460 Stadtv. Zander: Ja, ich habe den Zweifel geäußert, ehe zur Abſtimmung geſchritten wurde. (Widerſpruch.) Vorſteher Dr Frentzel: Entſchuldigen Sie, Kollege Zander, da irren Sie. Die Luftwellen, die von Ihrem Munde ausgehen, können nicht ſo lang⸗ ſam zu meinem Ohr gedrungen ſein, daß ich das ſo verſpätet gehört haben ſollte. (Heiterkeit.) Die Herren erhoben bereits die Hände, als Sie da⸗ zwiſchenriefen. (Zuſtimmung.) Ich hatte aber ſchon längſt geſagt: wir kommen zur Abſtimmung, und ich bitte diejenigen, die dafür ſtimmen wollen, die Hand zu erheben. — Alſo Sie halten Ihren Zweifel aufrecht? (Stadtv. Zander: Jal) — Nun, dann wollen wir einmal ſehen. Ich bitte 10 Schriftführer, die Zahl der Anweſenden feſtzu⸗ tellen. (Während der Zählung erſcheinen mehrere Mit⸗ glieder, die ſich bisher draußen aufgehalten haben, wieder im Saale. — Stadtv. Zander: Ja, die waren alle draußen!) — Kollege Zander, Sie haben die Beſchlußfähigkeit des Hauſes angezweifelt; die wird jetzt feſtgeſtellt. Im übrigen haben Sie nicht das Wort. 1 (Stadtv. Zander: Alſo wenn ſie alle hier ſind, dann ziehe ich zurück! — Heiterkeit.) Es ſind 40 Stadtverordnete im Saale anweſend. Das Haus iſt alſo beſchlußfähig. (Heiterkeit. — Stadtv. Zander: Alle aus der Leſe⸗ halle der Säuglinge!) — Herr Kollege Zander, ich bitte, keine Zwiſchenrufe zu machen, zu denen gar keine Veranlaſſung vorliegt. (Sehr richtig!) Wir kommen zu Punkt 17: Mitteilung des Vorſtandes betr. Kontrolle über die Ausführung der Beſchlüſſe der Stadtverordnetenver⸗ ſammlung. Druckſache 336. Meine Herren, ich ſetze Ihr Einverſtändnis vor⸗ aus, wenn ich die einzelnen Fragen verleſe (Zuruf: Nur die Nummern!) — nur die Nummern natürlich — und wenn keine Wortmeldung erfolgt, daß ich immer zur nächſten über⸗ gehe. Ich bitte alſo, die Wortmeldungen zeitig hier bei den Schriftführern einzureichen. — Zunächſt möchte ich aber um etwas mehr Ruhe bitten! Nr. 1. — Das Wort hat Kollege Wilk. Sitzung vom 17. Dezember 1913 Stadtv. Wilk: Meine Herren! Seit etwa 10 oder 12 Jahren wird hier in dieſem Saale die Frage der Errichtung eines Gemeindefriedhofs erörtert. In dieſen ganzen Jahren iſt man noch nie zu einem po⸗ ſitiven und greifbaren Reſultat gekommen, ſondern der Magiſtrat hat ſtets irgend welche — wenn ich mich ſo ausdrügen darf — Ausreden gebraucht; ent⸗ weder lag das hieran oder daran. Erſt vor ungefähr 1½ Jahren haben wir etwas Genaueres über dieſe ganze Frage gehört, nach dem ſich innerhalb der Be⸗ völkerung das Urteil bemerkbar machte, daß gerade vom Magiſtrat aus in dieſer Frage gebremſt würde, und es war das Verdienſt des Bürgermeiſters Mat⸗ ting, daß er damals rund und nett heraus erklärte, die Schwierigkeiten wären an einer ganz andern Stelle zu ſuchen. Er hatte hier ein ziemlich dickes Aktenſtück mitgebracht (Widerſpruch) — ja, Sie können ſich darauf verlaſſen, es war ein ganz dickes Aktenſtück —, und er las daraus vor, wie ſich die ganze Frage abgeſpielt hätte. Danach ſtellte er feſt, daß die Schuld an dieſer Verſchleppung der Gemeindefriedhofsangelegenheit auf ſeiten der Re⸗ gierung zu ſuchen war. Wir haben hier alſo gehört, daß es die Regierung geweſen iſt, die den Beſtre⸗ bungen der Stadtgemeinde Charlottenburg den Knüppel zwiſchen die Beine geworfen hat. Nun haben ſich ja im Laufe der Jahre die Ver⸗ hältniſſe etwas geändert: wir haben in Preußen die Einrichtung der Leichenverbrennung zugeſtanden be⸗ kommen, und infolgedeſſen nimmt jedenfalls ein Teil der Bevölkerung, vielleicht auch ſchon ein Teil des Magiſtrats an, daß nunmehr die Frage der Errich⸗ tung eines Gemeindefriedhofs nicht mehr ſo dringend und ſo brennend wäre. Wir möchten aber doch darum bitten, daß dieſe Frage nicht mehr außer Acht gelaſſen, ſondern mit aller Energie weiter verfolgt wird. Die Einwendungen, die auch nach anderen Rich⸗ tungen hin früher einmal gemacht worden ſind, daß man in allernächſter Nähe von Charlottenburg kein geeignetes Terrain habe, ſind heute auch nicht mehr ſtichhaltig. Ich weiß, daß es hier in allernächſter Nähe gute und geeignete Terrains gibt, die ſich unter Umſtänden vorzüglich verwerten und mit ganz gerin⸗ gen Koſten eventuell aufhöhen laſſen würden. Ich will ja kein beſtimmtes Terrain namhaft machen; ich weiß nicht, um was es ſich dabei handelt. Aber jeden⸗ falls ſind dieſe Bedenken nicht mehr ſo ſchwer, wie ſie früher einmal geweſen ſind, und es wäre ſehr dankens⸗ wert, wenn der Magiſtrat heute abend einmal Auskunft darüber geben würde, wie weit nunmehr die Dinge gediehen ſind, ob man überhaupt in Zukunft damit rechnen kann, daß etwas Greifbares in dieſer Frage geſchieht. Stadtv. Bollmann: Meine Herren! Bezüglich der Errichtung eines Kommunalfriedhofs ſind wir, Magiſtrat ſowohl wie Stadtverordnetenverſammlung, immer einig geweſen, und der Kollege Wilk hat ja ſchon feſtgeſtellt, daß weder den Magiſtrat noch uns wegen der andauernden Verzögerung die Schuld trifft, ſondern daß dies lediglich an den eigenartigen Ver⸗ hältniſſen liegt. Die Sachlage iſt doch ſo, daß unſere Friedhofsfrage durch die Errichtung des Stahnsdorfer Friedhofs in kein günſtigeres Stadium getreten iſt und die Bedürfnisfrage — jetzt vielleicht auch