Sitzung vom 3. da aufgeſtellt hat — ich kann mir vorſtellen, wie ſie ausſehen wird; ſie wird von Mäuſen uſw. wimmeln; ſo ungefähr ſehen die Dinger aus — — Vorſteher Dr. Frentzel (unterbrechend). Ich möchte Sie doch bitten, Ihrer Phantaſie nicht allzu lebhaft die Zügel ſchießen zu laſſen! Stadto. Wilt (fortfahrend): Ich phantaſiere nicht; das fällt mir nicht ein. Ich ſage nur, was ich ſagen muß. Vorſteher Dr. Frentzel: geführt: Sie denken ſich, daß dieſe Dinge ſo aus⸗ ſehen. Ich habe Sie auch nur gebeten, Ihrer Phan⸗ taſie nicht zu weit die Zügel ſchießen zu laſſen. Im übrigen muß ich Sie darauf aufmerkſam machen, daß Sie vorher zur Charakteriſierung der Bezahlung einen Ausdruck gebraucht haben, der parlamentariſch nicht ganz paſſend war. Sie haben hier aus⸗ (Zuruf: Donnerwetter, ſind Sie ſo feinfühlend!) Stadtv. Wilt (fortfahrend): Ich weiß nicht, was ich geſagt habe; ich befleißige mich aber in meinen Aus⸗ führungen großer Objektivität. Wahrſcheinlich iſt der Ausdruck noch viel zu gelinde geweſen. In Anbetracht der außerordentlichen Verhältniſſe, die wir in Berlin haben, iſt die Sprache noch nicht ſcharf genug, die hier geführt werden muß. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Alſo geben Sie den großſtädtiſchen, vor allen Dingen den Berliner und Charlottenburger Arbeitern ſolche Löhne, daß ſie auskommen können, dann werden Sie auch für die Arbeiten, die auszuführen ſind, die notwendigen Arbeitskräfte finden, und es wird vor allen Dingen auch den Gewerbetreibenden und Ge⸗ ſchäftsleuten beſſer gehen, als es augenblicklich der Fall iſt. Stadtbaurat Bredtſchneider: Herr Stadtv. Wilk hat Behauptungen aufgeſtellt, wofür er den Beweis ſchuldig geblieben iſt. Er hat geſagt, die Löhne ſeien unauskömmlich; mit keiner Silbe hat er aber geſagt, wie hoch ſie ſind. Er hat geſagt, die Schlafbaracken wimmelten von Ungeziefer und Mäuſen. Ich bin der gegenteiligen Anſicht und ſage, daß ſie ſo günſtig ſind, wie ich ſie noch nicht geſehen habe. Sie ſind funkel⸗ nagelneu; es kann gar kein Ungeziefer darin ſein. Sie werden auch nur ſehr wenig benutzt. Eine Schlaf⸗ baracke für 40 bis 50 Perſonen iſt mit 6 bis 7 Perſonen belegt. Den Beweis für Ihre Behauptungen ſind Sie ſchuldig geblieben; ich erwarte aber den Nachweis. Außerdem muß ich bemerken: es bleibt die Tatſache be⸗ ſtehen, daß trotz der allergrößten Bemühungen der Bau⸗ verwaltung die Charlottenburger die Arbeit nicht an⸗ genommen haben. Die Bauverwaltung als ſolche, die Sie angegriffen haben, hat wahrhaftig keine Schuld. Sie ſollten ſie vielmehr beloben, daß ſie ſich ſolche Mühe egeben hat, um die Arbeiter heranzuziehen. In dem VSonpm, den Herr Stadtv. Wilk der Tiefbauverwal⸗ tung gemacht hat, liegt ein großer Undank. Stadto. Gebert: Ich will mich befleißigen, meine Ausführungen in einem ruhigen Tone zu machen. — Der Herr Stadtbaurat wird zugeben müſſen, daß ſeine heutigen Ausführungen anders klangen als diejenigen Dezember 1913 437 in der Deputationsſitzung. Dort war es nicht die Eiſenbahnbau⸗ und Betriebsgeſellſchaft, die im Mittel⸗ punkt des Intereſſes ſtand, ſondern die Firma Fiebig. Ich habe mich auch mit dieſer Firma, nachdem ich das nötige Material geſammelt hatte, eingehend beſchäftigt. Die Eiſenbahnbaugeſellſchaft hat ihre Verpflichtungen einigermaßen erfüllt, die Firma Fiebig aber nicht. Weswegen nicht? Weil bei der Firma Fiebig kein Teufel aushalten will! — Ich nehme an, daß dieſer Ausdruck nicht beanſtandet wird. — Das Reſultat war eben, daß alle Arbeiter fortgingen. Wir wollen gern anerkennen, daß die Arbeits⸗ verhältniſſe auf dem Rieſelfeld ſchwierig ſind; dann iſt es aber auch notwendig, daß ein entſprechender Lohn gezahlt wird. Wenn der Herr Stadtbaurat ſagte, es würden auskömmliche Löhne gezahlt, ſo will ich Ihnen verraten, daß uns in der Deputationsſitzung mitgeteilt wurde, 5 ℳ im Akkord könne ein tüchtiger Tiefbau⸗ arbeiter verdienen. Meine Herren, 5 % im Akkord! Wer nur ein bißchen Ahnung von der Akkordarbeit im Tiefbau hat, der muß ſagen, daß das durchaus kein Lohn iſt, den man als auskömmlich bezeichnen kann, nota bene: wenn außerdem die Arbeiter von Gatow nach Charlottenburg zurück müſſen. Der Herr Stadt⸗ baurat hat ja darauf hingewieſen, daß die Leute ſich nicht im Beſitze von Rädern befinden, ſie können ſich auch keine anſchaffen. Auf dieſe Weiſe hat der Arbeiter⸗ da er doch entweder den Rückweg oder das Nacht⸗ euartier bezahlen muß, von ſeinem wirklichen Verdienſt nicht das, was er haben müßte. In bezug auf die ausländiſchen Arbeiter brauchen wir uns ja gar nicht über die letzten Vorkommniſſe zu ſtreiten; frühere Vorfälle beweiſen ja auch. Bei einer Firma, die ich früher auch aufgeſucht habe, iſt es ja üblich, daß galiziſche und ruſſiſche Arbeiter auch in nor⸗ malen Zeiten beſchäftigt werden. Ja ſelbſt bei unſerer Gasanſtalt ſind dieſe Leute durch einen Maurermeiſter beſchäftigt worden. Ich begrüße die hier gegebene Anregung mit Freuden, daß ſchärfer darauf geachtet werden ſoll, Char⸗ lottenburger Arbeiter bei ſtädtiſchen Arbeiten zu be⸗ ſchäftigen, namentlich in dieſer Zeit, wo die Arbeits⸗ loſigkeit ſo ſcharf hervortritt. Meine Herren, Tatſache ſoll ſein, daß von Char⸗ lottenburger Arbeitern nur noch vier bei der Firma Fiebig beſchäftigt werden. Wenn die anderen davon⸗ gegangen ſind, ſo müſſen doch Urſachen und Gründe dafür vorhanden ſein. Ich habe aber Arbeiter ge⸗ ſprochen, die dort ein und zwei Tage gearbeitet hatten und die mir ohne weiteres erklärt haben: Nein, das fönnen Sie mir nicht verdenken, wenn ich unter dieſen polniſchen Arbeitern — und wenn es auch nicht ruſſiſch⸗ polniſche ſind, ſo ſind es doch deutſch⸗polniſche — nicht arbeiten will. Eine Statiſtik hat auch ergeben, daß die beiden Firmen, ſpeziell die in Betracht kommende Eiſenbahnbaugeſellſchaft, ihre Arbeiter aus Oſt⸗ und Weſtpreußen herübergebracht haben. Sie ſchütteln mit dem Kopfe, Herr Bürgermeiſter; ich ſtütze mich da auf die Ausführungen des Herrn Stadtbaurats, und was der geſagt hat, muß doch wahr ſein. Er hat erklärt, daß die weitaus größere Zahl dieſer Arbeiter aus jenen Gegenden hergekommen ſei, Charlottenburger unter ihnen nur ſehr wenige geweſen ſeien. Die Zahl betrug bei der einen Firma ungefähr 100, bei der anderen etwa 150. Meine Herren, wie die Verhältniſſe auch liegen mögen: wenn man nur etwas guten Willen zeigen wollte, ſo würden ſich die Zuſtände zweifellos für beide Teile annehmbar geſtalten laſſen. Ich bin auch der