, die Zuſtimmung der zuſtändigen Polizeibehörde für dieſe Linie zu erlangen; wir geben uns nach wie vor der Hoffnung hin, daß das gelingen wird. Was die Wartehallen betrifft, über die die An⸗ ſichten ja nicht ſo ganz ungeteilt ſind, ſo habe ich vor drei Wochen hier darauf hingewieſen, daß wir Dezember 1913 429 die Angelegenheit dem Zweckverband zur Verfolgung ans Herz gelegt haben. Die Verſpätung der Linienführung über den Kaiſerdamm iſt auf Schwierigkeiten zurückzuführen, die ſich bei Erteilung der polizeilichen Zuſtimmung für die Geſtaltung der Strecke im einzelnen ergeben haben. Das war leider nicht vorauszuſehen, und ich meine, man kann die Straßenbahn nicht unbedingt dafür verantwortlich machen, daß es nicht gelungen iſt, die Friſt von einem Jahre innezuhalten. Wir wiſſen ja, das es ſelbſt innerhalb der ſtädtiſchen Ver⸗ waltung nicht immer möglich iſt, geſteckte Friſten einzuhalten. Sodann hat der Herr Vorredner angeregt, Straßenbahnen in unbebautes Gebiet hineinzubauen. Gewiß, das iſt eine zur Erſchließung und zur Be⸗ ſiedelung von Stadtteilen ſehr gute Maßregel. Abe⸗ ſie koſtet auch außerordentlich viel Geld, und was unſere Nachbargemeinden Wilmersdorf und Schöne⸗ berg noch für Aufwendungen für die Leiſtungen zu machen haben, die ſie auf dieſem Gebiet vollbracht haben, das läßt ſich noch nicht überſehen und könnt⸗ auch vielleicht eine Kehrſeite zeigen. (Sehr richtig!) Im übrigen möchte ich darauf hinweiſen, daß wir doch auch im Begriffe ſtehen, mit dieſer Vorlage die Erſchließung von unbebautem Gebiete zu fördern. Die Linie, die durch die Straße 45 gelegt werden ſoll, iſt ja eine Linie, die in völlig unbebautes Ge⸗ lände vorgeſchoben und ſicherlich der Aufſchließung jenes Stadtteiles zugute kommen wird. Und was die Linie über den Exerzierplatz von der Neuen Kantſtraße nach dem Reichskanzlerplatz betrifft, ſo ſoll ſie ſofort gebaut werden. Das iſt auch noch völ⸗ lig unaufgeſchloſſenes Gelände. Die Linie durch die Reichsſtraße ſoll Schritt für Schritt mit der baulichen Erſchließung angelegt werden. Ich glaube, daß dieſe Vorlage wohl einen Teil der hier ausgeſprochenen Wünſche zu erfüllen geeignet iſt, und daher möchte ich Sie bitten, wenn Sie es mit Ihrem Gewiſſen vereinbaren können, die Vor⸗ lage ohne Ausſchußberatung zu verabſchieden. Es wird meiner Anſicht nach nicht möglich ſein, weitere Wünſche mit dieſem Vertrag zu verkoppeln. Dieſer Vertrag, den der Zweckverband unter Zuſtimmung des Magiſtrats mit der Straßenbahngeſellſchaft ver⸗ einbart hat, iſt das Ergebnis mehrjähriger Verhand⸗ lungen. Dieſe Verhandlungen würden wir noch weiter hinausſchieben, ohne dafür die Gewißheit ein⸗ zutauſchen, daß wir etwas anderes erreichen, wenn wir uns jetzt nicht alsbald ſchlüſſig machen wollten. Ich glaube, Sie handeln im wohlverſtandenen Inter⸗ eſſe der Stadt, wenn Sie die Vorlage, gegen die Sie ſelbſt nichts einzuwenden haben, verabſchieden. Die Wünſche, die in der letzten Sitzung der Stadtverordnetenverſammlung bezüglich der Her⸗ ſtellung beſſerer Verkehrsverbindungen nach Weſtend geäußert worden ſind, werden in der nächſten Sitzung unſeres Verkehrsausſchuſſes eingehend erörtert wer⸗ den. Hoffentlich wird es dann gelingen, wenigſtens einen Teil der Wünſche, die auch der Herr Stadtv. Jolenberg heute wieder zu den ſeinigen gemacht hat, der Erfüllung näher zu bringen. Stadtv. Jolenberg: Mit Rückſicht auf die Er⸗ klärung des Herrn Stadtſyndikus ſcheint es mir ge⸗