1 V Sitzung vom 21. Januar 1914 liegt aber ein öffentliches Bedürfnis vor, es müſſen Wege gefunden werden, den jetzigen Zuſtand bis zu einem gewiſſen Grade zu verbeſſern. Das wird, glaube ich, auch wohl gehen, wenn man einerſeits mit den Kirchengemeinden, ſpeziell mit der Kaiſer⸗ Wilhelm⸗Gedächmisgemeinde in Verbindung tritt, daß ſie ſich daran beteiligt — denn ſie hat auch ein gewiſſes Intereſſe daran, daß vor ihrem Kirchhof ein anſtändiger Fußweg vorhanden iſt — und wenn man an erſeits ſich mit der Firma Siemens & Halske in Verbindung ſetzt. Meine Herren, ich möchte da etwas auf das Ver⸗ hältnis zu der Firma Siemens « Halske überhaupi eingehen, wenn auch nur kurz. Wir wiſſen, daß das Verhältnis zu der Firma Siemens & Halske lange recht geſpannt war. Dieſes geſpannte Verhältnis wird ja auf verſchiedene Umſtände zurückgeführt. Wie weit da mit Recht oder mit Unrecht von dem einen oder andern Grunde geſprochen wird, will ich dahin⸗ geſtellt ſein laſſen. Sicher iſt jedenfalls, daß das Verhältnis zwiſchen der Firma und der Stadt jahre⸗ lang ctwas geſpannt geweſen iſt. Zur Freude meiner Freunde hat dieſes Verhältnis in der neueren Zeit eine weſentliche Beſſerung erfahren durch den Aus⸗ ban des Nonnendamms und die Verkehrsregelung da⸗ ſelbſt. Bei den Verhandlungen über die Bahn auf dem Nonnendamm hat ſich gezeigt, daß man mit der Firma doch zu einem gewiſſen Abkommen und zu einer Verſtärdigung gelangen kann. Meine Freunde hegen das Vertrauen zu unſerm neuen Herrn Ober⸗ bürgermeiſter, daß er alles tun und daß es ihm ge⸗ lingen wird — vielleicht dadurch, daß er mit den maßgebenden Perſönlichkeiten der Firma Kühlung gewinnt; wir hoffen auch, daß die weiteren Inſtanzen des Magiſtrats an ſeiner Seite ſtehen werden zu einer vollkommenen Verſtändigung mit der Firma zu gelangen und vielleicht auch nach der Richtung des hier vorliegenden Antrags einen Schritt weiter zu kommen, als es bisher möglich geweſen iſt. Wir hoffen, daß es dem Herrn Oberbürgermeiſter gelingen wird, alle Schatten, die da noch aus der Vergangen⸗ heit in die Gegenwart hineinragen, zu verjagen, und daß ein volles gegenſeitiges Vertrauen und eine ge⸗ meinſame Zuſammenarbeit in der Zukunft möglich ſein wird. Dadurch wird auch der Verwirklichung dieſes Antrags der Weg geebnet werden. Ich bitte Sie, meine Herren, dem Antrage zu⸗ zuſtimmen. Vorſteher D Frentzel: Meine Herren! Ehe ich dem Herrn Stadtbaurat das Wort gebe, möchte ich doch bitten, eine etwas größere Ruhe zu bewahren. Es iſt kaum möglich, die Redner zu verſtehen. Sie ſchließen ja dadurch die Oeffentlichkeit aus. Stadtbaurat Bredtſchneider: Der Magiſtrat wird bemüht ſein, den Wünſchen, die hier in bezug auf Ver⸗ beſſerung der Verkehrsverhältniſſe vorgetragen worden ſind, Rechnung zu tragen. So ganz einfach wird ſich das nicht ſtellen; wir werden aler ſehen, was ſich machen läßt. Ich habe mich zum Worte gemeldet, um einiges auf das zu erwidern, was der Herr Vorredner über das geſpannte Verhältnis zu der Firma Siemens & Halske geſagt hat. Ein geſpanntes Verhältnis mit der Firma Siemens & Sske hat meines Wiſſens und auch nach dem Wiſſen des Magiſtrat⸗ nicht be⸗ ſtanden. Wenn der Herr Stadtv. Stadthagen die Anſicht ausſprach, es habe ein ſolches Verhältnis be⸗ ſtanden, ſo kann das nur auf einſeitiger Unterrichtung 11 beruhen, d. h. er kann ſeine Nachrichten nur aus Quellen geſchöpft haben, die der Firma Siemens & Halske naheſtehen. Die Firma Siemens & Halske mag vielleicht — wie ich aber gleich ſagen möchte: unberechtigterweiſe — den Eindruck haben oder ge⸗ habt haben, als beſtehe ein ſolches Verhältnis. Nach unſerer Auffaſſung iſt dies aber nicht der Fall ge⸗ weſen. Stadtv. Dr. Feilchenfeld: Meine Freunde freuen ſich der Antwort des Herrn Stadtbaurats, daß den Wünſchen der Antragſteller Rechnung getragen wer⸗ den ſoll. Wenn der Herr Stadtbaurat meinte, daß das geſpannte Verhältnis, das der Herr Antragſteller erwähnte, nicht beſtanden habe, ſo mag er in Wirk⸗ lichkeit vielleicht recht haben. Tatſächlich aber hat der Antragſteller vollkommen recht: Charlottenburg hat zurzeit manches vernachläſſigt. Wir hätten damals einen großen Teil der Gegend draußen, die nach Spandau inkommunaliſiert worden iſt, für uns haben fönnen, wenn wir rechtzeitig dort etwas getan hätten; wir hätten uns einen großen Vorteil zuführen, hätten einen ganzen Stadtteil für Charlottenburg gewinnen können. Ich glaube allerdings, daß es vollſtändig zutrifft — das hat auch wahrſcheinlich Herr Kollege Stadthagen gemeint —, daß uns das durch ein Ver⸗ ſehen der Stadwerwaltung damals mißlungen iſt. Auch aus dieſem Grunde halte ich es für zweckmäßig, wenn wir etwas tun, um die Wege nach dieſem Stadt⸗ teil zu verbeſſern. Aber ich möchte doch auf eins hinweiſen und ich tue es im Auftrage meiner Parteifreunde. Heute iſt die erſte Arbeitsſitzung, wir haben heute den Etar erhalten: wir wiſſen, daß es ſehr ſchwer ſein wird, die Balance aufrechtzuhalten, und wir möchten doch er⸗ ſuchen, mit Initiativanträgen in der nächſten Zeit ſehr vorſichtig zu ſein. Dieſer Antrag hier wird uns wahr⸗ ſcheinlich ſchweres Geld koſten. Wir werden nur ſehr dringende Anforderungen an den Magiſtrat ſtellen können, wenn wir einigermaßen vorwärts kommen wollen. Ich möchte dahrr bitten, in Zukunft mit Forderungen vorſichtig zu ſein. In dieſem Falle ſind wir jedoch entſchieden für den Antrag des Kolle⸗ gen Stadthagen. Bürgermeiſter D. Maier: Meine Herren! Zu der Frage der Inkommunaliſierung der Gebiete weſt⸗ lich von Charlottenburg, ſpeziell von Spandauer Ge⸗ hietsteilen und von Bezirken, die früher zum Kreiſe Oſthavelland gehört haben, habe ich aus Anlaß ähn⸗ licher Bemerkungen, die vor einiaer Zeit aus⸗ geſprochen wurden, eingehend Stellung oenommen und darüber berichtet. Ich habe ſeinerzeit das ge⸗ ſamte Aktenmaterial durchgearbeitet und habe feſt⸗ geſtellt, daß die Informationen, die heute wieder vor⸗ getragen werden, durchaus unzutreffend ſind. Der⸗ artige Bemerkungen ſchädigen die Stadtgemeinde. Wir haben das Intereſſe, gemeinſchaftlich dieſer An⸗ ſchauung entgegenzutreten. Die Frage der Eingemeindung iſt ſeinerzeit von ganz anderen Geſichtspunkten aus behandelt worden als von dem der Intereſſen der Firma Siemens & Halske. Ich möchte das hier noch beſonders feſt⸗ ſtellen. Ob die Firma Siemens & Halske zu uns in einem guten oder geſpannten Verhältnis geſtanden hätte — ich behaupte, daß ſie zu uns in gar keinem geſpannten Verhältnis geſtanden hat, ich ſtehe da ganz auf dem Standpunkt des Herrn Stadtbaurats; wenig⸗ ſtens iſt ſicher, daß kein geſpanntes Verhältnis von ſeiten der Stadt Charlottenburg beſtand —: das