Sitzung vom 26. Februar 1914 ordentlich richtig gehandelt hat, dieſe Nummer ohne weiteres zu ſtreichen. Ich nehme auch an, daß ſich der Magiſtrat trotz ſeines tiefen Schmerzes ſchon mit der Streichung abfinden wird. Als der Herr Oberbürgermeiſter hier in Char⸗ lottenburg einzog, da ſagte er: Jeder Einwohner ſoll ſich in Charlottenburg wohl fühlen. Nun, ich meine, dem Herrn Oberbürgermeiſter wird und muß das Gefühl aufſteigen, daß, wenn dieſe Steuervorlage angenommen wird, dann ein Teil der Bevölterung ſich nicht wohl fühlen kann. Sie iſt tatſächlich ſehr bedrückt. Meine Herren, die Erfahrungen, die ich auf Grund des vorliegenden Materials gemacht habe, zeigen mir denn doch, daß die Stadt Charlottenburg ſich ſelbſt mit einer derartigen Steuer ſchädigen wird. Nun iſt hier eine Richtigſtellung der Behauptung verſucht worden, die in der Denkſchrift zu leſen war, daß der Stadt für die Abnahme von Licht und Kraft 400 000 %ℳ Einnahmen verloren gehen werden. Im Etatsausſchuß iſt erklärt worden, daß von den in Frage kommenden ca. 40 Kinos mindeſtens 20 ein⸗ gehen würden, und auch der Herr Kämmerer hat er⸗ klärt, ſie würden eingehen; wenn nicht direkt, ſo wird ihnen indirekt durch dieſe Steuer der Garaus gemacht werden. (Widerſpruch am Magiſtratstiſch.) — O ja, Herr Kämmerer, das waren Ihre Worte; ich halte mich ganz daran. Und heute hören wir, daß nur 225 000 ℳ insgeſamt für elektriſches Licht und Kraft vereinnahmt werden. Wenn wir nun 20 Kinos in Abrechnung bringen, ſo hat die Stadt immerhin einen Verluſt von 112 500 ℳ. Ich glaube, dieſe Be⸗ rechnung wird ſtimmen. Man kann aber umgekehrt eine andere Rechnung auch nicht aufmachen; denn wir kennen die Steuer in ihrer Wirkung bis jetzt noch nicht. Es ſteht uns aber noch ein weiteres Zahlenmaterial zur Seite: wird die Steuer eingeführt, ſo wird von dem überhaupt in Frage kommenden Kapital eine Summe von rund 1 Million aus der Stadt hinaus⸗ gedrängt. Nehme ich ferner an, daß auf jedes Kino § Perſonen kommen, ſo werden rund 200 oder doch 160 Perſonen eriſtenzlos. Weiter kommen die größeren Kinos in Frage, die bisher größere Kapellen beſchäftigt haben, wo auch das Bedienungsperſonal größer iſt. Auch dieſe Steuerzahler wird die Stadt Charlotten⸗ burg los werden; damit muß ſie rechnen, ein beſtimm⸗ ter Ausfall des Einkommens wird ohne weiteres zu verzeichnen ſein. Wenn wir nun ferner in Betracht ziehen, daß auch die Gaſtwirte und Saalbeſitzer beſteuert werden, ſo trifft das zu, was im Etatsausſchuß geſagt worden iſt und was hier auch ſchon der Herr Kollege Zander ſo⸗ wie mein Freund Hirſch angeführt haben, daß die Saal⸗ beſitzer auch unter der verminderten Steuerlaſt, wenn ſie auch im Ausſchuß auf die Hälfte reduziert worden 75 das, was der Magiſtrat in den Etat eingeſetzt hat, nicht mehr richtig, es verändert ſich erheblich, und die 150 000 ℳ, die bar in die Kaſſen fließen ſollen, wer⸗ den nicht eingehen. Wenn nun geſagt worden iſt: um den Etat balanzieren zu können, müſſen wir dieſe 150 000 ℳ haben, ja, meine Herren, dann iſt es doch um Charlottenburg außerordentlich traurig beſtellt. Dann rächt es ſich, daß nicht ſchon längſt die direkten Kommunalabgaben, wie wir das vor zwei Jahren be⸗ reits beantragt haben, erhöht worden ſind. Damals haben Sie es abgelehnt und haben geſagt, wir wollen bei 100 bleiben, während wir 110 % vorſchlugen. Wenn wir nun in Betracht ziehen, daß ſchließlich von dieſer ganzen Kinoſteuer 50⸗ oder 80 000 ℳ übrig bleiben, meine Herren, warum ſollen wir dann ſo viele Exiſtenzen unglücklich machen und unter Umſtänden vollſtändig beſeitigen“ 6 Ich bin derſelben Meinung wie mein Freund Hirſch, der da ſagte: dieſe Steuer iſt ſagen wir ein⸗ mal — kopflos gemacht worden, (Rufe: Na! Nal) und zwar inſofern: der Herr Kämmerer hat geſagt, daß die Anregung zur Luſtbarkeitsſteuer ſchon einmal im Jahre 1910 gegeben worden iſt. Aber wir ſchwammen ſa damals im Golde, und das Endreſultat war, daß alle ſehr vernünftigen Anregungen des Herrn Ober⸗ bürgermeiſters von der Mehrheit des Hauſes abge⸗ lehnt wurden. (Zuruf: Na alſo!) — Ja, und jetzt rächt ſich das, was Sie und Ihre Freunde 1910 nicht haben wollten. Sie wollten vor drei Jahren der Erhöhung der Kommunalabgaben nicht zuſtimmen, und da nun der Magiſtrat Ihre Stim⸗ mung kennt, ſo iſt er jetzt mit etwas gekommen, dem ein Teil dieſes Hauſes freudig zuſtimmen kann. Herr Kollege Neumann ſagte: wir müſſen immer das tun, was unſere Nachbarſtädte, die anderen um⸗ liegenden Gemeinden machen. Ja, wenn wir uns die nur immer zum Muſter nehmen würden! Als wir die Arbeitsloſenverſicherung hier zu beraten hatten, da haben wir uns auch nicht um andere Gemeinden be⸗ kümmert; da haben wir einfach geſagt, wir warten noch ſo lange, trotzdem Schöneberg die Arbeitsloſenverfiche⸗ rung in dem Sinne, wie wir es wünſchen, einge⸗ führt hat. (Zuruf: Wer noch?2) Alſo wir richten uns nicht immer danach, was die an⸗ deren Gemeinden tun. Wenn nun der Herr Kollege Otto auf die Liſten hinwies, die hier ausliegen, ſo gebe ich ihm inſofern vollſtändig Recht, als die Liſten bei den einzelnen Intereſſenten ausliegen und jeder Beſucher wohl meiſtens gefragt wird: wie denkſt du über die Luſt⸗ iſt, noch erheblich zu leiden haben. Richtig iſt, daß barkeitsſteuer? Auf dieſe Weiſe kommen die Unter⸗ die Saalbeſitzer hier in Charlottenburg jetzt ſchon ohne dieſe Steuer einen außerordentlich ſchweren Stand haben, und an ein Abwälzen dieſer Steuer auf Vereine, auf das verkehrende Publikum oder durch Aufſchläge auf Speiſen und Getränke iſt wohl nicht zu denken. Wenn ich mir alſo die Steuer in ihrem Werte, ihrer ganzen Aufmachung nach anſehe, dann ſage, ich mir olgendes. Der Magiſtrat hat 175 000 ℳ in den Etat eingeſtellt. Im Etatsausſchuß haben wir die Sätze faſt um die Hälfte vermindert; folglich iſt auch ſchriften zuſammen. Nun wird aber der betreffende Geſchäftsmann oder Wirt ſeinen Kunden oder Gaſt nicht gefragt haben: wo wohnſt du? ſondern er wird ſagen: du biſt Gaſt bei mir, kommſt vielleicht jeden Tag zu mir, unterſchreibe doch einmal; das allgemeine Intereſſe kommt hier in erſter Linie in Frage. Und wenn man auch Charlottenburger Bürger iſt, ſo iſt doch zu erkennen, was für eine Meinung in anderen Kreiſen über eine derartige Beſteuerung herrſcht. Es freut mich außerordentlich, wenn ich höre, daß es auch