Sitzung vom 3. burgs Beſchäftigung und Verdienſt zu verſchaffen. Der Herr Bürgermeiſter hat uns in dieſer Sitzung mitgeteilt, daß im Magiſtrat hierüber ſchon Verhand⸗ lungen ſtattgefunden haben, daß der Magiſtrat be⸗ reits entſprechende Beſchlüſſe gefaßt habe, und daß eine Anzahl von Arbeiten, namentlich der Tiefbau⸗ deputation, in allernächſter Zeit in Angriff genom⸗ men werden ſollten. An erſter Stelle wurden dabei die Arbeiten für die Erweiterung der Rieſelfelder genannt. Der Herr Bürgermeiſter hat ferner in dieſer Sitzung erklärt, daß, um ſpeziell der Not in Charlottenburg zu ſteuern, die allgemeinen Über⸗ nahmebedingungen für die Unternehmer derart ab⸗ geändert worden ſeien, daß die Einſtellung neuer Arbeiter durch den ſtädtiſchen Arbeitsnachweis er⸗ folgen müſſe. Nun erſchien, meine Herren, in der „Neuen Zeit“ vom 29. Oktober eine Notiz, die folgenden Wortlaut hat: Die Erweiterung der Charlottenburger Rie⸗ ſelfelder iſt jetzt in Angriff genommen worden; ſie bietet Beſchäftigung für verſchiedene hun⸗ dert Arbeiter auf geraume Zeit, und zwar be⸗ ſonders im Winterhalbjahr, ſoweit die Witte⸗ rung noch Bodenbewegungen zuläßt. Im Laufe der vorigen Woche ſind hierfür ſchon zahlreiche Arbeitskräfte angenommen worden; es finden aber noch fortgeſetzt Neueinſtellungen ſtatt. Viele Leute kommen aus Berlin, wo große Arbeitsloſigkeit herrſcht. Wer dieſe Notiz in der „Neuen Zeit“ geleſen hat, der wird entweder annehmen müſſen, daß der Eiſenbahnbau⸗ und Betriebsgeſellſchaft, die die Ar⸗ beiten auf den Rieſelfeldern übernommen hat, von dem Magiſtrat nicht die neuen Bedingungen geſtellt. worden ſind, oder aber daß ſich dieſe Geſellſchaft vollſtändig darüber hinweaaeſetzt hat. In Anbetracht der herrſchenden großen Arbeitsloſigkeit und in Rück⸗ ſicht darauf, daß dieſe Arbeiten gerade darum be⸗ ſonders beſchleunigt worden ſind, um unſeren Char⸗ lottenburger Arbeitern Gelegenheit zur Arbeit zu ſchaffen, dürfte dieſe Notiz in ſehr weiten Kreiſen der Bevölkerung großes Befremden erregt haben. Wir hielten es deshalb für unſere Pflicht, dem Magiſtrat bereits in der Sitzung vom 29. Oktober — er hatte jedenfalls durch den Preſſedienſt, wenn die Herren nicht ſelbſt die „Neue Zeit“ geleſen ha⸗ ben, Kenntnis von dieſer Notiz erhalten — Gelegen⸗ heit zu geben, ſich zu dieſem Zeitungsbericht zu äußern und denſelben eventuell entſprechend zu be⸗ richtigen. Meine Herren, inzwiſchen ſind fünf Wochen vergangen; ich habe aber von irgendeiner Berichtigung in der „Neuen Zeit“ nichts geleſen. Erſt vorgeſtern Abend, als wir die Sache in der Frak⸗ tion beſprachen, wurde von einem Kollegen, der der Kanaliſationsdeputation angehört, mitgeteilt, daß auch dort die Angelegenheit zur Sprache gebracht worden wäre, daß in der Tat auf den Rieſelfeldern nicht nur nicht Charlottenburger, ſondern ſogar aus⸗ ländiſche Arbeiter beſchäftigt ſeien, daß dies aber nicht Schuld der Unternehmer ſei, ſondern daß es an den Eharlottenburger Arbeitern ſelber liege, wel⸗ che nach kurzer Zeit die Arbeitsſtelle ſtets wieder ver⸗ laſſen hätten. Man hätte infolgedeſſen zu anderen Arbeitern greifen müſſen. Meine Herren, das war mir bis vorgeſtern Abend ein Novum; es war viel⸗ leicht manchem von Ihnen bis jetzt noch nicht be⸗ kannt. Ganz gewiß aber weiß man davon in der Dezember 1913 435 Bürgerſchaft nichts, und ich halte es deshalb für um ſo notwendiger, daß hier in der Oeffentlichkeit ſeitens des Magiſtrats eine möglichſt genaue Darlegung des Sachverhalts gegeben wird. Soweit, meine Herren, der erſte Teil der An⸗ frage. Ich hatte nun ſeinerzeit Gelegenheit genom⸗ men, den Wortlaut des ſtenographiſchen Berichts nachzuleſen, und ich muß ſagen, daß die Bedingun⸗ gen, die vom Magiſtrat für die Unternehmer geſtellt worden ſind, mir doch nicht weit genug zu gehen ſcheinen, um unſeren Charlottenburger Arbeits⸗ loſen den vollen Genuß deſſen zu verſchaffen, was wir durch die Stellung dieſer Bedingungen anſtreben. Ich nehme als richtig an, daß der Wortlaut ſo iſt, wie ihn uns Herr Bürgermeiſter Dr. Maier in der Sitzung vom 10. September mitgeteilt hat. Wenn nun hier ſteht, daß die Unternehmer ſich bei der Einſtellung neuer Arbeiter unſeres ſtädtiſchen Arbeitsnachweiſes zu bedienen hätten, ſo genügt das nach meiner Anſicht nicht, um den gewollten Zweck zu erreichen. Was heißt: neue Arbeiter? Wenn die Unternehmer irgendwelche Arbeiter irgendwo anders, ſei es in Schöneberg, Wilmersdorf uſw., früher be⸗ ſchäftigt haben, d. h. bis zu der Zeit, wo ſie dieſe nach Eharlottenbur hinübernehmen konnten, ſo ſind das für die Unternehmer zweifellos keine neuen Ar⸗ beiter. Was wir eigentlich wollen, iſt doch das, daß, ſoweit es irgend angängig iſt, Charlottenburger bei unſeren ſtädtiſchen Arbeiten beſchäftigt werden. Ich möchte bitten, daß ſeitens des Magiſtrats in Erwä⸗ gung gezogen wird, ob nicht für die bisherige Faſſung eine andere, weitergehende, klarere und beſtimmtere Form gefunden werden kann. Stadtbaurat Bredtſchneider: Die Unternehmer ſind von der Tiefbauverwaltung bereits ſeit längerer Zeit vertraglich dahin verpflichtet, daß ſie Arbeiter, die ſie bei ihren Arbeiten für die Stadt brauchen, von dem ſtädtiſchen Arbeitsnachweis zu Charlottenburg zu be⸗ ziehen haben. Auch die Unternehmer, welche bei uns auf dem Rieſelfeld arbeiten, ſind hierzu verpflichtet, und zwar nicht allein die Eiſenbahnbau⸗ und Betriebs⸗ geſellſchaft, auf welche in der Anfrage hingewieſen iſt, ſondern auch der Unternehmer Fiebig. Beide Unter⸗ nehmer haben dort große Arbeiten auszuführen und jeder Unternehmer hat ungefähr 250 Arbeiter auf dem Rieſelfeld beſchäftigt. Wir wachen mit Eifer darüber, daß die Unternehmer die ihnen vertraglich auferlegten Verpflichtungen erfüllen und kontrollieren ſie ſtändig. Es hat ſich nun auf dem Rieſelfeld ergeben, daß, obwohl die Unternehmer ſich an den ſtädtiſchen Ar⸗ beitsnachweis in Charlottenburg wandten und ihnen von dorther viele Arbeitskräfte überwieſen wurden, die Arbeiter dort die Arbeit entweder nicht angenommen oder ſehr bald verlaſſen haben. Ich kann hinzufügen, daß der eine von den beiden Unternehmern, nämlich die Eiſenbahnbau⸗ und Betriebsgeſellſchaft, tatſächlich in die allergrößte Verlegenheit gekommen iſt, weil die Bauverwaltung darauf drückte, daß die Arbeiten ge⸗ fördert würden; denn ſie müſſen zu einer beſtimmten Zeit im nächſten Frühjahr beendet ſein. Der Unter⸗ nehmer hatte aber ſo wenig Arbeitskräfte, daß er, wie wir beurteilen konnten, keineswegs zu dem feſtgeſetzten Termin fertig werden konnte. Dem Unternehmer blieb alſo weiter nichts übrig, als Arbeiter zu engagieren, wo und wie er ſie bekam. Die Zeitungsnachricht, auf die Herr Stadtv. Imberg hinwies, iſt alſo richtig inſofern, als viele Leute — Berlin kann in der Beziehung ge⸗ ſtrichen werden — von anderwärts herkamen, nur nicht