Sitzung vom 17. Ferner wird darauf hingewieſen, daß unſere höheren Beamten, unſere höchſten Beamten, zu denen zweifelsohne die Herren Direktoren gehören, eine an⸗ dere Wohnung gar nicht haben dürften. Ich möchte Sie bitten, ſich einmal die Wohnungen der Univer⸗ ſitätsprofeſſoren und der Staatsſekretäre anzuſehen, mit wie wenig Zimmern die auskommen müſſen. Es wird ein unendlicher Luxus hierbei getrieben. Mir kann der Direktor nur leid tun, der eine ſolche große Wohnung ausmöblieren muß. Die Mittel hat er ja gar nicht dazu, das Gehalt iſt ja viel zu ſpärlich, um nur einigermaßen dieſe Räume ſauber und ordentlich zu halten. Ich würde mich gar nicht wundern, wenn nach kurzer Zeit eine Vorlage käme: „wir bitten die Stadtverordnetenverſammlung, zu genehmigen, daß dieſe Wohnung ausmöbliert wird.“ Und das wäre gerecht; denn eine Wohltat wird dieſem Herrn jetzt nicht erwieſen. Ich glaube daher, wir müſſen uns aus ſachlichen und auch aus ethiſchen Gründen gegen die Magiſtrats⸗ vorlage wenden. Ich bitte Sie im Namen meiner Freunde, dieſes Zimmer zu ſtreichen. Dem Herrn wird dadurch nur eine Wohltat erwieſen. (Bravo! bei der Vereinigten alten Fraktion.) Vorſteher Dr. Frentzel: Zum Worte iſt jetzt Herr Kollege Wenzke notiert. Ich frage: wollen Sie als Stadtverordneter oder als Berichterſtatter des Aus⸗ ſchuſſes ſprechen? Als letzterer hätten Sie ſo wie ſo das Schlußwort. (Stadtv. Wenzke: Als Stadtverordneter!) Herr Kollege Wenzke hat alſo das Wort. Stadtv. Wenzke: Der Herr Vertreter des Ma⸗ giſtrats hat behauptet, ich hätte mich bei meiner Auf⸗ ſtellung nicht an die tatſächlichen Werte gehalten. Das iſt falſch. Ich habe bei meiner Aufſtellung aus⸗ drücklich darauf geſehen, die nötigen Zuſchläge zu machen bei den Bauten, wo die Arbeitslöhne und Materialpreiſe niedriger ſind. Ich will das hier noch beſonders bemerken. Dann hat der Herr Magiſtratsvertreter geſagt: wir können gar keinen Maßſtab anlegen, weil wir ja hier nur Städte haben, die nicht unmittelbar bei Berlin ſind. Ich habe ausdrücklich auf die Vororte hingewieſen und möchte auch behaupten, daß die Löhne in den Vororten genau dieſelben ſind wie in Berlin und Charlottenburg. Weiter iſt geſagt worden: wir bauen ſicherer und beſſer. Meine Herren, ich muß mich im Intereſſe der Privatarchitektenſchaft gegen dieſen Ausſpruch ver⸗ wahren. Ich möchte dann lieber den Ausdruck um⸗ kehren und ſagen: der Magiſtrat baut teurer, aber nicht beſſer. Das würde etwa das ſein, was den Tatſachen entſpricht. Weiter iſt geſagt worden: wir in Charlottenburg bauen nur noch Schulen mit maſſiven Decken. Das iſt eine Wiſſenſchaft, die kennt ein jeder, der vor 10 Jahren gebaut hat, denn vor dieſer Zeit habe ich ſchon ein Gymnaſium mit nur maſſiven Decken er⸗ richtet. Dann möchte ich auch nochmals darauf hinwei⸗ ſen — ich habe es in der Ausſchußſttung ſchon ge⸗ tan —, daß das uns vorgelegte Projekt durchaus Dezember 1913 415 nicht dem entſpricht, was wir in der Hochbaudepu⸗ tation beſprochen haben. Wir haben während vier Stunden an der Faſſade und den Grundriſſen herum⸗ gearbeitet, um ſie nach den Wünſchen der Deputation zurecht zu bringen. Nicht das Geringſte ſehe ich an der Vorlage korrigiert. Ich muß das als eine Ge⸗ ringſchätzung für die Hochbaudeputation betrachten, die ich nicht gutheißen kann. Wir haben im Etat 40 000 ℳ für derartige Arbeiten. Was geſchieht dafür? Nichts. Weiter höre ich die Begründung des Herrn Kollegen Otto, worin er ſagt: die Schuldeputation hat ſich eingehend mit den Koſten der Schulbauten beſchäftigt. Herr Kollege Otto, ich glaube Ihnen das. Ich habe auch allen Reſpekt vor den Herren, die in der Schuldeputation ſitzen, und zwar beſonders Reſpekt, weil es eben nur Schulleute ſind. Kein Architekt war dabei, der auch nur irgendwelches Sach⸗ verſtändnis für die Baukoſten hatte. Was endlich die Eile betrifft, ſo bin ich ganz anderer Meinung. Wir haben uns doch bisher ſtets bereit gezeigt, jedes Projekt, das uns vom Magiſtrat vorgelegt wurde, ſofort vorzunehmen und zu bear⸗ beiten. Warum iſt das Projekt nicht ſchon früher gekommen? Wäre die Sache mit der Direktorwoh⸗ nung nicht dazwiſchen gekommen, ſo wäre das ganze Projekt vielleicht vom Tiſch verſchwunden. — Ich muß doch die Vorwürfe des Herrn Magiſtratsver⸗ treters entſchieden zurückweiſen, daß er die Privat⸗ architektenſchaft nicht für fähig hält, derartige Ge⸗ bäude auszuführen. (Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Dr Frentzel: Herr Kollege Wenzke! Ich habe einen derartigen Vorwurf von dem Magi⸗ ſtratsvertreter nicht gehört. Ich glaube, Sie haben keine Veranlaſſung, einen ſolchen zurückzuweiſen. Bürgermeiſter Dr Maier: Meine Herren! Ich glaube auch, daß ein Mißverſtändnis auf der Seite des Herrn Stadtv. Wenzke vorliegt. Herr Magiſtrats⸗ baurat Winterſtein hat ſich meines Erachtens über die Frage gar nicht geäußert, die Herr Wenzke eben zum Gegenſtande der Erörterung gemacht hat. Ich möchte aber zur Ergänzung noch folgendes anführen. Für die Frage, welche Koſten bei den Schul⸗ bauten entſtehen, iſt in allererſter Linie das Schul⸗ programm maßgebend, d. h. diejenigen Anforderun⸗ gen, die von der Schulbehörde geſtellt werden. Denn der Architekt hat ſich nach dieſem Schulprogramm, nach dem Auftrage ſeines Bauherrn zu richten. Wir haben auch von Seiten des Magiſtrats und der Schuldepu⸗ tation, ſoweit es ſich um Gemeindeſchulbauten han⸗ delt, gefürchtet, daß vielleicht dort zu weitgehende An⸗ forderungen geſtellt werden, und ſpeziell unter dieſem Geſichtspunkt hat die Schuldeputation ſich mit der Baufrage beſchäftigt und — ich kann dem Herrn Stadtv. Otto das nur beſtätigen — in ſehr ein⸗ gehender Weiſe. Die Angelegenheit hat nachher den Magiſtrat beſchäftigt, dieſer hat einen beſonderen Ausſchuß eingeſetzt, dieſer Ausſchuß, der auch mit der Abſicht an die Sache heranging, die Koſtenfrage ſo ſcharf unter die Lupe zu nehmen, daß eine Verbilli⸗ gung des Baues unter allen Umſtänden erreicht wird, hat eine große Zahl von Projekten, und zwar gerade auswärtiger Projekte, zum Gegenſtande ſeiner Prü⸗ fung gemacht, und wir ſind zu dem Ergebnis ge⸗ kommen, daß ſowohl die Forderungen der Schulver⸗