56 merhin nicht unter 200 000 ℳ bleiben. Aber ſelbſt wenn ſie darüber hinausgehen, ſo darf unſerer Mei⸗ nung nach die allgemeine Etatslage kein Grund ſein, dieſes nobile officium nicht zu erfüllen. Aus dieſem Grunde alſo haben wir unſern Antrag eingebracht, der, wie wir hoffen, dem Etatsausſchuß mit überwieſen werden wird. 4 4 Wie geſagt, meine Herren, nicht leichten Herzens können wir dieſen Etat betrachten, ſondern recht ſchweren Herzens. Wenn der Herr Kämmerer hier ausgeführt hat, man möchte ihm die 110 % bewilligen, weil die Forderung zum dritten Male wiederkehre — ſo ähnlich war es —, und wenn er meinte, in der dauernden Wiederkehr der Forderung ſpreche ſich der Beweis für die Richtigkeit der Forderung aus (Widerſpruch des Kämmerers) ja, ſo ähnlich kam es heraus, Herr Kämmerer ⸗ ſo möchte ich ſagen, daß dann ja tatſächlich die beiden Herren Vorredner recht haben würden, wenn ſie ſag⸗ ten, in der dauernden Wiederkehr der Forderung ſpreche ſich nur der Beweis für die Richtigkeit ihrer Ablehnung aus. Ich glaube aber, daß der Herr Kämmerer doch recht hat; denn er hat vor zwei und drei Jahren vor⸗ ausgeſagt: wenn die Forderung auf Erhöhung der Ein⸗ kommenſteuer ſeinerzeit nicht bewilligt werden wird, wenn durch allerlei künſtliche Manipulationen und, meine Herren, es ſind künſtliche Manipulationen vor⸗ genommen worden, (Stadtv. Wöllmer: Ohol) um dieſes Reſultat zu erreichen — die Forderung des Magiſtrats abgelehnt wird, dann würden ſich die Finanzverhältniſſe ſo verſchlechtern, daß in Jahr und Tag ein Sprung nicht um 10, ſondern um 20 % nötig ſein wird. Ich fürchte, der Herr Kämmerer hat recht gehabt. Wenn man ſich dieſen Etat anſteht, wenn man alles das beachtet, was er nicht enthält, dann muß man ſagen, daß der Herr Kämmerer ſich nur vor dieſer Konſequenz geſcheut hat. Der Magi⸗ ſtrat ſelbſt hat zwar erkannt, daß das, was er vor zwei und drei Jahren ſagte, richtig war; aber er wollte dieſe Konſequenz nicht ziehen und hat Abſtriche über Ab⸗ ſtriche gemacht, um auf 110% bleiben zu können. Meine Herren, wird es möglich ſein, mit dieſen 110% auszukommen? Wie geſagt, wir würden uns herzlich freuen; aber an erſter Stelle ſteht uns doch, daß wir auch die Ausgaben ſo ausgeſtalten, daß ein der Stadt Charlottenburg würdiger Etat zuſtande kommt. (Bravo! bei den Sozialdemokraten.) Vorſteher Dr Frentzel: Herr Kollege Borchardt, nach Ausweis des amtlichen Stenogramms haben Sie ausgeführt, daß der Vertretung von Neukölln der Vorwurf gemacht werden müſſe, ſie hätte in geradezu heimtückiſcher Weiſe gegen eine Vertretung von Char⸗ lottenburg gewühlt und agitiert. Dieſer Ausdruck überſchreitet meiner Meinung nach die Grenzen des Zuläſſigen, und ich muß ihn infolgedeſſen rügen. (Stadtv. Dr Borchardt: Leider trifft er aber die Wahrheit!) — Das iſt etwas anderes. Ehe ich dem nächſten Redner das Wort gebe, möchte ich nur mitteilen, daß das Protokoll der heuti⸗ gen Sitzung die Herren Kollegen Scheel, Zander und Bade vollziehen. Sitzung vom 4. Februar 1914 Stadtv. Zander: Wie ſeit mehreren Jahren ſtand zu Anfang der Rede unſeres Herrn Kämmerers die Forderung, den Staatseinkommenſteuerzuſchlag von 100 auf 110 % zu erhöhen. Ich hoffe aber trotzdem, daß es dem Ctatsausſchuß gelingen wird, die Steuer noch auf 100 % zu halten. Da aber hierüber bereits ſo viel geredet iſt, daß mir zu ſagen nichts mehr übrig bleibt, will ich mich ganz kurz faſſen. Vor allen Dingen glaube ich nicht daran, daß Charlottenburg bei einer Erhöhung der Gemeindeein⸗ kommenſteuer ein beſonderer Nachteil erwachſen würde. Wir haben aus den Ausführungen des Herrn Käm⸗ merers über den Schöneberger Etat gehört, daß Schöne⸗ berg nur ſehr geringen Nachteil von der Erhöhung der Gemeindeeinkommenſteuer gehabt hat. Der Zuzug nach Schöneberg hat nach den Ausführungen unſeres Herrn Kämmerers 2,5% betragen, während er bei uns nur 0, % ausgemacht hat. Ich für meine Per⸗ ſon wäre eher für eine Erhöhung der Gemeindeein⸗ kommenſteuer als für die höchſt ungerechte Luſtbarkeits⸗ ſteuer und die Erhöhung der Kanaliſationsabgabe. Wenn ich nun mit einigen wenigen Worten auf die Etats eingehe, ſo muß ich mir ſagen, daß die ganze Erhöhung unſeres Etats doch nur durch Fehler, die wir in früheren Jahren gemacht haben, herbeigeführt worden iſt. Der Anleihedienſt erfordert in dieſem Jahre eine ſo viel höhere Summe, und auch von der Million, die wir ſonſt eingeſtellt haben, bleiben nur ca. 800 000 ℳ übrig. Unſere Krankenhäuſer fordern wiederum eine laufende Erhöhung von ca. 260 000 ℳ und eine einmalige Erhöhung von 20 000 ℳ. Wir werden im Etatsausſchuß ſehen müſſen, ob wir hier nicht Erſparniſſe erzielen können. Die Fortbildungsſchulen fordern 100 000 ℳ. mehr. Auch hier werden wir ſparen können, wenngleich ich zugebe, daß es nur ganz kleine Summen ſein werden. Bei den Waſſerwerken erſcheint mir der Preis für die Kohlen zu hoch angeſetzt. Es iſt da die Tonne mit 20 ℳ veranſchlagt, während ſie bei den Elektrizitäts⸗ werken nur mit 17,50 ℳ angeſetzt iſt. (Stadtv. Wöllmer: Das iſt eine andere Kohle!) Bei den Waſſerwerken finde ich zum Zwecke der Hy⸗ pothekenrückzahlung eine Summe von 392 000 ℳ ein⸗ geſetzt. Sollte es nicht möglich ſein, daß man dieſen Betrag nicht aus laufenden Ausgaben zu decken braucht? Bei den Elektrizitätswerken, glaube ich, werden wir die Stromabgabe höher einſetzen können. Der Verkaufserlös aus dem Altmaterial iſt zu niedrig eingeſetzt. Er ſteht bereits drei Jahre hintereinander mit 300 ℳ im Etat, während jedesmal ca. 20 000 ℳ erzielt worden ſind. Alſo auch hier wird ſich eine Er⸗ höhung herbeiführen laſſen. Ebenſo haben wir einen Poſten von 10 000 ℳ für Entnahme von Waſſer aus der Spree, der demnächſt durch Geſetz aufgehoben wird, zu dem bisher noch die Ausführungsbeſtimmungen fehlen. Ganz beſonders ſcharf, glaube ich, werden wir uns den Schuletat, beſonders die Nachhilfeſtunden an⸗ ſehen müſſen. Zum Schluß meiner Ausführungen möchte ich ganz kurz auf unſern Armenetat eingehen. Der Ar⸗ menetat iſt diesmal wiederum um 200 000 ℳ% ge⸗ wachſen, er kommt jetzt dicht an die 3 Millionen heran. Mir liegt ein Ausſchnitt aus der heutigen Morgen⸗ ausgabe des Berliner Tageblatts über den Etat der Stadt Neukölln vor. Darin heißt es, daß dort das Armenweſen einen Zuſchuß von 247 000 ℳ“ erfordere. Wenn das richtig ſein ſollte, was ich allerdings ſelbſt bezweifle, dann iſt es unverſtändlich, wie Charlotten⸗