Sitzung vom 17. Meine Herren, heute iſt die letzte Sitzung in dieſem „nächſten“ Jahre. Allerdings iſt der Ma⸗ giſtrat im verfloſſenen Jahre durch viele Umſtände verhindert worden, ſeine Zuſage zu halten, durch den Wechſel im Oberbürgermeiſteramt uſw. Aber es dürfte doch wohl nicht nur mir, ſondern auch den übrigen Mitgliedern der Verſammlung ſehr daran liegen, zu erfahren, wie weit die Sache nunmehr im Magiſtrat gediehen iſt. IIch muß dabei bemerken, daß dieſer Gegenſtand nicht erſt im vorigen Jahre zur Sprache gebracht worden iſt, ſondern ſchon vor 10 Jahren hier auf der Tagesordnung geſtanden hat. A m 4. No⸗ vember 1903 faßte die Stadtverordnetenver⸗ ſammlung folgenden Beſchluß: Der Magiſtrat wird erſucht, in Erwägung zu ziehen, ob es ſich empfiehlt, in Charlottenburg ein ſtädtiſches Leihhaus zu gründen. In der letzten Stadtverordnetenſitzung im De⸗ zember 1904 richtete der Vorſtand auch die Anfrage an den Magiſtrat: „Wann iſt die Mitteilung des Magiſtrats über das Ergebnis ſeiner Erwägungen be⸗ züglich der Errichtung eines Leihhauſes für Char⸗ lottenburg zu erwarten?“ Die Antwort darauf lautete: Die Erwägungen ſind noch nicht zum Ab⸗ ſchluß gelangt. Ueber den Zeitpunkt der Ein⸗ bringung einer Vorlage kann eine Zuſicherung nicht gemacht werden. Das ſind alſo 10 Jahre her. Da könnten die Erwägungen doch am Ende wohl zum Abſchluß ge⸗ langt ſein. Nach 8 Jahren habe ich dann die erneute Anfrage geſtellt, die ich vorhin ſchon vorgeleſen habe, und ich denke, jetzt müßte doch darauf gerechnet werden können, daß die Sache einen Schritt vorwärts ge⸗ bracht wird. Ich möchte mich da ſpeziell an den Herrn Oberbürgermeiſter wenden, der Gelegenheit gehabt hat, in Caſſel eins der älteſten Leihämter Deutſch⸗ lands kennen zu lernen. (Oberbürgermeiſter Dr. Schol z: Kommunal⸗ ſtändiſch, nicht ſtädtiſch!) — Nun, dann gibt es noch andere ſtädtiſche Leihhäuſer, z. B. in Frankfurt a. M., ebenfalls eines der älteſten, und wenn das Leihamt in Caſſel auch kommunal⸗ ſtändiſch iſt, ſo iſt es doch immer intereſſant, daraus Schlüſſe zu ziehen. Es ſind ja hier Einwendungen gemacht worden, wie: die Leihhäuſer beförderten den Leichtſinn und die Liederlichkeit uſw. Ja, mein Gott, wer liederlich werden will, der kann das auch, wenn keine Leih⸗ häuſer da ſind. Da gibt es ja private Leihhäuſer. Allein die ſtädtiſchen Leihämter unterſcheiden ſich von den privaten dadurch, daß ſie nichts dabei verdienen wollen, während die privaten doch gute Geſchäfte machen wollen. Meine Herren, ich will heut nicht in Einzelheiten eingehen. Aber ich möchte doch, und zwar, wie ich glaube, ebenſo wie früher im Einverſtändnis mit der Verſammlung, an den Magiſtrat die Bitte richten, doch endlich mit ſeinen Erwägungen über die Er⸗ richtung eines ſtädtiſchen Leihhauſes in Charlotten⸗ burg zum Schluß zu kommen. Vorſteher Dr. Frentzel: Wenn der Herr Kollege Vogel in ſeinen Anfangsworten eine kleine Rüge gegen den Vorſtand ausſprechen wollte, daß er dieſe Frage nicht auf den Bogen geſetzt 16 ſo muß Dezember 1913 463 ich ihm darin recht geben. Die Frage hätte aller⸗ dings auf dem Bogen ihren Platz haben müſſen; ſie iſt aber nicht aufgenommen worden, weil wir jeden⸗ falls erfahren hatten, daß die Sache bisher nicht weiter gediehen iſt. Es wäre aber beſſer geweſen, wenn wir ſo verfahren hätten, wie es der Kollege vorgeſchlagen hat. (Sehr richtig!) Ich möchte den Kollegen Vogel und die anderen Herren bitten, den Vorſtand, falls er wieder einmal an Gedächtnisſchwäche leiden ſollte, in dieſer Be⸗ ziehung zu unterſtützen und gleich nach Bekanntgabe der Vorlage auf ſolche Dinge aufmerkſam zu machen, an das Nötige eventuell noch nachgeholt werden ann. Ich weiß nicht, ob der Magiſtrat auf die Anfrage des Herrn Kollegen Vogel etwas antworten will? (Oberbürgermeiſter Dr Schol z: Na, wir werden die Sache im Auge behalten!) — Das Wort wird vorläufig nicht verlangt. Damit iſt Punkt 17 der Tagesordnung erledigt, und wir kommen zu Punkt 18: Feſtſetzung des erſten Sitzungstages im Jahre 1914. Meine Herren, ich ſchlage Ihnen den 7. Januar vor und teile Ihnen mit, daß von dem Herrn Ober⸗ bürgermeiſter und auch von mir in Ausſicht genommen iſt, die Herren Kollegen nach Beendigung der Sitzung wieder zu einem gemeinſamen Eſſen zu vereinigen. Punkt 19: Bericht über die Geſchäftsführung der Verſammlung im Jahre 1913. Meine Herren, die Verſammlung konnte bei Be⸗ ginn des Geſchäftsjahres ihre Tätigkeit mit 77 Mit⸗ gliedern aufnehmen. Im Laufe des Jahres ſchieden 3 Stadrverordnete aus, 2 traten neu ein, ſo daß am Jahresſchluß 76 Mit⸗ glieder vorhanden ſind. Es wurden 21 Vollverſammlungen und 74 Aus⸗ ſchußſitzungen abgehalten. Zur Beratung ſind der Verſammlung 841 Sachen zugegangen. Hiervon blieben unerledigt: Vorlage betr. Bürgſchaftsübernahme für die Pfandbriefe eines Hypothekenbankvereins für 2. Hypotheken, Antrag der Stadtv. Wolffenſtein und Gen. betr. Entwürfe zu baulichen Anlagen, einige Wahl⸗, Petitions⸗ und Rechnungsſachen, ſowie endlich die heute noch nicht zur Verab⸗ ſchiedung gekommenen Vorlagen. An ſämtlichen Sitzungen des Jahres haben 11 Mitglieder teilgenommen, und zwar die Herren Kol⸗ legen Braune, Dunck, Erdmannsdörffer, Ir. Frentzel, Jaſtrow, Kern, Neukranz, Schwarz, Dr Stadthagen, Wenig, Wilk. Mit Ablauf dieſes Jahres ſcheiden die Herren Kollegen Jacobi und Klau aus. Ich glaube in Ihrem Namen zu ſprechen, wenn ich beiden Herren 92 Dank für ihre Tätigkeit hiermit zum Ausdruck ringe. (Bravo!)