Sitzung vom 21. Januar 1914 Magiſtratsbaurat Winterſtein: Was den letzten Punkt betrifft, ſo möchte ich nur darauf aufmerkſam machen, daß in jedem Bureau eine Waſſerflaſche vor⸗ handen iſt, die jeden Tag von den Reinemachefrauen neu f. wird. Alſo damit iſt ſchon der Bedarf gedeckt. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Stadtv. Dr Landsberger, die Mitteilung dem Magiſtrat noch einmal zur erneuten Prüfung zurück⸗ zugeben.) Vorſteher Dr Frentzel: Das Protokoll der heutigen Sitzung vollziehen die Stadw. Ahrens, Stulg und Wenig. Wir kommen zu Punkt 13: Mitteilung betr. Vergebung ſtädtiſcher Lieferungen. — Druckſache 13. Stadtv. Zander: Meine Herren! Meine Freunde ſind mit der Antwort des Magiſtrats voll⸗ ſtändig einverſtanden. Sie hoffen aber, daß die Ausführung auch ſo erfolgt, wie ſie vom Magiſtrat hier verſprochen iſt, und daß die Beamten, die etwas zu beſtellen haben, ſich genau nach dieſen Vorſchriften des Magiſtrats richten müſſen. Zugleich möchte ich daran die Bitte knüpfen, die uns heute zugegangene Petition des Ortsvereins Charlottenburg des Zen⸗ tralverbandes der Papier⸗ und Schreibwarenhändler Deutſchlands in wohlwollende Erwägung zu ziehen. (Die Verſammlung nimmt Kenntnis.) Vorſteher Dr. Frentzel: Punkt 14: Antrag des Stadtv. Dr. Stadthagen und Gen. betr. Verkehrsverhältniſſe nach Weſtend. — Druckſache 14. Der Antrag lautet: Der Magiſtrat wird erſucht, beim Zweck⸗ verband die geeigneten Schritte zur Verbeſſe⸗ rung der Verkehrsverhältniſſe nach Weſtend, insbeſondere durch Verlängerung der N-Linie bis zum Spandauer Bock zu unternehmen. Antragſteller Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren! Ich könnte hier heute viel von dem Wohl⸗ wollen reden, mit dem Weſtend von allen beteiligten Inſtanzen bedacht wird, ſo z. B. von der „Roſe von Veſtend“, die trotz des ſtrengen, kalten Winters immer noch unbedeckt daſteht und den Automobilen den Ausgang aus Weſtend erſchwert. Ich könnte von den ſchönen Verhältniſſen auf dem Poſtamt Weſtend reden, das doch außerordentlich in Anſpruch genommen iſt, aber trotz dieſer Inanſpruchnahme durch die Bevölkerung in neueſter Zeit in ſeinen Be⸗ fugniſſen weſentlich eingeſchränkt iſt. Ich könnte von manchem andern reden, was auf Weſtend der Ver⸗ beſſerung bedürfte. Heute will ich ſpeziell von den allgemeinen Verkehrsverhältniſſen auf Weſtend ſprechen, die ganz Charlottenburg intereſſieren. Da iſt in erſter Linie nicht nur den Weſtendern, ſondern auch den übrigen Charlottenburgerr darnm bringe ich die Sache in Geſtalt eines Antrags vor — bekannt, daß die Verkehrsverhältniſſe unhalt⸗ bar geworden ſind. Die Große Berliner Straßen⸗ 9 bahngeſellſchaft weiſt immer darauf hin, daß ſie be⸗ ſtrebt iſt, durch Einſatzwagen dem Verkehr gerecht zu werden, daß ſie die P. und R-Linie dadurch zu ent⸗ laſten ſucht. Ich habe vor längerer Zeit ſchon mit maßgebenden Perſönlichkeiten der Geſellſchaft ge⸗ ſprochen und habe ihnen geſagt: Damit werden Sie nie dem Verkehr genügen können; Sie können dem jetzigen koloſſalen Verkehr nur genügen, wenn ſie die N-Linie verlängern! Es iſt ein alter Wunſch der ganzen Weſtender Bevölkerung, daß die unmittelbare Verbindung mit Berlin, mit den Linden hergeſtellt wird. Die N-Linie iſt wohl die kürzeſte Linie in ganz (Groß⸗Berlin. Ihre Verlängerung iſt immer daran geſcheitert, daß Berlin früher verlangte, daß der Tarif auf 15 Pf. feſtgeſettt würde, wenn man ſie über den Straßenbahnhof bis zum Spandauer Bock verlängerte. Dem widerſtritt die Charlottenburger Verwaltung. Wegen dieſer Schwierigkeiten iſt aus der Verlängerung nichts geworden. Meine Herren, jetzt liegen die Verhältniſſe anders, jetzt hat der Zweckverband mitzureden, und ich glaube, daß der Berliner Widerſtand nicht mehr in der alten Weiſe vorhanden ſein wird, wenn die Angelegenheit im Zweckverband behandelt werden wird. Bedenten Sie, wie die Zuſtände ſich entwickelt haben! An den Krankenhausbeſuchstagen, an den Nachmittagen, wo Begräbniſſe ſtattfinden — alſo faſt jeden Nachmittag —, an den Tagen, wo Rennen ſtattfinden, an ſchönen Sommertagen, bei Schul⸗ und Geſchäfts⸗Beginn und Schluß iſt es einem großen Teile der Charlottenburger Bevölkerung ganz unmög⸗ lich, mit den P. oder R-Wagen mitzukommen; die Wagen ſind vollkommen überfüllt. Ich will hier nicht etwa den Wunſch ausſprechen, daß dieſer Ueberfüllung von irgendeiner Seite ein Stein in den Weg gelegt, daß die Polizei dagegen mobil gemacht wird. Das wäre noch viel ſchlimmer als der jetzige Zuſtand. Aber an den Halteſtellen bleiben Dutzende zurück. Ich habe es neulich erlebt, als ich von meinem Amt nach Hauſe fuhr, daß an einer einzigen Halte⸗ ſtelle 20 Perſonen nicht mitkamen. An den übrigen waren es etwas weniger. Solche 3uſt än d e ſin d nicht haltbar. Da muß dafür geſorgt werden, daß auf dieſem Hauptverkehrswege durch die Hardenbergſtraße, durch die Berliner Straße und den Spandauer Berg und beſonders durch dieſe alte Hauptſtraße von Carlottenburg, die Berliner Straße und die Charlottenburger Chauſſee, wo die erſte Pferdebahn ging, wirklich eine gute Verbindung ge⸗ ſchaffen wird. Selbſtverſtändlich kann die Verlängerung der N.Linie allein nicht allen Bedürfniſſen gerecht wer⸗ den; ſelbſtverſtändlich muß zu gewiſſen Zeiten von dem Hilfsmittel der Einſatzwagen weiter Gebrauch gemacht werden; aber allein genügt dieſes Hilfsmittel nicht, wie ich ſchon ſagte. Wir müſſen den Wunſch ausſprechen, daß die in Betracht kommenden Inſtanzen eine Verlängerung der N Bahnlinie in die Wege leiten. Ob außerdem dann den Wünſchen, die ſonſt noch in der Stadt vorhanden ſind, nach einer beſſeren Verbindung von Weſtend mit dem Opernhaus und anderen Teilen der Stadt Rechnung getragen werden kann, das mag ja der Magiſtrat im einzelnen noch überlegen; das ſind Spezialfragen, die der Verkehrs⸗ ausſchuß nach allen Richtungen hin wohl diskutieren wird. Hier aber liegt eine die ganze Charlottenburger Bevölkerung ſchädigende Angelegenheit vor, und da muß meines Erachtens mit möglichſter Energie der Magiſtrat die Sache in die Hand nehmen. Dann