Sitzung vom 17. Dann kann ich auch nicht eine Beleidigung der Architektenſchaft darin finden, wenn Herr Baurat Winterſtein vorhin bemerkte: „wir bauen beſſer“. Damit iſt nach meiner Anſicht nicht geſagt, daß andere ſchlechter bauen. Wenn wir z. B. maſſive Decken anwenden, während andere die feuergefähr⸗ lichen Holzdecken benutzen, dann bauen wir veſſer, ohne daß damit geſagt iſt, daß ein anderer unſolide baut, und ihm daraus ein Vorwurf gemacht wer⸗ den ſoll. Wenn dann Herr Kollege Granitza hier den Vorwurf erhebt, daß wir uns mit dem erſten beſten Projekt beſchäftigt hätten und nur mit „einem“ Projekt, dann hat ja ſchon ſein Fraktionskollege Wenzke, der mit der Sache doch weſentlich beſſer vertraut iſt, weil er das ganze Projekt von Anfang an kennt, erklärt, daß das nicht etwa das erſte Pro⸗ jekt, das zweite und dritte Projekt wäre, ſondern daß wir, zwar nicht Berge von Projekten, mindeſtens aber ſoviel Projekte wie Finger an der Hand geprüft haben, und zwar ganz ausführlich geprüft haben, nicht nur das eine Projekt ganz ausführlich, ſondern eben verſchiedene Projekte. Die Sache liegt alſo nicht ſo, daß wir viel beſſer täten, wenn wir einfach Kon⸗ kurrenzen erließen. Ich ſtehe ſonſt ganz auf dem Standpunkt, daß durch Konkurrenzen ſowohl in der Ausführung wie auch durch Architekturkonkurrenzen gelegentlich viel für uns gewonnen werden kann. Aber bei den Schulhausbauten, die alle nach einem Programm zu löſen ſind, wo wir ganz beſtimmte Normen haben, da kann es nach meiner Anſicht nichts Beſſeres geben, als wenn wir das, was wir erſt ein⸗ mal gründlich ausgeprobt haben und in jedem ein⸗ zelnen Falle weiter vervollkommnen, entwickeln und den Baum, der für uns doch in ganz beſtimmten Formen geprägt wird, ſich nach beſtimmten Rich⸗ tungen weiter auswachſen laſſen. Dann wird geſagt: wir ſollten nur alles in Generalentrepriſe vergeben, dann könnten wir ſehr viel Geld, 100 000 ℳ, ſparen. Meine Herren, das iſt auch nicht ſo. Wir haben uns häufig gerade bei den Schulen mitten im Bau entſchloſſen, etwas Beſſeres zu verwenden als das, was wir bisher ver⸗ wandt haben. Das kann man nicht, wenn man den ganzen Bau in einem Zuge vergibt. Wird in ſolchem Falle eine Aenderung vorgenommen, dann kommt der Punkt, an dem faſt jede ausführende Firma ein⸗ ſeEt: „die großen Nachrechnungen“. Es iſt alſo ein Trugſchluß, daß man dadurch viel Geld erſparen kann. Das kann man wohl bei ganz klaren Projekten machen. Es würde dies hier aber viel mehr Zeit erfordern, als mir dies angebracht erſcheint. Wäh⸗ rend hier die Maurerarbeit gemacht wird, wird natürlich noch an all den Einzelheiten weiter ge⸗ zeichnet, die jetzt ſchon fertig ſein müßten, wenn wir den Bau in Generalentrepriſe vergeben wollten. Es iſt dies eben etwas, was theoretiſch möglich iſt, prak⸗ tiſch aber in dieſem Falle unausführbar. Damit möchte ich ſchließen. Vorſteher Dr Frentzel. Es iſt vom Herrn Kollegen Jaſtrow der Antrag auf Schluß der Debatte geſtellt worden. Zum Worte ſind noch gemeldet die Kollegen Brode, Bollmann, Dr Stadthagen, Granitza. (Der Schlußantrag wird genügend unterſtützt und darauf mit großer Mehrheit angenommen.) Dezember 1913 447 Berichterſtatter Stadtv. Wenzke (Schlußwort): Meine Herren! Ich möchte in dem Schlußwort nur noch den Ausführungen des Herrn Kollegen Dr. Bauer entgegentreten. Er hat geſagt, man ſollte doch dem Direktor vorläufig dies eine Zimmer be⸗ laſſen. Ich warne Sie davor. Das iſt unmöglich. Die Wegnahme des Zimmers würde ſpäter derartige bauliche Veränderungen erfordern, daß dies einfach undurchführbar iſt. Ich bitte Sie daher, bleiben Sie bei dem Antrage des Ausſchuſſes bzw. bei dem Zu⸗ ſatzantrage des Herrn Kollegen Otto, der jetzt zur Verleſung kommen wird. Vorſteher Dr Frentzel: Wir kommen zur Ab⸗ ſtimmung. Es liegt zunächſt vor der Antrag des Be⸗ richterſtatters, Herrn Kollegen Wenzke, der auf Annahme des Ausſchußantrages geht. Weiter liegt vor der Antrag des Herrn Stadt v. Wenzke, der bittet, die ganze Vorlage dem Ausſchuß noch einmal zur weiteren Behandlung zu überweiſen. Dieſer Antrag würde in der Abſtimmung, da er eine Vertagung bedeutet, zunächſt herankommen. (Zuruf.) — Der Antrag des Herrn Stadtv. Wengke iſt zurück⸗ gezogen. Ferner liegt vor der Antrag des Herrn Kollegen Otto, der folgendermaßen lautet: Ich beantrage die Annahme der un⸗ veränderten Magiſtratsvorlage mit der Maß⸗ gabe, 4) daß der Direktor der Frauenſchule ein Zimmer ſeiner Amtswohnung abzutreten hat, wenn es für Schulzwecke erforderlich wird; (Rufe: Nein;) — Nein? Meine Herren, der Antrag lautet ſo! (Heiterkeit.) Sie können doch nicht Nein ſagen. — 5) daß der Magiſtrat im Januar 1914 zur Begründung des Koſtenanſchlags auch ver⸗ gleichende Zahlen betreffend die Baukoſten anderer Städte vorlege. Meine Herren, ich werde bei der Abſtimmung ſo verfahren, daß ich die Anträge ſowohl des Ausſchuſſes als des Kollegen Otto, die beide beginnen „mit der Maßgabe“, als Amendements auffaſſe und zunächſt zur Abſtimmung bringe. Von dieſen iſt der weiter⸗ gehende der Antrag des Ausſchuſſes; er würde zu⸗ nächſt zur Abſtimmung kommen. Wird er an⸗ genommen, ſo würde es zur Abſtimmung über die beiden Punkte a und p des Antrags Otto nicht mehr kommen. (Stadtv. Dr Stadthagen: ordnung!) Zur Geſchäfts⸗ Wird dieſer Antrag abgelehnt, ſo würden die beiden Amendements des Kollegen Otto unter a und b zur Abſtimmung gelangen, und würden ſie angenommen oder abgelehnt, ſo würde dann der dementſprechend modifizierte Magiſtratsantrag angenommen oder nicht angenommen werden. Herr Kollege Stadthagen hat zur Geſchäfts⸗ ordnung ums Wort gebeten; ich glaube, er meint, zur Frageſtellung.