28 Wir treten nunmehr in die Tagesordnung der Sitzung ein. Stadtv. Otto (zur Geſchäftsordnung): Ich möchte im Namen meiner Freunde den Wunſch aus⸗ ſprechen, den Punkt 10 unſerer heutigen Tagesord⸗ nung nach dem Punkt 6 zu verhandeln. Wir hoffen einmal, daß dieſer Punkt heute nur eine kurze Er⸗ örterung finden wird, und wünſchen zum zweiten, daß die namentliche Abſtimmung, die uns angekündigt worden iſt, vor möglichſt vollen Bänken ſtattfindet. Vorſteher Dr. Frentzel: Sie haben den Antrag des Herrn Kollegen Otto gehört. Wenn Widerſpruch nicht erfolgt, ſo nehme ich an, daß die Verſammlung mit dem Vorſchlage einverſtanden iſt. Ich werde dementſprechend verfahren. Wir kommen zu Punkt 1 der Tagesordnung: Einführung des neugewählten Stadtrats Auguſtin. Ich erteile das Wort dem Herrn Oberbürger⸗ meiſter. Oberbürgermeiſter Dr. Scholz: Mein lieber Herr Kollege Auguſtin! Nachdem die Stadtverordneten⸗ verſammlung Sie zum beſoldeten Magiſtratsmitgliede der Stadt Charlottenburg erwählt und der Herr Re⸗ gierur 3spräſident Ihre Wahl beſtätigt hat, liegt mir die angenehme Pflicht ob, Sie inmitten der Stadt⸗ verordneten in Ihr neues Amt einzuführen. Zwei Gedanken ſind es wohl im weſentlichen, die in dieſer Stunde auch Ihre Seele bewegen. Sie treten zum erſten Male auf den zwar heißen, aber immer intereſſanten Boden der eigentlichen Gemeindever⸗ waltung, und Sie ſchicken ſich an, Nachfolger eines Mannes zu werden, der nicht nur auf dem auch von Ihnen zu verwaltenden Gebiete ſeiner Stadt Aus⸗ gezeichnetes geleiſtet hat, ſondern der auch weit über die Grenzen ihres Weichbildes hinaus anregend und bahnbrechend gewirkt hat. Wir hegen zu Ihnen das feſte Vertrauen, daß Ihre Perſönlichkeit dieſe doppelte Belaſtungsprobe aushalten wird. Wir hoffen und wünſchen aber auch, daß Sie ſich in Ihrem neuen Amte zufrieden und glücklich fühlen mögen. Denn nur der Mann, den ſeine Tätigkeit beglückt, iſt auf die Dauer befähigt, in ihr Werte zu ſchaffen, die der Allgemeinheit zugute kommen. In dieſer Hoffnung und mit dieſem Wunſche begrüße ich Sie als neuen Rat der Stadt und heiße Sie im Kreiſe des Magiſtrats herzlichſt willkommen. Unter Hinweis auf den von Ihnen bereits geleiſteten Staatsdienereid nehme ich Sie hierdurch mit Hand⸗ ſchlag in Eid und Pflicht und geſtatte mir, Ihnen die Anſtellungsurkunde zu überreichen. (Geſchieht.) Vorſteher Dr Frentzel: Stadtrat! Nachdem Sie ſoeben durch den Herrn Oberbürgermeiſter in Ihr neues Amt eingeführt worden ſind, erlaube ich mir, Sie im Namen dieſer Verſammlung, die Sie zu dieſem Amte berufen und erwählt hat, herzlichſt zu begrüßen. Sie ſind bisher in einem ſtädtiſchen Gemeinweſen noch nicht tätig ge⸗ weſen; aber wir hegen die feſte Zuverſicht, daß es Ihnen ſehr bald gelingen wird, Form, ſondern vor allen Dingen auch in das Weſen aa das Sein Der 4 Selbſtverwaltung einzu⸗ arbeiten. Sehr geehrter Herr ſich nicht nur in die Sitzung vom 4. Februar 1914 Das Arbeitsfeld, das Ihnen zunächſt zugewieſen wird, iſt den Aufgaben, die Sie bisher beſchäftigt haben, nahe verwandt. Sie werden aber in dieſer Tätigkeit ſehr bald finden, daß es ein ſehr großes und auch recht ſchwierig zu beackerndes Arbeitsfeld iſt, ein Feld, das nicht nur einen tüchtigen und klugen Ver⸗ walter, ſondern auch einen Menſchen von warmem und feinem Empfinden braucht. Wir ſind ſicher, daß Sie dieſe Gaben mitbringen, und wir hoffen, daß der Erfolg, der Ihnen bisher treu geweſen iſt, Ihnen auch in die Mitte Charlottenburgs, in unſere Mitte hinein folgen wird. Deswegen haben wir die feſte Zuverſicht, daß Sie in der Ausübung Ihrer Tätigkeit reiche Befriedigung finden werden. Ich begrüße Sie noch einmal herzlichſt. Stadtrat Auguſtin: Ich danke dem Herrn Ober⸗ bürgermeiſter und dem Herrn Stadtverordnetenvor⸗ ſteher vielmals für die außerordentlich liebenswürdi⸗ gen Worte, mit denen ſie mich ſoeben begrüßt haben. Der Herr Oberbüngermeiſter hat ganz mit Recht dar⸗ auf hingewieſen, daß mein Herr Amtsvorgänger eine ausgezeichnete Verwaltung geführt hat, und ich kann ſagen, daß nicht nur dieſes Dezernat der Stadtver⸗ waltung Charlottenburg überall einen ausgezeichneten Ruf genießt, ſondern die Stadtverwaltung von Char⸗ lottenburg im allgemeinen. Für mich iſt es natürlich auf der einen Seite ein ſehr beruhigendes Gefühl, in ein ſolches Dezernat, in eine ſolche Gemeindever⸗ waltung eintreten zu können. Auf der anderen Seite bin ich durchaus davon überzeugt, daß das allerdings eine Belaſtungsprobe für meine Perſon bedeutet, wie der Herr Oberbürgermeiſter mit Recht ausgeführt hat. Aber ſeien Sie überzeugt, meine Herren, daß ich alle meine Kräfte einſetzen werde, um den guten Ruf der Stadtverwaltung Charlottenburg und beſonders der Armenverwaltung aufrecht zu erhalten. (Bravo!) Vorſteher Dr Frentzel: Wir kommen zu Punkt 2 der Tagesordnung: Mitteilung betr. Gewerbeſchule. Druckſache 28. (Die Verſammlung nimmt Kenntnis.) Punkt 3: Vorlage betr. Pflichtſtundenordnung für die Lehr⸗ kräfte an der Bürgermädchenſchule. — Druckſache 29. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, die Pflichtſtundenordnung für die Lehrkräfte an der Bürgermädchenſchule in der auf coer 38 der Gee Geg e Fann abzu⸗ ändern Punkt 4 der Tagesordnung: Vorlage betr. Feſtſetzung der Dienſtbezüge für den Direktor des Lyzeums V. — Druckſache 30. Stadtv. Dr. Damm: Meine Herren! Meine Freunde haben ſchwere Bedenken gegen die Vorlage des Magiſtrats. Dieſe Bedenken ſind in erſter Linie prinzipieller Natur. Mit Rückſicht auf die äußerſt wichtige Tagesordnung, die wir heute noch zu er⸗ ledigen haben, möchten wir im Plenum nicht in die Erörterung der Bedenken eintreten. Deshalb bean⸗